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Tagebuch - März 2008

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Montag, 3. März 2008

[03.03.2008, mo, 16:30]

Inzwischen ist mir klar, warum ich mich erkältet habe: nicht weil mir kalt war, sondern weil ich bei Sprechen kalte, feuchte Luft eingeatmet habe.

Seit ich nicht mehr oder sehr wenig laufe, ist meine Lunge nicht mehr an kühle Luft gewöhnt, die beim Sprechen tief in meine Lungen gelangt. Da werde ich vorbeugen müssen.

Im Herbst 2007 telefonierte ich mit meinen Bruder, während ich vom Stern-Center nach Hause zu Fuß unterwegs war. Vorige Woche traf ich einen alten Freund, wir sprachen einige Zeit miteinander. Beide Male war das Wetter kalt, feucht, windig. Beide Male hab ich mich erkältet, allerdings merkte ich nichts, weil mir nicht kalt war, sondern meiner Lunge die Luft nicht gefallen hat, was sie mir jedoch erst mitteilte, nachdem es passiert war. Das nächste Mal werde ich vorsichtiger sein.


[18:00]

Bin nicht zum Arzt gegangen, sondern hab für die zehn Euro Praxisgebühr planzlichen Hustensaft gekauft (eine Flasche mit 100 ml zu rund 5 Euro).

Meine Ärztin macht Urlaub, und da ich in diesem Quartal einen Termin bei ihr hatte, hätte ich doppelt Parixgebühr bezahlt.

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Mittwoch, 5. März 2008

[05.03.2008, mi, 18:45]

Wer mich extrem nervt? Egal, welche Online-Zeitung ich auch aufschlage, die Heilung meiner Erkältung behindert geradezu durch ihre Nervigkeit: Hillaray Clinton!

Es gibt nur einen Politiker, der fast so belastend ist: Gerhard Schröder.

Den sah ich mal kurz nach der Wende in einer Talk-Show, hatte keine Ahnung, wer er war, bekam dann nur mit, daß er Ministerpräsident von einen Bundesland war, und dachte, was ist denn das für ein Arsch.

Schröder konnte ich also auch schon nicht mehr sehen, bevor er an der Macht war, und seine Zeit als Bundeskanzler war für mich unerträglich.

Vielleicht haben Schröder und Clinton das sehr ichbezogene gemeinsam, die theatralische Überbewertung der eigenen Person, mit deren Entzug sie hin und wieder drohen, damit alle anderen wieder ganz brav sind.

Gern dürfen Politiker Gefühle zeigen - aber bitte die Erwachsenen.


[21:00]

Nehme seit Montag nachmittag planzlichen Hustensaft - hab heute die zweite Flasche gekauft und angefangen -, der meiner Erkältung auf sanfte Weise entgegenwirkt.

Nächste Woche werde ich vermutlich wieder gesund sein.

Ich hätte eher Hustensaft nehmen sollen.

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Donnerstag, 6. März 2008

[06.03.2008, do, 14:00]

Gestern abend lag ich im Bett, war kurz vorm Einschlafen, fühlte mich gut. Plötzlich dachte ich mit einem letzten Stück Bewußtsein: ich hab keinen Hustensaft vorm Einschlafen genommen. Noch ehe ich mich fragen konnte, ob ich denn überhaupt noch aufstehen könnte, bevor ich mich gleich auf die andere Seite zieht, sagte ich mir: kein Husten, Nase ist frei - schlaf.

Das war ein Fehler. Noch in der Nacht bekam ich wieder starken Husten, der aber nichts brachte, ich meine, keinen Schleim aus der Lunge beförderte, sondern mich nur ärgerte.

Eigentlich hatte ich so ein Gefühl, noch diese Woche wieder gesund zu sein - ich merkte schon wieder Kraft in meinem Rücken, schlich nicht mehr nach vorn gebeugt durch die Wohnung -, aber das kann ich vergessen. Der selbstverschuldete Rückfall heute nach ...

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Freitag, 7. März 2008

[07.03.2008, fr, 11:30]

Hab bisher (seit Montag) zwei Flaschen Hustensaft gebraucht.

Er enthält Wirkstoffe verschiedener Pflanzen und hat sehr gut geholfen.

Eigentlich hätte ich zum Arzt gemußt, hätte vermutlich auch Antibiotika nehmen müssen, weil die Erkältung sehr schlimm war, teilweise schon bis zu den Ohren vorgedrungen, so daß ich dachte, ich bekomme auch noch eine Mittelohrentzündung.

Auch habe ich die erste Woche (Dienstag, 26. Februar, bis Montag, 3. März) keine Mittel gegen die Erkältung eingesetzt, nicht einmal Vitamin C. Im Grunde kuriere ich mich erst seit Montag, nachdem ich eine Woche hoffte, sie würde einfach so verschwinden wie im vorigen Herbst.


[13:00]

Hab mir noch zwei Flachen gekauft, auch wenn ich sie wohl nicht brauchen werde, möchte aber vermeiden, daß ich Sonntag vormittag keinen Hustensaft mehr habe und dadurch vielleicht wieder einen Rückfall provoziere.


[19:00]

Oft klingen folgende Sätze ich mir nach:

Ich schreibe auf, was ich weiß. Ich schreibe nur auf, was ich weiß.

Alle kennen Havemann. Keiner kennt Havemann.

Zitiert aus Florian Havemanns Buch "Havemann".

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Montag, 10. März 2008

[10.03.2008, mo, 2:00]

Jetzt ist Schluß mit Hustensaft!

Alle zwei, drei Stunden wachte ich durch einen Hustenanfall auf, nahm Hustenhust, der mir schon zu den Ohren rauskommt, und versuche wieder einzuschlafen.

Um nur zwei oder drei Stunden zu schlafen, schlucke ich das Zeug nicht mehr!


[10:00]

In der Sonne sind es 25 Grad Celsius.

Ich gehe in die Stadt, tanke Sonnenenergie, lüfte meine Lunge durch.

Übrigens meine Hustenanfälle sind eher weniger als mehr geworden, nachdem ich keinen Hustensaft mehr genommen habe.


[13:00]

War sehr schön.

Hab vermieden, zu sprechen und versucht, nur "liebe" Luft in meine Lungen zu lassen, also nur kontrolliert Luft in die Tiefe meiner Lunge strömen zu lassen.


[16:45]

Etwas sagt mir, ich sollte jedoch noch nicht ganz auf den Hustensaft verzichten. Also nehme ich noch einmal eine Dosis.

Vorbei ich nicht an den Alkohol denken darf, der im Hustensaft enthalten ist, durch den ich vermutlich Magenschmerzen bekommen habe. Das war auch heute nacht der Auslöser, keinen Hustensaft mehr zu nehmen: der Hustenreiz ließ nur für zwei bis drei Stunden nach, meine Magenschmerzen nahmen jedoch zu.

Den ich habe, werde ich aufbrauchen, neuen werde ich nur noch ohne Alkohol kaufen.


[17:15]

Im Schatten sind es immerhin noch 13 Grad Celsius.


[17:35]

"K-Pax" - ein wunderbarer Film, den ich seit vorgestern schon mehrmals gesehen habe.

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Dienstag, 11. März 2008

[11.03.2008, di, 9:00]

Hab meinen Hustensaft entsorgt!

Allein schon der Gedanke, welchen zu nehmen, macht mir Magenschmerzen.

Allerdings bin ich, nachdem ich im Internet nachgelesen habe, mir nicht mehr sicher, ob der Alkohol im Hustensaft zu meinen Magenschmerzen führt - es kann auch der Wirkstoff selbst sein.

Wobei es nur von Vorteil ist, als Alkoholiker keinen Alkohol zu sich zu nehmen. Mein nächster Hustensaft wird also auf jeden Fall ohne Alkohol sein.


[15:00]

Der neue Hustensaft spricht sofort an und macht keine Magenschmerzen.

Irgendwie scheint er auch sanfter mit mir umzugehen. Vielleicht hatte der alte zu viele Wirkstoffe ...


[21:00]

Heute titelt die FAZ.de: 3,2 Millionen Arbeitslose gelten nicht als arbeitslos.

Die FAZ schreibt:

Rund 3,2 Millionen Personen, die derzeit Arbeitslosengeld beziehen, tauchen in der Arbeitslosenstatistik nicht auf. Dies hat der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium, Klaus Brandner, jetzt auf eine kleine Anfrage der FDP mitgeteilt.

[...]

Die FDP-Abgeordnete Claudia Winterstein, Berichterstatterin für den Haushalt Arbeit und Soziales im Bundestags-Haushaltsausschuß, moniert deshalb: "Die Arbeitslosenstatistik sagt nur die halbe Wahrheit."

Die Regierung verweise stolz auf sinkende Arbeitslosenzahlen, sagte sie dieser Zeitung in Berlin.

"Wer aber nur die statistische Arbeitslosigkeit betrachtet, schönt die Bilanz und betrügt sich selbst. 2007 gab es offiziell 3,77 Millionen Arbeitslose, aber 6,34 Millionen Leistungsbezieher."

Von allen Arbeitslosen erhielten 82 Prozent Geld aus der Arbeitslosenversicherung.


Sind also statt offiziell 3,77 Millionen, nicht nur inoffiziell 6,34, sondern tatsächlich 7,73 Millionen Menschen arbeitslos?


Jetzt wird amtlich bestätigt, daß weder die gefühlte hohe Arbeitslosikeit noch der gefühlte nicht-spürbare Aufschwung keine Täuschung, sondern Wirklichkeit waren bzw. sind.

Ich wette, trotzdem werden die auflagenstarken Tageszeitungen wieder diese Lügenstatistik auf ihren ersten Seiten veröffentlichen und ich fetten Lettern titeln: "Wieder weniger Arbeitslose! Aufschwung hält unvermindert an!"

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Mittwoch, 12. März 2008

[12.03.2008, mi, 12:00]

Ich genieße es, hilfreiche Medizin einzunehmen, ohne Magenschmerzen zu bekommen!


[19:00]

Sicherlich keine Zeit, um ins Bett zu gehen, falls man nicht in der Nacht wieder munter sein will, aber ich habe die letzten Tage wenig und vor allem sehr schlecht geschlafen.


[23:30]

Ich habe Dingen geträumt, die mein Probelesen von Jonathan Littell's "Die Wohlgesinnten" auf FAZ.de auslöste.

Das letzte Buch, das mich positiv im Schlaf besuchte, war Florian Havemann's "Havemann", was es zur Zeit leider nicht zu kaufen gibt, da es zensiert wurde. Lange Zeit davor (2003) war es J. M. Coetzee's "Warten auf die Barbaren". Noch länger davor (1995) war es Peter Lourie's "Schweiß der Sonne, Tränen des Mondes".

Negativ im Schlaf besuchte mich zum Beispiel "Simplicissimus", was bei der vielen, authentisch dargestellten, weil wohl tatsächlich erlebten Gewalt nicht wundert.

Havemann, Littell (bzw. was der Übersetzer aus dem französischen Original gemacht hat) und Coetzee verbindert eine Sprache, der ich sehr zugetan bin: ich lese, lese, lese, und plötzlich bin ich drin.

Bei "Die Wohlgesinnten" sogar noch mehr als bei "Havemann", weil mich die sogenannten Revolutionäre weniger interessieren als die Frage, warum wir Deutsche unter Hitler ebenso stillgehalten und funktioniert haben wie unter Honecker.

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Donnerstag, 13. März 2008

[13.03.2008, do, 0:30]

Habe weitere Seiten von "Die Wohlgesinnten" gelesen und habe das Buch schließlich online bestellt.


[4:00]

Irgendwie beschäftigt mich das alles sehr ... Vielleicht sollte ich das Buch sofort kaufen, also aufstehen und um fünf Uhr ein Exemplar am Hauptbahnhof erwerben, wenn "Presse & Buch" öffnet?

Wenn ich halb fünf noch nicht eingeschlafen bin, werde ich aufbrechen.


[4:30]

Also gut. Aber es fährt noch keine Straßenbahn, nur hin und wieder ein Bus.


[4:38]

Hab die Bestellung für "Wohlgesinnten" storniert.


[5:00]

Bin schon zum Bahnhof Charlottenburg, ehemals Bahnhof Potsdam-West, gegangen. Eine Straßenbahn kommt noch lange nicht, aber in zwei Minuten ein Bus.


[5:12]

Habe Jonathan Littell "Die Wohlgesinnten" gekauft.

Fahre wieder nach Hause.


[7:30]

Konnte immer noch nicht schlafen, hab gleich mal einige Seiten gelesen.


[17:00]

Ich bin sehr begeistert von dem, was Littell schreibt.

Mich interessiert sehr (bin auf Seite 127), wie die Geschichte weitergeht, ganz speziell, warum Thomas Hauser Max Aue geholfen hat, als dieser wegen Homosexualität angeklagt werden sollte. Ist Thomas vielleicht auch schwul und möchte Gleichgesinnte um sich haben?

Was so geschrieben wird von allwissenden Kritikern über das Buch und speziell über die Hauptfigur des Obersturmführers Dr. Maximilian Aue, daß es so einen SS-Mann niemals gegeben haben kann usw. interessiert mich nicht: ich habe als Offizier gedient, nein, nicht unter Hitler, aber unter Honecker, und ich war nicht selten überrascht, wie verschieden derselbe Offizier sein konnte; nicht nur das übliche nach oben buckeln, nach unten treten, nein, die ganze Brandbreite, wie Littell schreibt: "Keiner war typischer als irgendein Mensch in irgendeinem Beruf." (Seite 38)


[18:30]

Ob es wirklich nur um die Deutschen in "Die Wohlgesinnten" geht? Nein. Es geht um Menschen, und wie sie funktionieren.

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Freitag, 14. März 2008

[14.03.2008, fr, 7:00]

Bin auf Seite 217. Das sagt aber nicht viel, denn die Schrift in "Die Wohlgesinnten" ist sehr groß (rund 2,7 mm), der Text liest sich leicht.

[Anmerkung am 30. Oktober 2017, mo, 19:20: mit einem Typometer gemessen: 11 pt. Keine Ahnung, welche Art Punkte als Maßeinheit genommen wurde, aber die rund 2,7 mm stimmen auch. Und wenn ich in einem DTP-Programm eine 11 pt Schrift einstelle, hab ich ausgedruckt auch 11 pt gemessen.]

Und irgendwie kommt bei mir nicht so recht an, daß ich im Krieg bin.

Ja, ich bin an Erschießungen beteiligt, erschieße sogar selbst (Seite 183 bis 186), aber ich müßte es nicht, denn wenn ich mit Erschießungen nicht klar käme, könnte ich mich versetzen lassen.

Aber ich lasse mich nicht versetzten. Also erschieße ich weiter. Dann kotze ich. Aber ich drehe nicht durch, bringe mich nicht um.

Nun ja, ich fühle den Arm, dessen Hand meine Pistole abfeuert, von mir weg wandern. Aber als ich fertig erschossen habe, kommt der Arm zu mir zurück. Also halb so schlimm.

Selbstverständlich finde ich es nicht in Ordnung, daß wir die Leute erschießen. Er wäre viel besser, sie für uns arbeiten zu lassen. Aber das sage ich nur meinem Freund Thomas, und der sagt, ich soll das ja nicht so laut sagen und vor allem niemand anders.

So vergeht ein Tag nach dem anderen.

Und eine Seite kommt nach der nächsten. Seite für Seite.


[11:00]

Littell schreibt (Seite 284):

Wie soll man diese Empfindungen jemanden beschreiben, der sie nicht kennt?

Genauso, wie Sie sich philosophisch ergießen, Herr Ich-Erzähler Littell, Herr Hauptsturmführer Dr. Aue, denn wenn jemand etwas beschreiben kann, damit ein anderer es erlebt, ohne es kennengelernt zu haben, ist es der, der gern Schriftsteller sein möchte, wie Sie beide, meine Herren.

Aber Philophosen zu zitieren ist natürlich einfacher: man schreibt nur ab.

Über viele, viele Seite umgarnt der schwule Max den Jüngling Partenau, beide SS-Männer, bringt ihm Philosoph für Philosoph bei, daß es wahre Liebe nur unter Männern gibt, der Führer ja eigentlich auch so denkt, aber eben nicht öffentlich, schwimmt mit ihm nackt im Schwarzen Meer, liegt mit ihm nackt am Strand, und als er endlich von ihm gefickt wird: "Wie soll man diese Empfindungen ..."

Auf keinen Fall, in dem man sie auf eine Stimulation der Prostata, "der Klitoris des armen Mannes" (Seite 284), reduziert. Selbst wenn man den jungen Mann nicht liebt, sondern nur begehrt, sollte man schon anders empfinden als wenn man sich von einem alten Sack ficken läßt - ansonsten kann man sich auch selbst irgendetwas in den Arsch schieben und seine "Klitoris des armes Mannes" stimulieren. Wobei ich sehr stark bezweifle, daß ein Mann insbesondere sexuell die breite und tiefe weiblicher Empfinden erleben wird; wie sehr er auch immer schwul sein mag, er bleibt eben ein Mann, dem die Natur den Auftrag gegeben hat, oft und schnell zu kommen.

Außerdem sollte man sich vielleicht nicht zu Anmerkungen hinreißen lassen, "warum die Frauen im allgemeinen so wenig Gefallen am Analvergehr finden, es sei denn, als Lust im Kopf" (ebenda).

[Im Buch steht "im Allgemeinen", das habe ich korrigiert, weil es die Schreibung des Übersetzers oder nur des Verlages ist, nicht die des Autors, der sein Buch in Französisch geschrieben hat. Ebenso habe ich andere Zitate aus "Die Wohlgesinnten" von vermeintlichen oder tatsächlichen Schreibungen der Rechtschreibreformen ab 1996 bereinigt. Sätze in dummer Schreibung wie: "Er lächelte von Neuem." (Seite 104) möchte ich niemanden zumuten, mir am aller wenigsten.]

Haben Aue/Littell denn überhaupt schon einmal einen Mann geliebt? Oder sich nur einen Dildo oder was weiß ich anal eingeführt, um sich als Frau zu fühlen?


Ein anderer nützlicher und für den Autor arbeitsparender Satz (Seite 189):

Doch ich denke nicht, daß weitere Beschreibungen von Nutzen wären.

Er bezieht sich auf Aues aktive Beteilung an den mehrtätigen Erschießungen, von denen er seinen ersten und einzigen Einsatz wiedergegeben hat (Seite 183 bis 186), die weiteren aber ausspart mit den Worte: "Doch ich denke ..."

Aber gerade hier hätte eine Möglichkeit bestanden, das ganze grauenvolle Ausmaß für Opfer und Täter zu beschreiben. Ist sicherlich schwieriger zu bewerkstellen als Philosophen zu zitieren, hätte dem Leser aber so tief hineinziehen können, daß einige wohl viele Nächte von Alpträume geplagt worden wären, vielleicht das Buch hätten nicht zu Ende lesen können. Aber so geht das Geplätschere weiter, wird aneinander gereiht, was man auch in Dokumenten über den Zweiten Weltkrieg lesen kann.

Selbstverständlich kann ich mir das Grauen auch selbst ausmalen - aber warum lese ich dann ein über dreizehnhundert Seiten dickes Buch?


Noch eine vertane Möglichkeit (Seite 236):

Ich schloß die Tür und masturbierte hastig, dann schlief ich augenblicklich ein, Hände und Bauch mit Sperma befleckt.

Wie Hauptsturmführer Dr. Aue aufgewacht ist, erfährt der Leser nicht. Schade. Kommt vielleicht sein Bursche, das Objekt der Selbstbefriedigung, ins nach Sex riechende Zimmer, um seinen Offizier zu wecken? Bekommen Herr Obersturmführer vielleicht die Hand nicht mehr erhoben zum deutschen Gruß, weil sie auf seinem Bauch angeklebt ist? Schämen Herr Obersturmführer sich vielleicht, weil es ihm gekommen ist, ohne in den Arsch gefickt worden zu sein?

Ich frage ja nur, weil mir nicht klar ist, weshalb ein Kapitel mit diesen Sätzen enden sollte.


Überhaupt ist das schon merkwürdig: eigentlich ist Obersturmbannführer Dr. Aue eine Frau, die gern Schwänze im Arsch hat - nie aber scheint sie/er dabei einen Samenerguß zu haben. Oder wird das vorausgesetzt, weil die Prostata stimuliert wird. Aber das ist doch kein Orgasmus, sondern nur ein Samenerguß, keinesfalls ein "bis sich die Zeit und der Schmerz auflöste" (Seite 99).

Sind also Sätze wie (Seite 107):

Und so entschloß ich mich, den Arsch noch voller Sperma, in den Sicherheitsdienst einzutreten.

nur große Worte, Angebergehabe, mehr nicht?

Warum muß ein Hauptsturmführer schwul sein, um dem Leser das Grauen der Endlösung näherzubringen?


Wegen mir kann der Führer auf Männer gestanden haben. Das ändert für mich nichts. Also kann er auch Frauen bevorzugen. Da sollte es bei einem popligen Hauptsturmführer auch egal sein.

Aber wenn, dann richtig: Ein richtiger Schwuler. Ein richtiger SS-Mann. Keine halben Sachen. Keine Sätze, bei denen man sich den zweiten Teil denken muß, die zum Paukenschlag ausholen, aber nie treffen.


[17:30]

Bin auf Seite 353.

Bis dahin hab ich es nur geschafft, weil ich mir nach Seite 284 meinen Lesefrust von der Seele geschrieben habe. Ansonsten hätte ich, noch mit vollen Frustspreicher, gar nicht weiter gelesen.

Auch habe ich nicht jede Zeile gelesen. Das war einfach zu langweilig. Immer die gleichen Sachen.

Ich stimme mit dem Autor überein, der auf Seite 352 schreibt:

Ich betrat die Galerie, um mir die Quelle anzusehen, wurde aber enttäuscht: Der Saal war nackt und leer, und das Wasser floß aus einem ordinären Wasserhahn.

und füge hinzu: ... und schmeckte nackt und leer.

Ansonsten wäre es egal, wie der Saal aussieht, der Wasserhahn, der Himmel und die Hölle.


Kann gut sein, daß ich nicht mehr in "Die Wohlgesinnten" lese. Jedenfalls hab ich auch beim Vorblättern nichts gefunden, was mich interessieren könnte.

Schade, denn Abschnitte wie

Wie es hieß, hatten unsere Pioniere die neue Brücke in einer einzigen Nacht montiert, und gleichmütige Feldgendarmen [...] regelten den Verkehr so selbstverständlich, als wären sie noch zu Hause. Die Wehrmacht hatte Vorfahrt; wir mußten warten. (Seite 43)

oder der Besuch des Schlosses von Lubart (Seite 51ff) erzeugte einprägsame Bilder und ermutigten mich, das Buch, das gegensätzlich, aber doch überwiegend positiv bewertet wird, zu kaufen.

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Samstag, 15. März 2008

[15.03.2008, sa, 9:00]

Mein Erkältung ist fast abgeklungen:

Mehrmals am Tag huste ich zwar noch, aber das belästigt eigentlich nicht mehr.

Auskuriert bin ich noch nicht, aber fast.


[9:30]

Hab "Die Wohlgesinnten" nicht beiseite gelegt. Bin inzwischen auf Seite 499 und bereits in Stalingrad.

Die Geschichte ist wieder interessant und teilweise nachhaltig geworden.

Falls man zu lange über irgendwelche Dialekte einer mir unbekannten Sprache diskutiert, ob wer Jude ist und getötete werden muß oder nicht, "höre" ich weg.

Ohnehin verstehe ich nicht so recht, warum einfache Bauern, nur weil sie Juden sind, getötet werden müssen, weil ich keine Gefahr fürs Reich sehe. Und teile damit auch die Meinung von einigen Offizieren.

Wenn ich ehrlich bin, verstehe ich überhaupt nicht, warum dieser Krieg geführt wird, und dabei ist er kurz vorm Kippen: bald werden die Deutschen vor Stalingrad geschlagen sein, und zurückgedrängt, und am Ende ist Deutschland kleiner als zuvor und außerdem geteilt.

Vermutlich ging es auch damals um Bodenschätze und Einflußgebiete, um Macht. Jedenfalls glaube ich nicht, daß der Krieg begonnen wurde, um die Juden zu vertreiben oder gar auszurotten: was hindert es Deutschland in seiner Entwicklung, wenn irgendwo im hinteren Kaukasus Juden leben, die sich vor Unzeiten mit Mongolen oder Türken oder Armenien vermischt haben?

Daß in bestimmten Postionen keine volksfremden, den Staatsinteressen abgeneigte Personen Einfluß haben, war damals so wichtig wie heute, aber die wurden ja schon vor Beginn des Krieges entmachtet.

Also der Krieg deshalb, um wachsen zu können? Das hätte man wirklich intelligenter anstellen können! Wenn man denn intelligenter gewesen wäre. Aber das Volk der Dichter und Denker wollte einen Krieg ebenso wie sein Führer, und als die Niederlage nicht mehr abzuwenden war, schoben sie die Schuld auf den Führer: wir konnten ja nicht anders.

Vielleicht stimmt es ja sogar. Man braucht sich nur anzusehen, welchen Stellenwert Volkentscheide im heutigen Deutschland, das sich als Demokratie bezeichnet, haben. Oder wie das Volk heute belogen wird, um es für die Staatsinteressen zu gewinnen. Nicht nur das Deutsche, sondern jedes.

Für mich ist die Rechtschreibreform ein sehr gutes Beispiel für die Machtbessenheit und vor allem Machtdurchsetzung des Staates: es ging nie um eine bessere Rechtschreibung. Dafür hätte man die Schwächen und Fehler der alten nur zu beheben bzw. zu korrigieren brauchen. Das hat man nicht getan, sondern hat alles durcheinander gebracht und Quellen für neue Fehler geschaffen.

Da haben einige wenige Leute auch nur ihre, mir bisher unverständlichen Ziele durchgesetzt. Und wieder schweigen alle. Ist ja nicht so schlimm. Betriff uns ja nicht. Wird sich von selbst geben, wenn die oben sich ausgetobt haben. Usw. Selbst große Zeitungen und Verlage wurden in die Knie gezwungen. Dabei ist die "neue" Rechtschreibung immer noch nur für Schulen verbindlich.

Bei der Rechtschreibreform geht es eigentlich um nichts. Das Volk schrieb und schreibt ohnehin wie es will. Aber trotzdem rückt der Staat, auch im Angesicht der Niederlage, weil Nichterfüllung der gestellten Ziele, keinen Stück von seinen Maßgaben ab.

Der Staat hier und heute und der Staat im Dritten Reich unterscheiden sich nach meiner Auffassung nicht im Durchsetzen seiner Interessen und im sturen Beharren darauf. Das ist wie ein Automatismus, der einmal in Bewegung versetzt, nicht mehr aufzuhalten ist. Dabei würden nur einige Sätze einer Person reichen, um die Scheiße damals ebenso zu beenden wie heute. Aber diese eine Person gab damals nicht Halt, und sie gibt heute kein Halt. Nicht nur bei der sinnlosen, aber in den Folgen verherrenden Rechtschreibreform, sondern auch in allen anderen "Reformen", die ihr angebliches Ziel schon verfehlt haben, bevor die Maßnahme begonnen hat.

Ich sage keinesfalls, der Staat damals und der Staat heute sind dieselben.

Damals haben wir Deutschen die Juden vertrieben, ermordert; heute geben wir ihnen Geld, damit sie morden können.

Damals hat man die Autobahn gebaut, aufgerüstet und so die Arbeitslosen von der Straße geholt, heute fälscht man die Arbeitslostenstatistik, weil die Menschen nicht mehr in dem Maße für Arbeit gebraucht werden und von Maschinen ersetzt werden.

Zahlen eigentlich auch Maschinen bzw. deren Besitzer in die Arbeitslosen-, Kranken-, Rentenkasse ein? Müßte sie, denn sie haben den Arbeitern die Arbeit weggenommen. Wovon der Arbeiter aber nichts hat. Zum Glück kommen Arbeitslose und andere Asoziale nicht mehr wie damals in Erziehungs- oder Konzentrationslager, sondern bekommen Hartz 4 und können den ganzen Tag zu Hause sitzen und sich von Staat und Medien verdummen lassen.


Ich bin vom Thema abgekommen. Nicht viel, aber immerhin.

Jonathan Littell geht in seinem Buch "Die Wohlgesinnten" der Frage nach, warum das alles passieren konnte. Nicht, weil es schwule SS-Männer gab. Nicht, weil die Deutschen die Juden ausrotten wollten. Nicht, weil die Deutschen Krieg haben wollten.

Es konnte damals passieren, und es kann heute wieder passieren, weil einige Menschen den Staat für ihre eigenen Interessen nutzen, und der Staat, diese unüberschaubare Maschine aus lebenden Wesen, verteilt die Aufgaben, diszipliniert und lobt, lenkt uns alle nach dem Willen seiner Bestimmer.

Deshalb kann ein SS-Mann auch schwul und seelisch krank sein - so lange er gut funktioniert und den Lauf der Maschine nicht stört.

Vermutlich hat Littell gerade deshalb keinen Menschen aus der Masse genommen, weil der Staat als Verknüpfung von Menschen zu einer Maschine das Wichtige ist, nicht der einzelne Mensch.

Wenn der Staat gut funktioniert, macht auch jemand, was der Staat will, selbst wenn er es gar nicht will.

Die DDR ist zugrunde gegangen, weil der Staat nicht mehr funktionierte, nicht weil seine Bürger die DDR nicht mehr wollten. Da hätte die DDR ja schon 1953 oder 1961 am Ende sein müssen.

Im Grunde ist die DDR auch zu Ende gewesen, obwohl einige gar nicht den Versuch einer neuen, nicht auf Privateigentum von Produktionsmittels beruhende Gesellschaft gescheitert sahen.

Und die Bundesrepublik gibt es noch, weil der Staat noch funktioniert, nicht weil deren demokratisches Modell Zukunft hat.

Weder hier noch in USA noch sonstwo.


[12:00]

Eigentlich ist es dem Staat auch egal, ob es 3 oder 10 Millionen Arbeitslose gibt - so lange der Staat funktioniert.

Sicherlich weiß er nicht, was passiert, wenn sich 10 Millionen Arbeitslose bewußt werden, daß es für sie keine Arbeit mehr gibt, und hat sicherheitshalber die Statistik gefälscht.

Aber gefälscht kann man gar nicht sagen. Es ist wie beim Doping: die Bestimmungen legen fest, wer dopt und wer nicht - eben nimmst du legale Mittel, jetzt eben nicht mehr.

Oder du hast einen guten Arzt, der deine ehemalige Krankheit nicht noch einmal ausbrechen lassen will, weshalb er dir Mittel gibt, die bei anderen Doping wären; dann bist du als Radsportler auf Jahre unbesiebar.

Wegen der Arbeitslosen muß sich der Staat wohl keine Sorgen machen, so lange sie weiterhin so leben können wie jetzt. Sorgen muß er sich wegen der Arbeiter machen, die immer mehr und immer länger arbeiten, aber immer weniger Geld dafür bekommen bzw. mit immer niedrigeren wirklichen Stündenlöhnen abgespeist werden. Die wollen dann irgendwann nicht mehr arbeiten. Aber vielleicht gibt es dann auch schon für diese Arbeiten Maschinen.


[13:00]

Meine Gedanken machen mich traurig.

Eigentlich wollte ich nur ein Buch über den Faschismus lesen, muß aber erkennen, daß man in der heutigen Zeit keine bessere Zukunft hat als damals, außer daß es nicht täglich um Leben oder Tod geht.

Sich für eine bessere Gesellschaft einzubringen, die mit dem ewigen Wachsen und der daraus folgenden Zerstörung alles anderen endlich aufhört - das würde ich gern, aber ich sehe nicht, daß der Staat daran interessiert ist.

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Sonntag, 16. März 2008

[16.03.2008, so, 9:00]

Gestern nachmittag hab ich schon mal wieder draußen gesprochen, mich eine ganze Weile mit jemand unterhalten. Zur Erinnerung: als ich das das letztemal tat, vertrug ich die Luft in den Lungen nicht und erkältete mich stark.

Bisher macht sich kein Rückfall bemerkbar. Sieht so aus, als wenn ich nicht nur fast wieder gesund bin (ich huste kaum noch, meine Lunge pfeifft nicht mehr, ich kann wieder gut und in jeder Lage schlafen), sondern auch "abgehärtet".


[9:20]

Bin auf Seite 588.

Wir sind nicht mehr in Stalingrad, sondern auf der Insel Usedom zum Genesungsurlaub, um die Folgen eines Kopfdurchschusses auszuheilen.

Atemberaubend, was man so alles denkt, wenn einem eine Kugel durch den Kopf geschossen wurde: 19 Seite nimmt uns Hauptsturmführer Aue mit auf seine surrealistische Reise. (Unter anderem fliegt er in einem Zeppelin. Da mußte ich an Thomas Pynchon's "Against the Day" denken. Das Buch erschien allerdings nach "Les bienveillantes", wie das französische Original von "Die Wohlgesinnten" heißt.)

Weitere fünf Seiten braucht Aue, der zum Sturmbannführer befördert wurde, damit seine Seele in seinen Körper zurückkommt und um wieder denken, sprechen, laufen zu lernen.


[10:30]

Sehr angenehm lesen sich Aues Streifzüge durch Stalingrad: man begleitet ihn, sieht nicht nur wie er, sondern sieht so, wie man tatsächlich sieht.

Man sieht eben nicht gleich alles und weiß eben nicht immer gleich, was es ist, sondern man sieht meist erst einen Teil, verfolgt den dann zum einen oder zum anderen Ende, niemals gleichzeitig zu beiden, und irgendwann, nachdem der Blick hin- und hergeschweift ist, wird einem klar, was man sieht. Oder auch nicht, weil man weitergezogen ist, keine Zeit hatte, noch einmal zu dem zu blicken oder gar noch einmal dorthin zu gehen, was bereits hinter einem liegt.

So nimmt Jonathan Lettell den Leser mit auf seine Reise. Der Leser hingt nie hinterher, muß sich nie erst komplexeste Bilder vergegenwärtigen und auf ein intellektuelles Gewußtwo warten.

Gleichzeitig sind es keine Wanderungen durch einen weitläufigen Garten, sondern Bewegungen im Irrgarten des Krieges. Oft gibt es ein Plötzlich: unerwartet ist das eine zu Ende, obwohl man sich aufs Verweilen eingerichtet hat, und etwas anderes beginnt dermaßen schnell und intensiv, daß man nach wenigen Zeilen vergessen hat, wo man eben noch bleiben wollte.

Nach meinem Eindruck wird "Die Wohlgesinnten" immer stärker. Ich will nichts mehr sonst tun, außer Dr. Aue begleiten.

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Montag, 17. März 2008

[17.03.2008, mo, 11:00]

Bin auf Seite 824.

Inzwischen hat Dr. Aue seine Mutter und seinen Stiefvater umgebracht, kann ich aber nicht daran erinnern (Seite 735 bis 743).

Schade. Was nutzt blutige Rache, wenn man sie unbewußt vollzieht?

Abwarten, ob es Dr. Aue etwas gebracht hat, ob er sich endlich von Männern ficken lassen kann, ohne beim Orgasmus seine Mutter von seinem geistigen Auge in einen Spiegel projeziert zu sehen (Seite 719), was wohl der Anlaß ist, seine Mutter umzubringen, denn

An diesem Abend [als er sich von einem Kellner ficken ließ, Seite 701] hatte ich mehr denn je das Gefühl, unmittelbar mit meiner Schwester verbunden zu sein, sie mir einzuverleiben.

So recht erschließt sich mir nicht, welche Rolle Aues Liebe zu seiner Schwester, sein Wunsch wie sie, eine Frau zu sein für sein Dasein als SS-Mann spielt. Ich kann mir "Die Wohlgesinnten" auch ohne Aues Sexualleben vorstellen, sehe keine Einschränkung für die Handlung, zumal Sex ansonsten keine große Rolle spielt.

Vielleicht läuft es ja auf einen Vergleich hinaus: wie der Staat im großen, so Aue im kleinen.

Beim Arbeiten [Holzhacken] dachte ich: Im Grunde ist das kollektive Problem der Deutschen das gleiche wie meines; auch sie sind bemüht, sich von einer schmerzlichen Vergangenheit zu befreien, reinen Tisch zu machen, um ganz neu anfangen zu können. So können sie auf die radikalste aller Lösungen verfallen, den Mord, den grausigen Schrecken des Mordes. Aber war der Mord eine Lösung? (Seite 735)

Danach ißt er noch mit seiner Mutter und seinem Stiefvater zu Mittag. Vielleicht bildet er sich das aber auch nur ein.


Auch wenn ich auf das Sexuelle in "Die Wohlgesinnten" verzichten kann, schätze ich die Lektüre sehr. Die Funktionsbeschreibung des Dritten Reiches macht mir deutlich, daß im Grunde jeder nur seine Arbeit gemacht hat, und die, die sie besonders gut gemacht haben, sind aufgestiegen, wurden anerkannt, die anderen waren weiterhin einer von vielen.

Aber irgendwie will doch jeder zu den Besten gehören, oder? Was kann der einzelne dafür, in dieser oder jener Zeit geboren zu sein. Hat er Glück, wirkt er fürs Menschenwohl, hat er Pech, wird er zum Mörder.

Ich meine, wer versteht schon, was wirklich in der Welt geschieht und wer wirklich die Entscheidungen trifft.


[12:00]

In der Sonne sind es 15 Grad Celsius.

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Dienstag, 18. März 2008

[18.03.2008, di, 14:00]

War beim psychologischen Dienst des Arbeitstamtes wegen der Begutachtung aufgrund meines Antrages auf Unterstützung zum Fahrlehrer.

Die Mitarbeiterin des psychologischen Dienstes (ich glaube nicht, daß es eine Psychologin war - jedenfalls hab ich noch keinen Psychologen in praktischer Tätigkeit erlebt, der bereits in den ersten Minuten des Kennenlernens sagte er/sie "müsse sich auch mal durchsetzen", wie sie es ausdrückte) unterstützt meinen Antrag nicht, weil sie, wenn ich sie richtig verstanden habe, mir nicht zutraut, mich auf Fahrschüler einzustellen.

Das hat sie herausgefunden nach den ersten Minuten unseres ersten Gespräches, bevor der mehrstündige Test begann, weil ich mich nicht kooperativ zeigte oder so.

Ich begrüße ihre Entscheidung.

Die Ergebnisse des Testes sprächen nicht gegen eine Ausbildung zum Fahrlehrer, meinte sie, allerdings ... Kann gut sein, Arbeitsamt und psychologischer Dienst arbeiten so gut zusammen, daß begutachtend Wünsche erfüllt werden.

Wenn es mein ausdrücklicher Wünsch wäre, Fahrlehrer zu werden, würde ich mir das nicht gefallen lassen.

Sie schien mir erleichtert, so als wenn man bei einer gefährlich vermuteten Schlange feststellt, sie ist nicht giftig, als sie sagte, meine Leistungen in fast allen Testgebieten waren durchschnittlich, wenn man mein Alter berücksichtigt.

Der Test hatte für mich auch etwas Gutes: bereits nach zwei (von vier oder fünf) Stunden Test am Computer war mir klar, daß ich mir auf keinen Fall fünf Monate lang jeden Wochentag bis acht Stunden irgendwelchen Verkehrstheorien usw. servieren lasse, die dann zu Hause noch nachzubearbeiten sind.


[16:30]

Höre und sehe Amy Winehouse's Konzert "Live in London".

War lange nicht mehr so von einer jungen Sängerin begeistert wie von Amy. Hab sogar geübt, ob ich auch so cool tanzen kann wie sie ...

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Mittwoch, 19. März 2008

[19.03.2008, mi, 10:30]

Kann gut sein, daß die Mitarbeiterin des psychologischen Dienstes eine studierte Psychologin war, denke ich heute, denn sie hat aufgrund ihrer Position so barsch reagiert, nachdem ich meinte, sie braucht jetzt nicht noch mal zu erzählen, was mich an Tests erwartet, weil ich die mir zugesandte Proschüre gelesen hätte, die der der Ablauf des Tages beschrieben worden ist.

Gedacht habe ich: Ganz davon abgesehen, was soll es bringen, wenn sie mir direkt vor den Tests erläutert, welche Tests mich erwartet: soll ich mich schnell noch vorbreiten.

Vielleicht hat sie meine Gedanken gelesen oder mein mißmutigen Gesichtsausdruck persönlich genommen. Daß sie so dominant reagierte, spricht nicht für sie als Psychologin.

Kann aber auch sein, daß ich auch hier weltfremde Ansichten vertrete. Auf alle Fälle, sollte man sie nicht so als Dienstleister gegenüber dem Kunden verhalten - sie bezeichnete mich als Kunden, aber vermutlich hat sie noch nie in einer Dienstleistung gearbeitet.

Außerdem ist der psychologische Dienst des Arbeitsamtes ebenso ein Machtapparat wie das Arbeitsamt selbst.


Daß sie mich nicht hat aussprechen lassen, nachdem ich ihre Frage beantwortete ... vielleicht stand vor dem Termin tatsächlich schon fest, wie das Gutachten ausfallen soll. Immerhin hat meine Sachbearbeiterin in der Beschreibung meines Falles zum Beispiel einfließen lassen, ich hätte bereits zwei Maßnahmen abgebrochen. Vielleicht ist das der Code für "für erneute Maßnahme nicht geeignet". Jedenfalls interessierte die Frau vom psychologischen Dienst nicht, was geschehen ist, und daß nicht ich die Maßnahme vom Arbeitsamt abgebrochen, sondern der Maßnahmeträger, und zwar in allen Fällen, war für sie wohl nur einen Bestätigung meiner Halsstarrigkeit.

Was solls: ich bin 50 Jahre alt, wurde vor über 30 Jahren ausgeschult, war die letzten 15, 20 Jahre beruflicher Einzelkämpfer, das heißt ich aber immer allein gearbeitet, und wenn hin und wieder mal nicht, hat man mich nach kurzer Zeit entlassen. Außerdem bin ich seit Jahren überzeugter Junggesell, wohne jedoch nicht mehr bei meiner Mutter.

Und als solche Person kam ich zum Gespräch und ging ich in den Test, denn seit William Gaddis's "Die Fälschung der Welt" weiß ich, man muß sich in den Künstler, dessen Werk man nacheifern will, in seine Welt und Zeit hineinversetzen, um ein "Original" schaffen zu können.

Insofern ist mein Verhalten doch klar, hätte sie doch nicht überraschen dürfen. Die Erbebnisse überraschten sie doch auch nicht. Halt. Meine Punktzahl im Rechtschreibtest hatte sie nicht erwartet: 18 von 20 Punkten, würde sie selten erleben, sei mein einziger Test, der überdurchschnittlich sei.

(Ich hab nur "Atrappe" statt "Attrappe" - kann mich nicht erinnern, schon einmal Attrappe geschrieben zu haben - und "tödlich" statt "tötlich" geschrieben, was ich immer durcheinanderbringe, immerhin schreibt man "Tod", nicht "Tot". Gut daß man nicht die "neuen" Rechtschreibung abfragte, obwohl an der Tafel stand, vermutlich für den Text, den man per Hand schreiben müßte, "neue Rechtschreibung", weil ich da verweigert hätte).

Im Rechtschreibtest schlecht abzuschneiden, könnte bei der Auswertung der Testergebnisse durch die Sachbearbeiterin des Arbeitsamtes eventuell als unglaubwürdig auffallen und soe die Ergebnisse insgesamt in Frage stellen, weil ich ihr mehrere eMails geschrieben habe und sie meine Rechtschreibung kennt.


Klar, daß ich 30 Jahre nach Schule nicht mehr weiß, wie man mit Brüchen rechnet, oder? Im Grunde hab ich alles vergessen, was man nicht als Wäscheausfahrer und auf Schnäppchen bedachter Konsument braucht.

Außerdem arbeitet das Hirn eines sehr spezialisierten Arbeitnehmers, wie ich es bin, nur auf seinen Gebieten optimal; in allen anderen braucht es sehr viel Zeit. Ist doch klar, oder? Deshalb habe ich viele Test gar nicht zu Ende geschafft. Und die Test, die viel Zeit zum Lösen ließen, waren mir zu schwer, so daß ich nach einer angemessenen Zeit eine Antwort auswählte.

Zwei- oder dreimal schreiterte ich bereits bei den Übungsausgaben, und der Computer schickte mir die Testleiterin, um mir einzelne Aufgaben zu erklären. Die ich dann auch verstand, aber in ihrer Erklärung lag irgendwie auch schon die Antwort, auf die ich jedoch allein nicht kam.

Nicht zuvergessen, ich rechnete immer im Kopf, nutze kein Papier für Nebenrechnungen, um den Test realistisch werden zu lassen, denn wenn ich keinen Taschenrechner nutzen durfte, den jeder heutzutage in seinem Mobiltelefon hat und also immer bei sich, dann hatte ich selbstverständlich auch kein Papier bei mir, schon gar kein Konzeptpapier, wie sie es nannten.

Wirklich erstaunlich, daß meine Leistung trotzdem durchschnittlich war. Das habe ich keinesfalls erwartet.


Beim Gedächtnistest hab ich unterdurchschnittlich abgeschnitten, erreichte nur 10 von 30 Punkten, wobei die meisten 20 erreichen.

Man hatte eine Minute Zeit, sich eine kurze, aber datenreichen Geschichte einzuprägen. Dabei hätte ich mir auf dem Konzeptpapier Notizen machen können, denn die Testleiterin ließ mich allein. Aber ich wollte nicht schummeln.

Hab die Geschichte auch nur einmal durchgelesen, als ich gemerkt habe, daß mir im wirklichen Leben niemand zumuten würde, mir sowas merken, sondern mich bitten würde, die Fakten aufschreiben.


Der Testraum war, als ich ihn kurz nach 9 Uhr betrag, sehr hell, gradezu grell, weil die aufgehende Sonne von hinten in die Raum strahlte und außerdem die meisten Leuchtstoffröhren leuchteten. Ich, so lange die Sonne nicht hinter der Rückwand verschwunden war, nur mit Sonnenbrille arbeiten, und das ging auch gerade so.

Außerdem war die Luft sehr stickig, keinesfalls geeignet, brütende Hirne ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Ich setzte mich also ans Fenter, um es sofort zu öffen.

Vielleicht ist mein Hirn auch nur verwöhnt, weil es von mir immer bekommt, was es braucht, um mir Freude zu machen. Oder die anderen sind weniger anspruchsvoll. Oder brauchen einfach weniger Sauerstoff ... obwohl: einer jungen Frau wurde schlecht, sie mußte den Test abbrechen. Eine andere junge Frau wurde von der Testleiterin darauf hingewiesen, daß 5 mal 5 nicht 10 ist, sondern 5 plus 5.

Bruchrechnung wurde durch die Testleiterin auf Anfrage so erklärt: 1/2 plus 1/4 - stellen Sie sich am besten eine Uhr vor: eine halbe Stunde plus eine viertel Stunden sind ... Ich brauche die Unterstüzung allerdings nicht, ist doch klar: 1/2 plus 1/4 sind 2/6, was man zu 1/3 kürzen könnte, was ich aber nicht getan habe, um nicht anzugeben.

Was solls, bei mir ist es eben noch länger her der Schule als bei den jungen Frauen.


[12:15]

Amy Winehouse singt und tanzt grandios!

Hab die DVD seit gestern schon fünf- oder sechsmal gesehen und gehört. Kann gar nicht genug bekommen.


[12:30]

Jonathan Littell "Die Wohlgesinnten" hab ich inzwischen bis Seite 900 gelesen.

Viele Seite bleiben mir leider nicht mehr. Deshalb lese ich täglich etwas weniger.

Dr. Aue hat seine Lagerbesichtigungen und den entsprechenenden Bericht abgeschlossen, ist wieder in Berlin und hat neue Aufgaben.

Mehr beschäftigen mich jedoch folgende seiner Gedanken (Seite 824f):

Wäre er [eine SS-Mann] in Frankreich oder Amerika geboren, hätte man ihn eine Stütze der Gesellschaft und einen Patrioten genannt; aber in er wurde in Deutschland geboren, und deshalb ist er ein Verbrecher.

[...]

... die amerikanische Politik, die ja Vorläufer und Vorbild für uns ist: die Schaffung von Lebensraum durch Mord und Vertreibung ...

(Auf Seite 828:)

Der Mensch, der zum Dienst in ein Konzentrationslager geschickt wird [...]: Er weiß, daß sein Wille nicht zählt und daß der Zufall einen Mörder aus ihm macht statt eines Helden oder Toten.

(Auf Seite 829:)

Wie hätte ein gewöhnlicher Mensch begreifen sollen, daß eine Sache, die eben noch gerecht gewesen war, plötzlich ein Verbrechen war?


[17:00]

Bezeichned für den Umgang von "Dienstleistern" im psychologischen Dienst, den Sachbearbeitern, zu "Kunden", den Arbeitslosen, , ist folgendes: Ich werde gefragt, ob ich zu Hause andere Sprachen als Deutsch spreche. Ich bin verwirrt wegen des "zu Hause" und denke sie meint, ob ich eine nicht-deutsch sprechende Freundin hätte, frage sie "zu Hause?" und antworte mir nein. Daraufhin sagte sie: das hab ich nicht anders erwartet. Verstehe.

Aber ich kann ja froh sein, meinte sie am Beginn des zweiten Gespräches, daß nicht ihr Kollege die Bearbeitung hatte, denn der wäre härte mit mir umgegangen.

Hätte er direkt ausgesprochen, daß alle Arbeitslosen selbst schuld, weil zu blöd sind? Hätte er mich nicht nur angebrüllt, sondern auch geschlagen?

Ich bin sehr froh, nicht Psychologe geworden zu sein, denn ich wäre vielleicht auch aus Mangel an anderen, besseren Stellen als Arbeitspsychologe beim Arbeitsamt gelandet und hätte mich dort sicherlich auch der Gegebenheiten anpassen müssen, wozu vermutlich auch gehört, dem Arbeitlosen seinen Status als Bittsteller nachdrücklich deutlich zu machen.


[18:00]

Vielleicht hat sie auch nur gesagt, daß meine Leistungen an sich zur Ausbildung zum Fahrlehrer gereicht hätten, um mich ärgern, damit ich, aus ihrer Sicht, begreife: wer nicht lieb ist, bekommt nichts.

Es ist allerdings schwer, auch nur nett zu sein, wenn man gleich zum Beginn einer Begutachtung durch das Arbeitsamt mit Sätze wie "das wird Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern, weil Sie Ihre Stärken besser kennen und setzten können und des selbstbewußter auftreten" empfangen wird.


Ja, die Durchführung des Verfahrens hat mich sehr, sehr geärgert.


[18:15]

Leider ist es wieder kalt geworden.

Ich wäre gern wieder einmal gelaufen, nicht nur um meine Kondition zu verbessern, auch um einem Körper aus dem Alltag zu holen.


[18:30]

Die entsprechenden Seite hab ich schon mal angelegt. War laufmäßig nämlich noch im Jahr 2007.

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Donnerstag, 20. März 2008

[20.03.2008, do, 9:30]

Null Grad Celsius und teilweise kälter, Wind, Schnee - dieses Wetter macht nicht gesund, sondern krank.

Ich werde mir fürs Osterfest noch einmal Medizin kaufen müssen, obwohl ich hätte wetten können, in dieser Woche gesund zu werden.


[9:45]

Bin auf Seite 1170.

Hab teilweise sehr interessiert gelesen und war gefesselt, teilweise aber auch nur mehrzeilig.

Lettell schreibt (Seite 1087f):

Am 9. April ... ach wozu Tag für Tag auf diesen Einzelheiten herumreiten? Er ermüdet mich, außerdem langweilt es mich - und euch vermutlich auch. Wie viele Seiten habe ich schon mit diesen belanglosen bürokratischen Ereignissen gefüllt? So kann ich nicht mehr weitermachen.

(Seite 1094:)

... ich habe euch gesagt, ich werde müde, ich muß allmählich zum Ende kommen.


Dr. Aue, inzwischen zum Obersturmbannführer befördert, geht oft mit Helene aus, kann sie aber nicht lieben, weil die einzige Frau, die er lieben kann, seine Schwerster ist.

Deshalb trifft er sich mit einem Legationssekretär der rumänischen Gesandtschaft.

Es amüsierte ihn königlich, einen SS-Mann verführt zu haben: "Wehrmacht oder Auswärtiges Amt, das ist ein Kinderspiel." Ich traf mich von Zeit zu Zeit mit ihm. Manchmal ging ich zu ihm, nachdem ich mit Helene zu Abend gegessen hatte, dann bediente ich mich seiner ich mich seiner brutal und hemmungslos, als wollte ich mit die stummen Wünsche meiner Freundin aus dem Kopf waschen oder meine eigene Ambivalenz. (Seite 1164)

Die Kriminalpolizei ermittelt gegen Aue wegen der Morde an seiner Mutter und seinen Stiefvater. Das Verfahren wird eingestellt - Frankreich ist ohnenin inzwischen Kriegsgegner -, die Beamten lassen aber nicht locker.

Das Attentat auf den Führer am 20. Juli 1944 ist gescheitert und löst Fassungslosigkeit aus. Thomas sagt:

Aber den Führer töten? Idiotisch, sie haben sich nicht klargemacht ... Erst schwören sie ihm Treue, und dann versuchen sie, ihn umzubringen. (Seite 1152)


[16:45]

Leider hat das sehr kalte Wetter (teilweise lag Schnee, wehte ein starker Wind) meine Erklärung wieder stärker werden lassen. Ich mußte wie noch einmal Hustensaft usw. kaufen.

Nächste Woche habe ich einen Termin bei meiner Ärztin. Wenn ich bis dahin nicht gesund bin, werde ich leider stärke Mittel nehmen müssen.

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Freitag, 21. März 2008 - Karfreitag

[21.03.2008, fr, 8:30]

Hab gestern wieder ordentlich Medizin genommen: heute huste ich fast gar nicht mehr, meine Lunge ist fast wieder frei.

Ich hoffe sehr, daß ich nur einen kleinen Rückfall hatte und daß ich bald wieder gesund bin.

Langsam kann ich selbst Hustentee und Fenchelhonig nicht mehr sehen. Verständlich, da ich sonst nur Wasser trinke. Zum Glück vertrage ich die derzeitigen Medikamente aber gut, keine Magenschmerzen nerven mich zusätzlich.


[8:45]

Bin auf Seite 1359.

Das heißt, auf den folgenden Seiten ist der Anhang.

Bin bin froh, daß ich endlich zu Ende gelesen habe. An die Geschehnisse in Stalingrad konnten nachfolgende nicht heranreichen, auch wenn der Leser die Konzentrationslager besucht hat, weil Aue - und damit der Leser - dort zugesehen hat, nicht selbst betroffen, jedenfalls nicht direkt, sondern nur als Teil eines Systems. Die Besuche der Konzentrationslager waren mehr wie einen Film zu sehen, während man in Stalingrad unter Beschuß lag.

Und wer die Eltern der Zwillingen sind, wer Aues Mutter und seinen Stiefvater umgebracht hat, ob Aue und seine Schwerster ihre Liebe ausleben können, mit welchen Männer noch Sex hat, finde ich eher weniger bedeutend.

Nach meiner Meinung gewinnt der Roman nicht durch diese Verwicklungen, weil Aue durch sie als ein extrem seelisch kranker Mensch dargestellt wird, mit dem der Leser sich kaum identifizieren kann.

Dadurch glaubt der Leser auch eher, das Dritte Reich wurde von kaputten Typen geführt, nicht von ganz normales wie du und ich.

Wenn ich mir "Die Wohlgesinnten" ohne Aues Liebe zu seiner Schwester, ohne Aues Mord an seiner Mutter und seinem Stiefvater, ohne Aues Homo- bzw. Bisexualität und ohne die daraus entstehenden Verwicklungen vorstelle, sehe ich viel deutlicher: mit ein bißchen "Glück" hätte jeder intelligente Mensch Obersturmbannführer Dr. Aue sein können und mitverantwortlich an oberster Stelle im Machtapparat des Dritten Reiches.

Auf den vielen Seite, wo es um Liebe und Sex zwischen Bruder und Schwester, Elternmord und Homospiele geht, hätte Jonathan Littell den Leser noch eindringlicher und nachhaltiger an die Orte des Grauens mitnehmen können, womit ich nicht meine, noch mehr Ekel. (Ob sein Buch dann so für Aufsehen gesorgt hätte und so oft verkauft worden wäre, ob ich überhaupt auf es aufmerksam geworden wäre, bleibt eine hypothetische Frage.)

Ich jedenfalls habe nicht von dem geträumt, was ich gelesen habe, die in "Die Wohlgesinnten" beschriebenen Schrecken sind nicht in mein Unterbewußtsein gedrungen.

Ganz im Gegensatz zu Grimmelshausens "Simplicissimus", wo unter anderen die Brandschatzungen des Dreißigjährigen Krieges beschrieben werden, dessen Lektüre ich abbrechen mußte, weil ich wegen meiner Alpträume, die mich nachts in einen Gejagten und Geschundenen verwandelten, Angst hatte, einzuschlafen.

Nur laufend zu erbrechen und Durchfall zu haben, weil man Menschen erschossen hat, war mir wohl zu wenig Anteilnahme, zumal Aue, als er das Töten aus Distanz anordnete, keine Beschwerden hatte, läßt den Schluß zu, daß Aue sich nicht wegen des Tötens erbrechlich gefühlt hat, sondern wegen der damit verbundenen Gerüche und Ansichten, nicht zuletzt auch deswegen, weil er, als er tötet, um Zeugen zu beseitigen oder sich Vorteile zu verschaffen, weder Skrupel noch igendwelche Beschwerden hat, noch nicht einmal, als er seinen besten Freund Thomas erschlägt.

Wenn Aue gewollte hätte, hätte auch er, wie einiger seiner nächsten Kameraden, gegen den Führer, gegen den Krieg arbeiten können. Aber er hat nur Abstand genommen, so weit, daß seine psychosomatischen Beschwerden verschwunden waren und hat dann weiter sein Bestes für Führer, Krieg und Völkervernichtung gegeben.

Trotzdem hat mich die Lektüre von "Die Wohlgesinnten" sehr bereichert, weil Jonathan Littell mich über einen langen Zeitraum mit ins Dritte Reich und an die Hebel der Macht genommen hat, mir geradezu eine persönliche Sicht ermöglichte, die ich so noch nie hatte, obwohl ich schon einige Bücher über das Dritte Reich und seinen Vernichtungszug gelesen habe.


In den letzten Stunden des Romans geschieht noch einmal sehr viel, starke Bilder vom Kampf Aues um nicht nur lebend, sondern auch unerkannt entkommen zu können.

Ob der Führer wirklich eine Nase hatte, die Aue deutsch beißen mußte, bleibt zu bezweiflen, aber ein einprägsames, wenn auch fast unvorstellbares Bild, das vielleicht sogar das Mutmaßliche der Rassentheorie widerspiegelt (Seite 1336f):

Noch nie hatte ich den Führer aus solcher Nähe gesehen. [...] daher war die Nase deutlicher zu sehen: Sie hatte eine dicke Wurzel und flache Flügel, ein Knick hob die Spitze an; das war eindeutig eine slawische oder bömische Nase, fast mongolisch-ostisch. [...] Da beugte ich mich vor und biß ihm aus Leibeskräften in seine Knollennase, bis Blut floß.

Wie die Nase des Führer nach dem Biß aussieht, erfährt man nicht. Spielt vielleicht auch keine Rolle mehr, denn kurze Zeit später sind die Russe in Berlin und der Führer hat sich der Verantwortung entzogen, und Aue ist auf dem Weg in ein neues Leben, von seiner Vergangenheit nur in seinem Kopf verfolgt.

Wobei ich mir die Verfolgung gar nicht so intensiv vorstelle. Immerhin hat Aue Befehle befolgt. Und wenn er ohne Befehl tötete, tat er es aus reinem Eigeninteresse - warum sollte er deshalb Kopfschmerzen bekommen, hieße es doch: die oder ich.

Als ich bei der Armee war, habe ich zwar niemanden getötet, aber einigen Menschen doch körperlich und seelisch wehgetan; vermutlich so stark, daß sie es mir nicht verzeihen werden. Das tat ich jedoch nie, weil es mir Spaß gemacht hat, ganz im Gegenteil, sondern weil meine Vorgesetzten von mir das erwarteten.

Ich will jetzt gar nicht auf Einzelheiten eingehen, obwohl meine Erinnerungen noch nicht verblaßt sind, will nur sagen: es sind nicht diese meine, anderen Menschen mißachtende Handlungen, die mir Alpträume machen, obwohl ich nicht selten von der Amee träume, sondern ganz private, die mich noch nach Jahren ekeln lassen, wenn ich zum Beispiel mit einer Frau zusammen war, die ich nicht geliebt habe, noch nicht einmal gut leiden konnte, aber einfach brauchte, weil ich in meine Zeit des starken Alkoholkonsums einfach nicht allein leben konnte. Solche Begebenheiten dringen nach Jahren nicht selten und vor allen Dingen unerwartet in mein Bewußtsein, durchschütteln mich wegen meines großen Selbstekels, weil ich mich angebiedert habe, weil ich mich sehr unter meinen Wert verkauft habe, weil ich Dinge tat, die mir auch im Suff schwer gefallen sind, nur um in einer "Beziehung", keinesfalls allein auf dieser Welt zu sein.

Also was ich getan habe, ohne die Anweisung von anderen zu bekommen, sondern nur von mir, weil ich anderen gefallen wollte, das verfolgt mich heute noch, läßt mich ekeln, und ich muß mir dann versprechen, so etwas nie wieder zu tun, damit die selbstverstörerischen Gedanken an Kraft verlieren und irgendwann verschwinden.

Es ist der Schmerz, den ich mir selbst angetan habe, der mich vor mir selbst ekeln läßt. Nicht was ich auf direkte oder indirekte Anweisung tat.

Zum Glück bin ich heute in keiner Befehlskette mehr, na ja, jedenfalls ich keiner mehr, die mein Leben bedroht, und mache auch auf Anweisung nichts mehr, was ich nicht auch ohne tun würde.

Deshalb dauerte eine Maßnahme des Arbeitsamtes nur kurze Zeit. Leider darf ich darüber nichts berichten. Nur soviel: ich schütze nicht nur Tiere, sondern auch Menschen, insbesondere die, die sich nicht oder nicht mehr selbst schützen, wehren, ihre Interessen vertreten und durchsetzen können.


[10:30]

Schon in Lemberg, als das Problem der Bergjuden diskutiert wurde, dachte ich: Was für ein Durcheinander, welche Konzeptlosigkeit - jeder befiehlt etwas anderes, jeder kritisiert den anderen, ein Hin und Her wie in der DDR.

Dabei dachte ich, daß im Dritten Reich nicht nur Zucht und Ordnung herrscht, sondern die Führenden auch wissen, was sie wollen, und vor allen Dingen auch auf das, was sie tun werden, vorbereitet sind.

Wie kann man die Weltmacht anstreben, wenn man sich nicht sicher ist, ob man die Menschen in den eroberten Gebieten umbringt, damit sie einem nicht in den Rücken fallen, oder am Leben läßt, um ihr Arbeitskarft zu nutzen.

Jonathan Littell schreibt über das Führerprinzip (Seite 792):

Handle so, daß der Führer, wenn er von deinem Handeln Kenntnis hätte, dieses Handeln billigen würde.

(Auf Seite 766:)

Daß die Befehle immer vage bleiben, ist normal, sogar Absicht, das ergbit sich logisch aus dem Führerprinzip selbst. Der Befehlsempfänger hat die Aufgabe, die Absichten des Befehlsgebers zu erkennen und entsprechend zu handeln.Wer auf klare Befehle oder gesetzgeberische Maßnahmen besteht, hat nicht begriffen, daß es auf den Willen des Führers und nicht auf seine Befehle ankommt und daß der Befehlsempfänger die Pflicht hat, diesen Willen zu erfassen und sogar vorwegzunehmen. Wer so handeln kann, ist ein ausgezeichneter Nationalsozialist; niemand wird ihm jemals seinen Übereifer vorwerfen, selbst wenn er Fehler macht; die anderen sind die, die wie der Führer sagte, Angst haben, über ihren Schatten zu springen.


Ich erinnere mich eines Vorgesetzten bei der Armee und eines Arbeitsgebers nach der Wende, die sich wohl beide für Führer hielten und von mir immer Dinge erwarteten, die sie nie aussprachen, mich aber immer kritisierten, wenn ich ihre unausgesprochenen Wünsche nicht erfüllte.

Wenn es darum geht, ein Zeltlager aufzubauen, dann bedarf es für die grundsätzliche Ordnung keine Anweisung, weil man das Wachtzelt oder die Latrine selbstverständlich nicht direkt neben dem Zelt des Kommandeur errichtet.

Wenn man allerdings etwas Verwirklichen soll, was es noch nicht gibt, müssen Einzelheiten schon mitgeteilt werden. Geschieht das nicht, wissen die sogenannten Führer selbst nicht, wie es gemacht werden soll und schieben ihre Unfähigkeit auf die Untergebenen ab, die dann selbstverständlich das "Führerprinzig nicht verstanden haben" oder "Angst haben, über ihren Schatten zu springen."

So kann man kein Unternehmen führen, keinen Staat, schon gar nicht die Weltherrschaft erringen.

Es sei denn, es spielt keine Rolle, ob man Erfolg hat oder nicht.


Nun hatten die Deutschen im Zweiten Weltkrieg ja einige Jahre erfolgt. Aber ich denke, den hatten sie nur, weil die anderen Länder nicht eingegriffen haben, sondern froh waren, daß Deutschland auch einiger ihrer Probleme löst: Gegen die Bolschewisten, gegen die Juden - das war doch ganz im Interesse von Frankreich, England, den USA. Nach meine Meinung sind die Westmächste erst eingeschritten, als sie Angst hatten, der Russe marschiert bis zum Atlantik, was sie auch getan hätten, davon bin ich überzeugt. Aber das nur am Rande.


Jonathan Littells Roman "Die Wohlgesinnten" hat mein Bild vom Dritten Reich negativ verändert, indem er das Chaos verdeutlichte und damit auch die Sinnlosigkeit der ganzen Aktion, wodurch die Niederlage des Dritten Reiches vermutlich schon mit ihren ersten, sehr einfachen Siegen gegeben war.

Nach "Die Wohlgesinnten" ist für mich noch sinnloser geworden, alle Juden auszurotten, nicht die Erfüllung in Europa jahrhunderte lang gehegten Wusches. Daß niemand in einem Staat Macht durch Stellung oder Vermögen haben kann, den man als Staatsfeind ansieht, welche Weltanschauung er auch hat, versteht sich - aber weshalb ist es wichtig, daß auf den Feldern ebenfalls keine Juden sind? Zumal ich glaube, daß nicht wenige arme Juden froh waren, als reiche Juden enteignet, vertrieben, getötet wurden.


Die Deutschen haben sich nicht wie Eroberer, sondern wie Zerstörer verhalten (Seite 370):

[...] unsere Problem ist, daß wir keine koloiale Tradition haben. Schon vor dem Weltkrieg haben wir unsere afrikanischen Besitzungen sehr schlecht geführt. Und danach hatten wir überhaupt keine Besitzungen mehr, und die wenige Erfahrung, die wir in den Kolonialverwaltungen gesammelt haben, war verloren. Vergleichen Sie es nur mit den Engländern: Schauen Sie sich an, mit welchem Geschickt und Fingerspitzengefühl sei ihr Empire regierten und ausbeuteten. Sie können sehr gut die Peitsche anwenden, wenn es sein muß, aber die bieten zunächst immer das Zuckerbrot an und greifen nach dem Einsatz der Peitsche auch sofort wieder zum Zuckerbrot. Sogar die Sowjets haben es im Grunde genommen besser gemacht als wir: Trotz ihrer Brutalität ist es ihnen gelungen, ein Gemeinschaftsgefühl zu schaffen, das ihr Reich zusammenhält.


War Hitler in Wirklichkeit nur ein Möchtergern-Führer, nur jemand, der die Deutschen mit seinen Reden mobilisiert und hinter seine vermeintlichen Ziele gebracht hat? Waren die wirklichen Führer unscheinbare, aber bestinformierte und sehr einflußreiche Herren wie Dr. Mandelbrod und Leland, die, als alle vor den Russen flüchteten, mit ihren ihre Abreise aus Berlin abgesprochen hatten, um einvernehmlich bei und mit ihnen ihr Werk fortzusetzen? Vermutlich ja.

Und das war vorher so und ich heute noch so und wird vermutlich auch noch so bleiben, falls Gesellschaft und Staat nicht grundlegend reformiert werden.


[12:30]

Jonathan Littells "Die Wohlgesinnten" habe ich also ausgelesen. Was lese ich jetzt?

Später werde ich sicherlich noch einmal in "Die Wohlgesinnten" schauen, um einige Stellen noch einmal, vertiefend zu lesen.

Aber was lese ich jetzt?


[18:30]

"Feuchtgebiete" von Charlotte Roche?

Hab ich schon angelesen. Das Thema hat mich aber irgendwie nicht weiter interessiert. Ich bin ein Kerl. Ich kann Haare haben, wo sie wachsen wollen. Im Gesicht rasiere mich nur ungefähr jede Woche. Am Körper das letztemal auf Wunsch einer Frau, aber das war noch im vorigen Jahrtausend. Und überhaupt, wenn ich mich dreckig fühle bzw. bin, wasche ich mich, ansonsten übertreibe ich es nicht. Abgescheckt haben mich dann die 14 Euro 90 für 219 Seiten, die nach meinem Geschmackt nicht besondern geschrieben sind.

"Havemann" von Florien Havemann ist in der zweiten, zensierten Auflage noch nicht erschienen. Ob das die richtige Leküre nach "Die Wohlgesinnten" ist, wage ich außerdem zu bezweifeln. Das spricht nicht gegen den Autor, sondern teilt nur den Wunsch nach Abwechlung mit.

"Gruppenbild mit einer Dame" von Heinrich Böll liest sich gut an, aber irgendwie möchte ich mich den Roman aufheben, erst später lesen. Keine Ahnung warum.

"Gegen den Tag" von Thomas Pynchon erscheint erst am ersten Mai. Also hab ich schon mal in "Against the Day" reingeschaut.

Aber bereits die Überschrift des ersten Teils

The Light Over the Ranges

kann vieles heißen. Wobei Pynchon wohl mit "Ranges" nicht das Offentsichtliche meint, etwa "Gebirgskette(n)", wie manche meinen, sondern eher etwas Abstraktes, wie vielleicht "Entfernungen" oder so. Also ich lese, ohne allerdings viel vom ersten Kapitel gelesen zu haben, was man ja normalerweise auch nicht hat, wenn man dessen Überschrift liest, "The Light Over the Ranges" als "Das Licht über den Entfernungen".

Ich weiß zwar nicht, was das bedeutet, aber immerhin sind die Heldes des Romans Luftschiffer, die durchs Zeitgeschehen reisen, und die brauchen Licht über den Entfernungen, damit sie die Orientierung nicht verlieren.

Mal sehn, wie die offizielle Übersetzung lauten wird.

[Anmerkung am 02.05.2008, fr, 10:00: "The Light Over the Ranges" wird übersetzt mit "Das Licht über den Weiten". Klingt schöner.]

Allerdings fragte ich mich schon bevor ich mir Gedanken über die erste Kapitelüberschrift machte, ob ich nicht lieber keine eigenen Übersetzung vornehmen sollte, um mich nicht schon vor Erscheinen von "Gegen den Tag" voreingenommen zu machen und geradezu selbst am Genuß der deutschen Ausgabe zu hindern.

Tja, nun ist es zu spät. Ich habe einfach keine Lust zum Warten. Außerdem wollte ich schon lange ein Buch aus dem Englischen ins Deutsche übersetzten, bevor es in Deutsch erschienen ist. Einfach so für mich.

Das ist sehr spannend. Ist nicht nur ein Korrigieren von etwas, was vorhanden ist, sondern ein Schaffen, eine Schöpfung, hat etwas Göttliches. Darüber kann nur stehen, selbst ein Buch zu schreiben. Aber soweit ist es noch nicht.


[21:30]

Meine Englischkenntnisse nicht zu gering. Um zu überprüfen, ob ein Übersetzer ordentlich oder besser entsprechend meiner Vorstellung gearbeit hat, reichen sie. Um, sozusagen, ohne Unterstützung zu übersetzen, sind sie unzureichend.


[23:00]

Wobei ich eben lese, Pynchon verwendet nautische Ausdrücke: Worte bekommen durch den nautischen Kontext eine neue, andere Bedeutung.

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Samstag, 22. März 2008 - Ostersamstag

[22.03.2008, sa, 9:30]

Draußen ist es etwas über null Grad Celsius. Der Schnee, der irgendwann heute nacht fiel, ist zu Matsch geworden oder ganz verschwunden. Die Sonne scheint nicht. Nirgendwo ein Osterhase zu sehen.


[10:00]

So schlecht ist mein Englisch nicht, wenn ich lese: von Gene Brewer's "K-PAX" - das Buch vor dem gleichnamigen Film - verstehe ich viel, ohne im Wörterbuch nachzuschlagen.

Auch in der deutschen Übersetzung lesen sich Pynchon's Bücher schwer - warum sollten sie sich in der Originalsprache leichter verstehen lassen?

Hilfreich ist unter anderem pynchonwiki.com. Dort gibt es viele Informationen zu seinen Büchern. Teilweise sind die Anmerkungen zu einer Seite eines seiner Romane länger als der besprochene Text.

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Sonntag, 23. März 2008 - Ostersonntag

[23.03.2008, so, 10:00]

Draußen in der Sonne sind es sieben Grad Celsius. Der heute nacht gefallene Schnee schmilzt allmählich.

Kein Wetter, das zum Osterspazierung einlädt.


[14:30]

Der Erzählstil von Jonathan Littell gefällt mir so sehr, daß ich mich derzeit mit keinem eines anderen Autoren anfreunden kann.

Außerdem beschäftigt "Die Wohlgesinnten" mich noch immer, so daß ich meine diesbezüglichen, auf meiner Homepage festgehaltenen Gedanken mehrfach überarbeitet, ergänzt habe.

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Dienstag, 25. März 2008

[26.03.2008, di, 11:10]

Meine Funkuhr hat eine neue Batterie bekommen.


[14:00]

Eine gute Lesefortsetzung könnte das Buch "Kristus" von Robert Schneider.

Auf der Buchrückseite steht: "Es ist ihm [Robert Schneider] dabei ein Lehrstück über die Mechanismen und das Wesen von Diktaturen gelungen."

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Mittwoch, 26. März 2008

[26.03.2008, mi, 12:00]

Ein Bub will Christus werden. Sein Lehrer reagiert wenig erfreut:

Niemand kann Christus werden. Niemand! Wir elende, nichtswürdige Kreaturen können nur unser Haupt unter seinen Schatten beugen und kniend seine Spuren anbeten. (Seite 51, Robert Schneider "Kristus")

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Freitag, 28. März 2008

[28.03.2008, fr, 10:00]

Draußen sind in der Sonne 25 Grad Celsius, und ich wiege 119 Kilo.

Ich starte zum Lauf.


[10:55]

Ich bin zurück vom Lauf 439.


[17:00]

Draußen sind es 10 Grad Celsius.

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Montag, 31. März 2008

[31.03.2008, mo, 18:00]

Am Wochenende und heute bin ich der Frage nachgegangen, wie gut Robert Schneider in seinem Roman "Kristus" den Schreibstil des 16. Jahrhunderts nachahmt. Dabei erkundete ich, eher unbeabsichtigt, aber vom Sog meines Interesses mitgerissen, einen großen Zeitraum Literatur:

Dabei ward ich so gefesselt, daß ich den Anlaß meiner Lesereise vergaß, was nicht schlimm ist, weil es eine sehr schöne Reise war. Außerdem wird Robert Schneider wohl auch nicht den Anspruch erheben, tatsächlich wie vor mehreren Jahrhunderten zu schreiben gewollt zu haben.


Nicht erbaulich war die Lektüre von Clemens Meyers Roman "Als wir träumten". Vielleicht bin ich aber auch nur von der Qualität der "Wohlgesinnten" verwöhnt.

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