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Tagebuch - Februar 2006

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Mittwoch, 1. Februar 2006

[01.02.06, mi, 11:00]

Gestern abend lag ich lachend im Bett, so sehr freute ich mich, für mein schwierigstes Problem eine Lösung zu haben.

Meine Freude senkte meinen Blutdruck deutlich auf 129/90 bei Puls 58.

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Freitag, 3. Februar 2006

[03.02.06, fr, 12:30]

Mein neues, altes ISDN-Telefon ist angekommen.

 

[19:10]

Das mit den Mobilteilen hab ich ins Nachbarzimmer geschafft, damit das Schlafzimmer weniger Funkwellen durchstreifen.

 

[19:55]

Das neue, alte liegt jedoch nicht auf dem Platz des Mobilteil-Telefons, sondern auf dem PC, der unter dem Schreibtisch steht.

So sehe ich weder das eine, noch das andere Telefon, außer wenn ich mit ihnen telefoniere. Ich höre sie auch nicht, weil alles stumm geschaltet sind. Quasi lebe ich telefonfrei.

Endlich keine lästigen Webeanrufe mehr!

 

[21:30]

Habe auf Traumberufe und Neues Projekt geschrieben.

 

[21:40]

In der Schule und auch später, interessierte ich mich nicht für Goethe und sein Werk.

Seit ich seine "Dichtung und Wahrheit" lese, glaube ich an seine Genialität und bin sehr vom Geheimen Rat angetan.

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Sonntag, 5. Februar 2006

[05.02.06, so, 12:00]

Gestern war ich in der Stadt, um im Kaufland einiges einzukaufen.

Davor war ich in der Bibliothek und in der Humboldt-Buchhandlung.

In der Bibliothek sah ich mir einige Goethe-Bücher an, um mir einen Überblick zu verschaffen, ob ich weitere der Berliner Ausgabe erwerbe oder anderer Ausgaben.

Ich werde wohl bei der Berliner Ausgabe bleiben, weil ich immer auch sehr gern den Kontext zu Werken lese sowie was der Autor anmerkt bzw. vorher schrieb oder noch geschrieben hätte, wenn ...

 

In der Humboldt-Buchhandlung stieß ich durch Zufall auf eine Ausgabe des "Grafen von Monte Christo".

Da das Buch, im Gegensatz zu allen anderen, in meinem Besitz befindlichen deutschen Ausgaben in den ersten Zeilen "Schloß If" erwähnt und nur 4,95 Euro kostete, kaufte ich es.

Und tatsächlich: Dumas "Graf von Monte Christo" vom Verlag Naumann & Göbel (2006) übersetzt absatzgerecht:

Am 24. Februar 1815 signalisierte die Wache von Notre-Dame den Dreimaster Pharao, welcher von Smyrna, Triest und Nepal kam.

Ein Küstenlotse verließ sofort den Hafen, fuhr hart am Schlosse If vorbei und erreichte das Schiff zwischen Kap Morgion und der Insel Rion.

Die Terrasse des Forts Saint-Jean hatte sich wie gewöhnlich sofort mit Neugierigen bedeckt, war doch der Pharao jedem Marseiller bekannt, da er deinem Reeder der Stadt gehörte.

Das Schiff näherte sich indessen so langsam [...]

 

Sehr schön! Mit viel Freude las ich gestern abend viele Seite.

Bis ich feststellte: Leider wird das Original nicht vollständig übersetzt; teilweise werden 20 und mehr Seiten ausgespart.

Das bedaure ich sehr, denn die Übersetzung liest sich ansonsten sehr gut.

Ich habe also noch immer keine Ausgabe des "Monte Christo", mit der ich zufrieden bin. Deshalb lese ich weiterhin in mehreren, so wie ich es auch in der Bibel tue.

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Montag, 6. Februar 2006

[06.02.06, mo, 15:10]

Bin von einem Abenteuerlauf (Lauf 408) zurück.

Lief wieder einmal am Wasser in Richtung Pirschheide.

Nach dem Bahnhof ging ich aufs Eis und erkundete eine Insel, die in der Bucht nur 100 Schritte vom Ufer entfernt liegt.

(Genau waren es 102, wobei meine Schritte rund 50 Zentimeter lang sind, damit deutlich kürzer als das langläufig verwendete Schrittmaß sind, bei dem ein Doppelschritt 5 Fuß oder rund 1 Meter 50 beträgt.)

Auf der kleinen Insel war ich schon einmal vor vielen Jahren. Damals schwamm ich zu ihr. Allerdings nachts, deshalb betrat ich sie nicht.

Die Insel ist 15 mal 20 Schritte groß. Links und unten, von wo ich gekommen bin, ist Land 80 bis 100 Schritte entfernt. Rechts liegt der größte Teil der Bucht, wo sich auch ein einige Stege eines Hafens befinden. Oben liegt der Templiner See; bis zu gegenüberliegenden Ufer sind es 900 Meter.

An einigen Stellen scheine Vögel Muscheln geöffente und verspeist zu haben. Ansammlungen von Muschelschalen sind zurückgeblieben.

Mehrere, ehemals große Bäumen, deren Stämme mehr als einen Fuß dick waren, sind umgestürzt und schon fast zerfallen.

An der dem See zugewandten Seite lag eine Plane, unter die ich mich hätte legen können. Vermutlich hat sich jemand hier versteckt, denn wenn die Inselbäume Blätter tragen, sieht man die Plane nur einen kurzen Moment von der Seeseite her. Wenn überhaupt, denn die Fahrrinne liegt einige hundert Meter entfernt, und wenn man den kleinen Hafen ansteuert, hat man wohl keinen Blick für die verwilderte Insel.

Als ich die Insel verlassen hatte, dachte ich: Geh zurück und sieh nach, was unter der Plane ist! Ich lief jedoch weiter, weil ich mir sagte, ich könnte ja morgen noch einmal herkommen und einige Fotos machen. Dann könnte ich auch unter die Plane sehen.

 

 

[21:20]

Habe gestern und heute wieder viele Seiten in Dumas' "Graf von Monte Christo", Verlag Naumann & Göbel, mit viel Freude gelesen.

Dabei störten mich die Auslassungen nicht, weil sie nicht auf jeder Seite einige Zeilen verschweigen, sondern mehrere, zusammenhängende Seiten aussparen, so als würde man ganze Szenen herausschneiden, während man andere Wort für Wort wiedergibt.

Diese Übersetzung hat den Namen verdient. Die anderen Ausgaben sind eher Nacherzählungen, die zwar den Inhalt wiedergeben, aber nicht den Rhythmus, wie ihn Dumas zu Papier brachte.

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Dienstag, 7. Februar 2006

[07.02.06, di, 13:40]

Es sind 5 Grad Celsius. Es regnet seit heute morgen.

Tja, da wird es heute weder etwas mit den Fotos der Insel noch mit einem Blick unter die Plane.

Kann sogar sein, daß es das Wetter anhält und in einigen Tag das Eis geschmolzen sein wird.

 

[15:55]

Als ich heute morgen vom Regen geweckt wurde und sah, daß es draußen nicht mehr minus 13, sondern plus 5 Grad Celsius waren, ahnte ich, heute nicht zum Fotoabenteuer zur kleinen Insel aufbrechen zu können.

Ich suchte ich nach einem Abenteuer, für das ich das Haus nicht verlassen müßte.

Plötzlich erinnerte ich Umberto Ecos Roman "Das Foucaultsche Pendel".

Das Buch kaufte ich kurz nach seinem Erscheinen 1989, noch vor der Wahrungsunion, also bevor mein Lohn in D-Mark ausgezahlt wurde, indem in Berlin am Bahnhof Zoo bei einem "freien Divisenhändler" 200 DDR-Mark (rund ein Fünftel meines Monatslohnes) in 50 D-Mark wechselte und im Buchladen unter der Brücke das Buch erwarb.

Der Kauf des Buches war bereits ein nicht gekanntes Abenteuer. Der Bahnhof Zoo war damals noch Treffpunkt von Drogenabhängigen und Drogenhändlern, Huren und Freiern, Platz für Obdachlose, Jugendliche, die ihr Elternhaus verlassen hatten, Punks.

Nicht nur nachts fühlte ich mich im Bahnhof Zoo sehr unwohl, ich mied den Ort auch am Tage. Außerdem hatte ich noch nie auf dem "freien" Markt Geld gewechselt, hatte aber einiges von Betrügern gehört, gegen die man sich nicht wehren konnte, weil sie starke Unterstüzung im Hindergrund hatten. Zu einer Bank wollte ich allerdings nicht gehen, weil der Kurs dort noch schlechter stand. 200 Mark für den neuen Eco war meine Obergrenze.

Ich wollte das Buch auf jeden Fall haben, nachdem ich seinen Roman "Der Name der Rose" gelesen hatte und sehr begeistert von Buch und Autor war.

"Der Name der Rose" war im Verlag Volk und Welt erschienen und kostete 14,20 DDR-Mark. Jetzt war bereit, für den Nachfolger das 14fache auszugeben.

Ich schlich einige Zeit um den Bahnhof herum und beobachtete verschiedene "Wechselstuden" und suchte nach Polizei in Uniform und Zivil, denn mein Vorhaben wurde zumindest von den Ordnungshütern nicht gern gesehen, war eventuell sogar illegal.

Als ich bei einem Geldwechsel ein gutes Gefühl hatte, tauschte ich problemlos, ging sofort in den Buchladen und kaufte "Das Foucaultsche Pendel", damit niemand mir nachweisen konnte, wie ich zu dem Geld gekommen bin bzw. mir es als unrecht erworden abnommen werden konnte

Nach dem Kauf ging ich direkt auf den Bahnsteig, um schnell wieder nach Potsdam zu fahren.

Noch bevor der Zug einfuhr, wickelte ich das Buch aus und betrachtete es.

War das ein unfaßbarer Glücksmoment: Ich war in die Höhle des kapitalistischen Löwen vorgegrunden und konnte unverletzt und mit reicher Beute entkommen!

 

In einem anderen kapitalistischen Sumpf war ich nicht lange, nachdem ich die erste D-Mark erhalten hatte.

Gegenüber des Theaters des Westens besuchte ich einen Sexshop, der sich in einem Flachbau auf einem Parkplatz befand - beides gibt es heute wohl nicht mehr -, und kaufte mir mein erstes Pornoheft, nachdem ich zuvor einige Hefte durchgeblättert und mich ausführlich informiert hatte.

In dem Sexshop war es so, wie ich es von Filmen her kannte: Enge Gänge, volle Regale, "heimliche" Besucher, und ein cooler Typ an der Kasse, dem man ohne Scham seine exotischten Wünsche hätte gestehen können und ganz selbstverständlich bedient worden wäre.

Videoboxen gab es dort übrigens dort auch. Für, wenn ich mich recht erinnere, ab einer Mark konnte man sich in eine Kabine einsperren und Pornofilme sehen.

Einmal kam eine Reinemachkraft in die Kabine, weil ich nicht mitbekommen hatte, daß die bezahlte Zeit zu Ende war und die Tür geöffnet wurde ...

Einmal bin ich sogar in einem Puff gelandet, der sich als ein Sexkino tarnte ...

Aber ich wollte von meinen heutigen Buchabenteuern berichten.

 

   Nachdem ich wieder einmal in Ecos Romanen "Der Name der Rose", "Das Foucaultsche Pendel", "Die Insel des vorigen Tages" und "Baudolino" gelesen hatte, suchte ich Romane von Hermann Kant, ehemals einer meiner Lieblingsschriftsteller, dessen "Die Aula", "Das Impressium", "Der Aufenthalt" sowie fast alle seiner Erzählungen ich gelesen habe.

"Der Aufenthalt" beginnt so (Seite 7):

Meine Mutter ist nicht mit zum Bahnhof gegangen. Sie hat nicht gesagt, warum, und ich habe sie nicht gefragt. Es war kurz nach sechs, vierzehn Tage vor Weihnachten, und auch im Zug war es dunkel.

[...]

Ich fuhr in den Krieg, und ich wußte schon, wie der war. Meine Mutter wußte es auch; sie hatte einen Mann und einen Sohn an die Bahn gebracht.

Ich glaube, sie hat deshalb nicht mehr an den Zug gewollt; auch wäre sie diesmal auf dem Heimweg allein gewesen. So blieb sie wohl lieber allein in unserer Küche.

 

Setzt auf Seite 19ff fort:

Da schoß ich ihm durch den weißen Kittel. Da war ich achtzehn Jahre alt.

Dann rannte eins durch den Winterwald, das wußte: Viele Köche bewachten der Soldaten Brei, viele Köche rächen eines Koches Tod, viele Köche lassen vom Löffel und nehmen das Gewehr, wenn es vor ihrem Herd geschossen hat.

[...]

Ich kam an eine Hütte, ein Haus, ein Schloß, eine Burg? An eine Burg, in diese Burg, an einen Tisch, über einen Teller. Unter ein Bett. Da lag ich nun unten und hatte eben noch oben gegessen. Auf einem Schemelthron. Hatte die Gabel gehalten als Zepter. Hatte gerülpst wie ein König. Hatte mein Heer vergessen gehabt, das mich längst vergessen hatte. Hatte das Heer des Feindes vergessen gehabt, das mich nicht vergessen hatte. Hatte Auskunft gegeben gegen alle Königs- und Soldatenregel:

Deutscher? - Ja.

Allein? - Ja.

Schon lange? - Ich glaube, ja.

Warum? - Die anderen sind gekommen, und wir sind gelaufen; erst viele, dann weniger, dann wieder mehr, dann immer weniger, dann nur noch ich allein.

[...]

Und hast dich noch oft freigeschossen?

Es ging, sagte ich und stellte den Teller schräg auf den Schaft von meinem Sturmgewehr; es war noch Fett in dem Teller, und Brot war noch da, und ich sagte dem Bauern nichts von dem Küchensoldaten.

Da kam wer, es dem Bauern zu sagen.

Es pochte an die Tür. Es pochte wie ein Pferdehuf. Es klopfte wie von einem Rammbock. Dreihundet Köche machten poch mit dreihundert Nudelhölzern. Dreihundert Mongolenrosse donnerten gegen die Bohlen. Dreihundert Pferdekräfte gingen los gegen des Bauern und meine Pforte. Die 1. Belorussische Front tat einen kollektiven Faustschlag an unsere Tür.

Da griff ich, von später weiß ich das, den leeren Teller und mein gefülltes Sturmgewehr und warf den Teller und das Gewehr und mich unter des Bauern Bett.

Das verstieß gegen viele Regeln: gegen die Regeln über den Umgang mit Tellern, über den Umgang mit dem deutschen Sturmgewehr, über den Umgang mit dem Feind und gegen die Regeln um Umgang mit mir.

Was Wunder, daß ich reglos lag, Speck und Staub im Mund, ein eisernes Schloß in der Leiste, den Backenknochen auf der Kragenbinde, satt und überhörig unter bäuerlichen Bett etwas südlich der Straße von Konin nach Kutno in einer Winternacht bei Krieg.

Was Wunder, daß ich aufstand, als der Bauer aufstehn schrie.

 

Ausführlich zitiert habe ich, um Kants Stil zu zeigen, den wohl nur wenige meiner Leser kennen, während wohl schon fast jeder einen von Ecos Romanen gelesen hat.

 

Nach Kant gelangte ich zu Salman Rushdie.

Sein Buch "Die satanischen Verse" habe ich vor viele Jahre gekauft, um selbst zu lesen, weshalb gegen den Autor 1989 ein Toderurteil durch islamische Geistliche ausgesprochen und ein Kopfgeld verhängt wurde, konnte mich dem Buch aber nur wenige Seiten nähern, wo ich es auch aufschlug.

Auch heute gelang mir nicht, Kontakt zu knüpfen.

 

Damals war ein Todesurteil wegen eines Buches für mich unerhört. Allerdings wußte ich noch sehr wenig von Religion im allgemeinen. Glaubte zudem, von einer Diktatur (DDR) in einer Demokratie (BRD) gelangt zu sein, in die Freiheit des Menschen und seiner Meinung wichtigstes Gut sind.

Die Entschuldigung des Autos überzeugte jedoch damals schon nicht: Wenn man ein Buch über die Religion schreibt, in der man ausgewachsen ist, sollte man schon wissen, auf was man sich einläßt. Vor allen Dingen sollte man die Grenzen kennen, und falls man sie überschreitet, bereit sein, sich zu verantworten. Dabei darf man nicht vergessen, daß man ein Autor ist und am Schreibtisch kämpft, kein Soldat mit Kampferfahrung auf den Schlachtfeldern der Welt ist.

Das gilt für mich als kleiner Homepage-Autor. Erst recht für Autoren mit zahlreichem internationalen Publikum. Zu heulen und zu beteuern, so war das doch gar nicht gemeint, nachdem man es getan hat, steht vielleicht einem Jüngling zu, nicht aber einem 40jährigen, intelligenten und weltgewandten Autor mehrere Bücher, und selbst ich würde mich bei diesem Verhalten schämen.

Dann lieber: Ja, ihr habt mich richtig verstanden! - Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß Rushdie nicht ahnte, wie sein Werk bei islamischen Geistlichen aufgenommen werden würde, und fast bin ich überzeugt, daß er sich als Provokateur gefallen hat.

 

"Die satanischen Verse" beginnen wie folgt:

"Um wiedergeboren zu werden", sang Gibril Farishta, während er vom Himmel stürzte, "mußt du erst sterben. Ho ji! Ho ji! Um weich zu landen am Busen der Erde, mußt du erst zum Vogel werden. Tat-Taa! Taka-tan! Um heiter zu genießen, müssen erst Tränen fließen. Wie willst du die Liebe wagen, mein Herr, ohne zu klagen? Baba, willst du wiedergeboren werden ..." An einem Wintermorgen kurz vor Tagesanbruch, so um den ersten Janurar herum, fielen zwei leibhaftige, ausgewachsene, quicklebendige Männer aus einer Höhe von achttausendachthundertvierzig Metern in Richtung Ärmelkanal, aus heiterem Himmel.

 

Manche mögen diese Zeilen vielleicht lustig finden, sich auf ein Werk voller Satire freuen, aber ich lese daraus Spot, den ein übermütiger junger Schreiber treibt, um zu sehen, wie weit er gehen kann.

Bereits mit dem ersten Absatz macht er sich lustig:

 

Also, ich mag weder den Anfang des Buches, noch das Buch selbst. Trotzdem habe ich kein Problem mit ihm, auch nicht mit seinem Autor. Und ich für meinen Teil, sehe auch keinen Grund, das Buch zu verbieten und seinem Autors mit dem Tode zu strafen.

Aber ich bin kein gläubiger Mensch, fühle mich deshalb weder durch satirische noch durch andere nicht gottesfürchtige Betrachtung Heiliger oder Götter angeriffen.

Gleichzeitig respektiere ich jede Religion als die für ihre Gläubigen alleinige und unantastbare. Deshalb messe ich nicht den Wert einer Religion, denn jede hat den Wert, den ihr leidenschaftliche Menschen geben.

 

So wundert es nicht, daß ich die Ausschreitungen anläßlich Verunglimpfung Mohammeds in europäischen Zeitungnen nachvollziehen kann.

Daß die sogeannte "zivilisierte", westliche Welt das als "Karikatur" bezeichnet und als Recht auf "Meinungsfreiheit" einfordert, ist nur eine weitere Schmähung alle Muslime.

Jedem ist doch klar: Wenn Mohammeds Anhänger sein Gesicht nicht dargestellen, dann ist eine Karikatur Mohammeds (auf der auch sein Gesicht zu sehen war) eine zweifache Beleidigung des Propheten und seiner Anhänger.

Dabei ist es unerheblich, wie nicht oder anders gläubige Menschen darüber denken.

Niemand will seine höchsten bzw. heiligsten Werte verletzt sehen. Deshalb sollte, muß jeder sein Recht auch dem anderen zugestehen.

 

Und auch deshalb wird es aller höchste Zeit, daß die bewaffneten "Ungläubigen" endlich die Länder Allahs verlassen!

Der Westen maßt sich immer wieder an, festzulegen, welche Staaten und Kulturen zivilisiert, demoktratisch, erhaltendwert sind. Dabei liegt die Wiege der Zivilisation nicht in Washington, Moskau, London, Paris oder Berlin, sondern im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris.

Wie demokratisch es zum Beispiel in Deutschland (weil ich hier zu Hause bin und mich hier besser auskenne als mit anderen Ländern) zugeht, verdeutlichen folgende wenige Beispiel:

 

Meinungsfreiheit gibt es in Deutschland ebensowenig wie Pressefreiheit, es sei denn, die geäußerte Meinung stimmt mit der herrschenden überein.

Wenn ich zum Beispiel lauthals und öffentlich forderte: "Da Israel seinen Nachbarstaaten mit dem Atomwaffen droht, müssen diese auch welche besitzen, um sich verteidigen zu können!" und zu Spenden und Unterstützung für Iran aufrufe, wird es wohl nicht wenige geben, die mich als Judenhasser bezeichnen werden, obwohl ich nur gleiches Recht für alle fordere. Vermutlich wird man versuchen, mich eine extremen Gruppe zuzuordnen und mich durch den Verfassungsschutz überwachen lassen. Sollte ich als Lehrer arbeiten, werde ich mich wohl auf meine Entlassung vorbereiten müssen.

Fordere ich aber das Gegenteil, wird man mir bescheinigen, ich hätte aus der unrühmlichen deutschen Vergangenheit gelernt, würde mich für den Weltfrieden einsetzen. Dabei trete ich für weiteres Ungleichgewicht und damit Benachteilung einer Seite ein.

Sehr nachdenklich macht mich, daß eine Muslime-Verunglimpfung in Europa ungetraft bleibt, weil sie eine Karikatur ist, die durch Pressefreiheit gedeckt wird, während eine Juden-Verunglimpfung (zum Beispiel durch Leugnung des Holocaust) strafrechtliche Folgen hat.

Überhaupt glaube ich, daß sich der in Europa seit Jahrhunderten existierende und vielfälltig nachgewiesene Judenhaß, da er nicht mehr ausgelebt werden darf, in einen Muslime-Haß wandelt, weil dieser "zeitgemäß" ist und zudem von Regierungen unterstützt wird ("Türkei gehört nicht in die EU! - Europa muß christlich bleiben!").

Insofern sind die Mohammed-Karikaturen nur die Spitze des Eisberges eines schon längst wieder tobenden Kampfes der Kulturen und Religionen, in dem die Besetzung des Irak hoffentlich die letzte militärischen Handlung bleibt.

 

   Nachdem ich "Den satanischen Versen" wenig abgewinnen konnte, habe ich in Lothar-Günther Buchheim's "Die Festung" gelesen.

Auf Seite 20 las ich:

"Hühnersuppe beim Chinesen, aber ordentlich mit Fleisch - wenn's den Chinesen noch gibt ..."

"Was soll'n das nu wieder heißen?"

"Kann ja ausgebomt sein, oder?"

Da fällt mir ein, daß Roland aus Hamburg stammt. Eine Weile ist Ruhe, aber dann sagt Roland merkwürdig gedehnt: "Ich hab mich immer gewundert, wieso's beim Chinesen hinter kurz vor der Herbertstraße so billig war ..."

Die gedehnte Intonation schreit förmlich nach einer Nachfrage aus der Runde.

"Na und?" übernimmt der Bootsmannsmaat promt den Part.

"Weil die Chinesen ihre Hühne erst vögeln, eh se se in den Topp schmeißen - die sin schon mal fürs Vögeln bezahlt, verstehste?"

 

Im Text werden noch Tips fürs richtige Hühnervögeln gegeben. Die spare ich mir, heute jedenfalls.

Und schließe mit den Worten: War ein spannender und lehrreicher Lesetag.

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Mittwoch, 8. Februar 2006

[08.02.06, mi, 0:15]

Da lese ich einige Stunden des Vormittags in einigen Büchern, brauche aber den Nachmittag, den Abend und die Nacht, um zu notieren, was ich gelesen und gedacht habe, ohne alles festgehalten zu haben.

 

[1:50]

Noch immer kann ich nicht einschlafen, weil ich in Gedanken weiterhin schreibe.

 

[12:10]

Nicht alle Bücher, in denen ich gestern gelas, habe ich erwähnt.

Unter anderem las ich auch in der Bildmonographie Goethe, die gestern ankam.

Über Goethes Vater heißt es auf Seite 10:

Ohne berufliche Verpflichtungen lebte er von seinem zweiunddreißigsten Jahr an lediglich seinen privaten Studien und Liebhabereien.

So gut hab ich es fast auch! Seit meiner Arbeitslosikeit Ende 1990, damals war ich 31 1/2 Jahre, habe ich mehr an eine Universität und zu Hause studiert, also für mich etwas getan, als gearbeitet, also für andere etwas getan.

 

[15:05]

Die als vollständige Übersetzung bezeichnete Ausgabe Dumas' "Der Graf von Monte Christo" von Deutschen Taschenbuch Verlag (dtv) ist angekommen.

Nun habe ich keine Zeit mehr zum Schreiben, weil ich sofort in den beiden Bänden lesen will.

 

[19:30]

Der Herr in der Wohnung unter meiner ist nach zweieinhalb Wochen wieder zu Hause, aber statt meine Wohnung wärmer wird, ist sie kälter, insbesondere der Fußboden, so daß ich heute, obwohl es draußen Plusgrade sind, meine dicken Winterhausschuhe, die ich die letzten 14 Tage nicht trug, anziehen muß.

 

[21:55]

Die Monte-Christo-Ausgabe des Deutschen Taschenbuchverlages ist sehr schön!

Vor allen Dingen vollständig! Jetzt erst verstehe ich einiges, das ich bereits las, allerdings ohne die Sätze, die im Zusammenhang davor stehen, weil sie in den von mir bisher gelesenen Ausgaben nicht standen.

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Samstag, 11. Februar 2006

[11.02.06, 17:50]

Bin von Lauf 409 zurück.

War wieder an der Insel Pirschheide. Das Eis ist leider nicht mehr stabil.

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Montag, 13. Februar 2006

[13.02.06, mo, 14:00]

Seit 1995 besitze ich eine Ausgabe von Herman Melville's "Moby Dick".

Heute habe ich das erstemal einige Seiten in dem Buch gelesen.

 

[18:10]

Nein, ich sehe gerade, ich muß schon früher in "Moby Dick" gelesen haben, da ich auf den ersten Seiten einige Sätze von mir unterstrichen sind.

Kann mich aber nicht an die Lektüre erinnern.

 

[18:30]

Im 58. Kapitel schreibt Meville:

Einige alte Naturforscher behaupten allerdings, alles Leben auf dem Lande stamme aus dem Wasser. Im großen und ganzen mag das ja auch sein. Besinnt man sich aber auf einzelnes - wo hätte zum Beispiel der Ozean einen Fisch hervorgebracht, in dem die kluge Menschenfreundlichkeit des Hundes Anlage erkennbar wäre?

[Diogenes Taschenbuch, 1977, Seite 289f.]

 

Man könnte auch fragen: Wo fände der Mensch seine Entsprechung im Wasser?

 

[19:45]

Die Seiten von allioli-bibel.de sind in Google aufgenommen!

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Dienstag, 14. Februar 2006

[14.02.05, di, 18:20]

Seit einigen Tagen belastet mich wieder mein seelisches Hauptproblem: Überschreite ich bei bestimmten Handlungen ein bestimmtes Niveau (im konkreten Fall war es mein Schreiben unter anderem im Tagebuch vom 07.02.06), hindert mich der Stiefvater, den ich in mir habe, am Fortfahren.

Ich fühle mich ohnmächtig, obwohl ich es nicht bin. Denn ich bin stärker als mein Stiefvater in mir. Allerdings will ich ihn nicht niederringen, weil es ihm noch schlimmer geht als mir.

Außerdem: verdränge ich meinen Stiefvater in mir, existiert er auch nicht mehr tatsächlich. Ich werde also auch nicht mehr für ihn dasein können, werde ihm nicht helfen können.

 

[18:45]

Selbstverständlich muß ich ihm nicht helfen, zumal er sich gar nicht helfen lassen würde, weil er alles besser weiß, auch wenn er keine Ahnung hat.

So ungern ich mich zwischen ihm und mir entscheiden will, wird meine Gesundung eine Entscheidung für mich fordern.

 

[19:10]

Im Grunde ist es zwischen meinem Stiefvater und mir wie in jeder Beziehung, die mehr Nach- als Vorteile hat: Es wird Zeit, sich zu trennen.

Deshalb kann man sich ja noch sehen und sprechen, aber man lockert die emotionale Bindung.

Schade, ich wünsche mir es anders, aber ich warte schon seit Jahrzehnten, und da ich keine Pause in meiner Gesundung durch Machen eines Busscheines und Arbeiten als Busfahrer machen kann, muß ich mich entscheiden, um nicht ohne Ziel zu sein. Denn so wenig Arbeit und Geldverdienen für mein Leben wichtig sind, so sehr brauche ich eine Aufgabe, eine kreative Tätigkeit, um mich gut zu fühlen.

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Mittwoch, 15. Februar 2006

[15.02.06, mi, 14:20]

Ich laufe in die Stadt, um meine Aussage wegen der Anzeige vom 29. Dezember 2005 zu machen.

 

[14:40]

Bin in der Humboldt-Buchhandlung.

Interessiert habe ich mich für Materialien, die einem beim Lernen von Französisch helfen. Keins hat mir jedoch zu gesagt.

Gestoßen bin ich auf das Buch "Das erfundene Mittelalter" in dem Heribert Illig behauptet, rund 300 Jahre der Geschichte sind erfunden, der Zeitraum von 614 bis 911 hat nicht existiert.

Ich frage mich:

 

Und bin sicher: Für Illigs Argumentation (Fehlen von einigen Kalerdertagen beim Umstellen des Kalenders) gibt es auch eine andere als seine Erklärung.

 

Ist fast so: Man geht zum Arzt, weil man Rückenschmerzen hat. Der stellt fest, daß einige Rückenwirbel und Bandscheiben beschädigt sind, was bei einem nicht mehr jungen Mann leicht festzustellen ist, und folgert: Klar, daß Sie Rückenscherzen haben - wir müssen operieren!

Dementsprechend finde ich als Anhänger von Verschwörungstheorien genügend Belege für ihre Existenz.

In beiden Fällen rate ich: Geht vor einem großen Eingriff in euren Körper oder in die Weltgeschichte zu einem Seelenkundler,

 

[14:55]

Außerdem erblickte ich das Buch "Der Islam" von Hans Küng.

Im Internet fand ich während der Suche nach dem Autor:

Weltfrieden durch Religionsfrieden.

Das hört sich sehr gut an. Aber leider führten auch Völker gleicher Relgion gegeneinander Krieg.

Um Frieden auf der Welt zu erreichen, falls es den jemals geben wird, braucht es also mehr als Frieden der Religionen.

 

Die Grundüberzeugungen der Stiftung (siehe weltethos.org) teile ich jedoch:

 

[15:05]

Lauf zur Polizei.

 

[15:15]

Meine Personalien werden festgestellt. Die Befragung, wegen der Anzeige vom 29.12.05 (Verletzung des Lebensbereiches durch Bildaufzeichnungen), beginnt.

 

[15:45]

Die Befragung ist beendet. Ich laufe nach Hause (Lauf 410).

 

[16:10]

Ich bin zu Hause.

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Donnerstag, 16. Februar 20006

[16.02.06, do, 9:00]

Die Lockerung meiner emotionalen Verbindung zu meinem Stiefvater hat meine Seelenteile die Kleinen aufgeweckt.

Sie fühlen sich frei wie noch nie, sind sehr aufgeregt und rufen mir immerfort zu: "Endlich können wir schreiben, was wir wollen!"

Vielleicht will ich, mein erwachsener Teil, das aber gar nicht.

 

[21:30]

Meine Kleinen haben den ganzen Tag für viel Aufregung gesorgt. Ich bin ihnen jedoch nicht böse, denn sie freuen sich ja nur.

Und mit ihnen freue ich mich, denn sie sind ein Teil von mir, der seit Jahrzehnten auf seine Befreiung hofft, die übrigens nicht nach meinem Antrag auf Exmatrikulation eingetreten ist, sondern erst jetzt, nachdem ich die emotionale Bindung zu meinem Stiefvater gelöst habe.

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Freitag, 17. Februar 2006

[17.02.06, fr, 8:30]

Wieder einmal war ich die ganze Nacht munter und habe gelesen und geforscht.

Heute hat mich das Thema Alchemie nicht losgelassen, insbesondere die Erlösertheorie der Alchemie, die sich (nach Carl Gustav Jung) von der des Christentums unterscheidet: Sowohl im Christentum als auch in der Alchemie muß der Mensch erlöst werden, allerdings braucht er im Christentum einen Erlöser, während er in der Alchemie selbst Erlöser ist.

Was wie ein Vorteil aussieht (andere tun etwas für mich), ist nach meiner Auffassung ein Nachteil, weil die Erlösung nur vollkommen sein kann, wenn ich mich selbst erlöse (Selbstverantwortung).

Deshalb konnte ich mich nie mit Jesus Christus als Erlöser anfreunden: unbewußt fragte ich mich immer, wie er mich erlösen kann, da ich fühlte, mich nur selbst erlösen zu können.

Für mich ist es einfach unvorstellbar, vollkommen zu werden, wenn nicht ich es vollbringen, sondern ein andere für mich.

Vollkommenheit der Seele schließt für mich Anhängigkeit von anderen aus. Wenn ich nur durch andere vollkommen werden kann, ist das in meinen Augen Unvollkommenheit. Und selbstverständlich auch Unfreiheit und Abhängigkeit.

Das schließt jedoch eine tiefe Gemeinsamkeit mit anderen nicht aus.

Das ist mir aber erst heute nacht bewußt geworden, als ich mich intensiver mit Alchemie beschäftigte.

 

[9:00]

Ich lege mich hin.

 

[12:30]

Kingeln hat mich geweckt. Ich denke: meine Bücher sind gekommen.

 

[12:35]

Nein, es ist eins für jemand auf dem Haus.

Eigentlich überhöre ich Klingeln, wenn ich noch schlafe. Allerdings wartete ich auf meine Bücher und bin deshalb auch mitten in meiner Nacht aufgewacht.

 

[16:20]

Ich wache auf.

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Samstag, 18. Februar 2006

[18.02.06, sa, 10:10]

Meine Bücher über Alchemie sind angekommen:

 

[11:00]

Im Vorwort zur Neuausgabe von Schmieders "Die Geschichte der Alchemie" heißt es (Seite 31):

Die Neuausgabe des vorliegenden Buches wurde um leichterer Lesbarkeit willen von Fraktur in Antiqua umgesetzt und orthographisch behutsam modernisiert. In Wortlauf und Inhalt wurde nicht eingegriffen.

Was "orthographisch behutsam modernisiert" bedeutet, kann ich leider nicht sagen, da ich die Rechtschreibung des Originals nicht kenne.

Im Vorwort zur Neuausgabe schreibt man jedenfalls "in den Schlusssätzen" (Seite 30).

 

[16:20]

Schmieders "Alchemie" liest sich nicht gut wegen der nicht dem Original entsprechenden Rechtschreibung.

Ob man "muss" oder "muß", "lässt" oder "läßt" schreibt, ist egal.

Bei "so genannt" ist in den meisten Fällen "sogenannt" gemeint bzw. ergibt sich auf dem Kontext. Trotzdem ist es unnötigt, weil man auch wieder "sogenannt" schreiben darf, wenn man "sogenannt" und nicht "so genannt" meint.

Was aber ist bei (dem hypothetischen) "wohl temperiert" gemeint? Das ergibt sich nicht aus dem Kontext. Es kann also ebensogut "wohl temperiert", also "vermutlich temperiert", als auch "wohltemperiert", also "richtig temperiert", heißen.

Bei einem Buch von 1832 hätte man die Rechtschreibung überhaupt nicht anzupassen brauchen, schon gar nicht so, daß der schwierig zu verstehende Stoff unnötig komplizierter wird.

Daß das Buch noch größere Authentizität haben würde, wäre Rechtschreibung und Schrift des Originals wiedergeben worden, wie der Niemeyer-Verlag bei Werken Grimmelshausens, muß ich wohl nicht bemerken.

Glücklicherweise hat das Buch nur 9,95 Euro gekostet, während ein Original ab 175 Euro, ein Nachdruck in Fraktur von 1927 ab 40 Euro kostet.

Am meisten ärgere ich mich jedoch, daß ich aus dem Buch (noch) nicht entnehmen konnte, was mich interessierte - was selbstverständlich mit dem Buch an sich oder dessen Edition nichts zu tun hat: der seelisch-spirituelle Aspekt der Alchemie.

Ich bestellte mir die beiden Bücher über die Geschichte der Alchemie, um nicht nur Jungs Auffassung zu diesem Aspekt zu lesen, sondern den der Alchimisten selbst, weil ich ungern nur die Meinung eines Autoren zu einem Thema lese.

 

[17:30]

Daß eine Neuauflage besser sein kann, zeigt Latz' "Alchemie".

Das Buch hat mit 1038 Seiten nicht so doppelt so viele wie Schmieders "Geschichte der Alchemie", sondern auch eine schönere, weniger schlanke, besser lesbare Schrift, wie man sie von Fraktur kennt, sowie eine tatsächlich behutsam modernisiere Orthographie ("daß", aber nicht mehr "that"), und kostet auch nur 9,95 Euro.

 

[17:55]

Aber das sollte nur ein kleiner Ausflug sein. Mitteilen möchte ich vielmehr meine Gedanken zur christlichen Erlösertheorie, ohne mich auf das Christliche zu konzentrieren.

Erlösung ist die Befreiung von Negativem. Dabei kann mich jemand erlösen, ich kann mich aber auch selbst erlösen.

Das geht jedoch nicht immer.

Wenn ich Zahnschmerzen habe, gehe ich besser zum Zahnarzt und bitte ihn um Erlösung. Dafür stehe ich aber in seiner Schuld.

Schuld kann schnell zur Abhängigkeit werden, insbesondere, wenn der Umfang der Erlösung nicht meßbar ist.

Einen Zahn zu behandeln, ist überschaubar, und die Vereinbarung der Schuld und deren Begleichung sollte übersichtlich sein.

Was aber, wenn jemand meine Seele rettet.

Das muß nicht immer Jesus sein. Nicht selten übernimmt diese Erlösung der (Ehe-)Partner, nicht nur an einem Tag, sondern über Jahrzehnte.

Wie soll man diese Schuld begleichen? Nach meiner Erfahrung gibt es dafür nur einen Preis: Unfreiheit durch Verzicht auf Selbstbestimmung.

 

Ich lebte jahrlang mit einer Frau zusammen, die meine Entscheidungen für mich traff. Dafür war ich ihr völlig ausgeliefert.

Nachdem sie unsere Beziehung getrennt hatte, dachte ich noch über ein Jahrzehnt beim Hosenkauf daran, welche sie mir empfehlen würde, bevor ich mich entscheiden konnte.

Nun ist ein Hosenkauf kein schweres Problem im Vergleich zu der Kraft, die Depressionen ausüben.

Kann ich meine Depressionen, die von Todessehnsucht begleitet werden, nur durch Hilfe meines Partners überleben, werde ich alles tun, damit er sich nicht von mir trennt, auch wenn ich ihn im Grunde hasse, weil ich mich durch diese Abhängigkeit unfrei fühle und mir wünsche, daß er mir hilft, mit meinen Depressionen umzugehen, nicht jedoch mich immer mehr an sich bindet.

 

Weil der Mensch oftmals in Situationen einen Erlöser sucht, in denen er sich nur selbst erlösen kann, ist die christliche Erlösung durch Jesus nach 2000 Jahren noch immer populär.

Jesus als Sohn Gottes erlöst mich - dafür diene ich ihm, wofür Gott mich wiederrum erlöst und mich ins Paradies läßt.

Was aber, wenn ich das Paradies nicht im Jenseits (nach dem Tod), sondern nur im Diesseits (im Leben) gibt? - Dann sind Millionen von Menschen gottesfürchtig, gehorsam, untertan, ohne jemals dafür belohnt zu werden.

 

Damit spreche ich Religionen nicht ihre Wichtigkeit ab, möchte nur fragen, was wäre wenn.

Glücklicherweise braucht Glaube keinen Beweis.

Ich für meinen Teil glaube an Gott, jedoch nicht an ein zweites Leben oder Wiedergeburt. Deshalb versuche ich jetzt, meine Probleme zu lösen und glücklich zu leben.

Das ich damit nicht der beste Bürger bin, versteht sich, denn wenn ich wenig arbeite, um viel Zeit für meine Gesundung und für mein Glück zu haben, zahle ich wenig Steuern, kaufe wenig.

Aber ich bin gut für die Umwelt und für nächste Generationen.

 

[19:12]

Überhaupt sehe ich das größte Probleme unserer Zivilisation, daß zu viele Menschen zuviel wollen.

Daß gleichzeitig zu viele Menschen nicht bekommen, was sie brauchen, ergibt sich zum großen Teil daraus, jedoch nicht ausschließlich.

 

[19:30]

Nicht nur deshalb ist es aberwitzig, in Deutschland geburtenschwache Zeiten zu kritisieren.

Man müßte die Sozial- und Steuersysteme so umbauen, daß die Renten- und Staatskasse gefüllt werden, auch wenn immer weniger Menschen arbeiten werden dürfen.

Das ist verständlich, da immer mehr Menschinen die Arbeit von immer mehr Menschen erbringen. Also müßte formal auch Maschinen in die Rentenkasse einzahlen.

Gleichzeitig müßte die Einwanderung extrem reduziert und die Geburten im Land verringert werden.

Rente ab dem 67 Lebenjahr ist die schlechteste Lösung des Problems und nur eine versteckte Rentenkürzung.

Falls es bei den Oberen noch nicht angekommen ist: Deutschland hat offiziell 5.000.000 arbeitslose von 50.000.000 arbeitsfähigen Menschen.

Wenn weniger Menschen ins Berufsleben eintreten, weil es weniger Geburten gibt, würde es auch weniger arbeitslose Menschen geben, da die vorhandene Arbeit auf weniger arbeitsfähige aufgeteilt werden müßte.

 

Zudem ist die Idee, eine Gesellschaft kann nur fortleben, wenn sie wächst, grundsätzlich für nicht mehr tragbar.

Sicher muß es in einigen Bereichen weiterhin Wachstum geben, aber nicht in allen. Der Staat muß nur der neuen Situation angepaßt werden.

 

[22:00]

Selbstverständlich könnte man den Einzel-Reichtum einfach anders verteilen sowie seine Entstehung unterdrücken und zur Bildung von Allen-Reichtum umlenken, indem man die Einzel-Macht in Allen-Macht umwandelt. Mit dem neuen Reichtum könnte man wohl die meisten der heutigen Weltprobleme direkt oder indirekt lösen.

Allerdings glaube ich nicht, daß sich ein Gesellschaftssystem einrichten wird, in dem das möglich ist. Nicht vordergründig, weil es keine entsprechenden Ideen gibt, sondern weil Menschen lieber auf Erlösung hoffen als sich selbst zu erlösen, weil Menschen lieber anderen Verantwortung übertragen, als selbst zu verantworten.

 

Im Grunde ist das ein alchemistisches Motiv: die Echse oder Schlange, die sich in den eigenen Schwanz beißt.

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Sonntag, 19. Februar 2006

[19.02.06, so, 7:10]

Kaum zu glauben: Vögel zwitschern!

Die Sonne ist vor kurzem ausgegangen. Es sind 4 Grad Celsius. Verschiedene Vögel, die ich leider nicht unterscheiden kann, sind munter und unterhalten sich.

 

[7:55]

Habe gestern viel in meinen Büchern über die Alchemie gelesen.

Herausgeber der Neuauflage von Schmieders "Geschichte der Alchemie" ist Marco Frenschkowski.

Im Vorwort schreibt er, für die Alchemie gäbe es drei grundlegende Deutungsansätze nebeneinander:

  1. abergläubige Geheimwissenschaft,
  2. organischer Vorläufer der modernen Chemie,
  3. chemischer Aspekt nebensächlich, Transformation des Unedle ins Edle, Suche nach dem Stein der Weisen dienten einem seelisch-spirituellen Vorgang.

Nach meiner Meinung sind das verschiedene Ansichten einer Medaille, weil

  1. nie Gold gemacht, sondern nur gewonnen wurde,
  2. Porzellan und Schießpulver wiederentdeckt, Medizin (Heilmittel) hergestellt wurden,
  3. die Grundidee der Alchemie ohne seelisch-spirituellen Anspruch nicht denkbar ist.

Wobei mich der dritte Aspekt am meisten interessiert. Zumal ich bis jetzt in meinen achemistischen Büchern nicht gelesen habe, wie genau man Heilmittel gegen Pest und Pocken herstellt, sondern nur daß man es tut.

Ebenso wie viele Zeugen genannt werden, die Umwandlung unedler Metalle in Gold bezeugen, aber immer nur mit geheimen Tinkturen, die sie meist von geheimnisvollen Menschen bekommen haben, wobei beide geheim bleiben.

Also keine Wiederholbarkeit des Vorgangs. Ist wie bei UFOs: alle haben sie gesehen, aber wenn man sie ruft, erscheinen sie nicht. Selbstverständlich nicht, denn sie haben eine höhere Aufgabe, für die wir noch nicht bereit sind.

Insofern sind Alchemie und Religion in Punkten ähnlich: sie lassen uns hoffen auf Erlösung durch andere oder anderes - auf ewig.

Bei einem im Buch vorgetragenen Beispiel dachte ich: das hört sich an wie nach einem Finanzbetrug - die geschröpften Geldgierigen werden nie zu geben, daß sie mit einfachen Mitteln (Aussicht auf ungeheuren Vermehrung des Einsatzes) betrogen wurden, sondern immer beteuern, welchen Gewinn sie gemacht haben, um sich in ihrer Einfältigkeit nicht selbst bloßzustellen. Ist doch klar: dumm sind immer nur die anderen.

 

Der seelisch-spirituelle Aspekt der Alchemie interessiert mich also am meisten. Ich hoffe, durch alchimistisches Wissen universelle Wahrheiten erkennen, vielleicht belegen zu können.

 

Die Umwandlung Niederes in Höheres interessiert mich zum Beispiel sehr.

Sie schlägt sich auch in Sagen und Märchen nieder, in denen der zukünftige Held viele Prüfungen bestehen muß, um die Prinzessin zu bekommen oder von einem Fluch befreit zu werden.

Alchemisten haben versucht, dafür ein Mittel zu finden, durch das der Vorgang ausgelöst und durchgeführt werden könnte, weil es zu beschwerlich ist, zum Helden durch viele Kämpfe, vor allen gegen seine Unzulänglichkeiten, heranzureifen.

Man schluckt eine Pille, und schon sind die eigenen Probleme gelöst - eine Idee, die bis heute nichts an Attraktivität verloren hat und durch deren Wohlgefallen die heutigen "Goldmacher" sehr viel Geld verdienen.

Auf der Suche nach einem Lebenselixier sind Alchemisten auf universielle Wahrheiten gestoßen und haben sie aufgezeichnet, auch wenn vielleicht nicht immer verstanden oder als solche angesehen. Diese universiellen Wahrheiten interessieren mich sehr.

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Montag, 20. Februar 2006

[20.02.06, mo, 15:00]

Habe eben bei meinen Eltern angerufen.

Unter anderem bedankte ich mich bei meinem Stiefvater, daß ich den Busschein nicht mache, weil ich sonst nicht so schöne, freie Tage, an denen ich mache, was ich will, hätte, sondern viele ausgefüllt mit Lernen und Üben für den Busschein.

Mit anderen Worte: Ich bin nicht mehr ärgerlich, weil ich den Busschein nicht mache.

Selbstverständlich hätte ich den Busschein gern gemacht, aber da ich nicht vorhatte, Vollzeit als Busfahrer zu arbeiten, sondern zu Teilzeit bzw. in der Saison und entsprechend wenig Geld verdient hätte, kann ich auch weiterhin gut ohne die Qualifikation leben.

Ich bin eben einfach lieber zu Hause, lese und schreibe, als den ganzen Tag zu arbeiten, zumal bei niedrigem Stundenlohn.

Das bedeutet jedoch nicht, daß ich nie mehr den Busschein mache. Ich will schon noch Europa außerhalb des Gebietes, Alesund (Ålesund, Norwegen), Stockholm, Prag, Regensburg, das ich schon besucht habe, kennenlernen, zumindest einmal lebhaftig sehen. Da bietet sich der Beruf des Reisebus-Fahrers geradezu an.

Ich werde aber abwarten, wie ich darüber denke, wenn ich das nötige Geld habe.

Mein Privileg, schon deutlich vor dem Rentenalter meinen Neigungen (fast) ganztägig nachzugehen, sollte ich nicht aufs Spiel setzen.

Immer wieder höre ich Leute sagen: Wenn ich erst Rentner bin, dann werde ich das und das machen. Sind diese Menschen dann soweit, sind sie nicht selten krank oder haben nach vier Jahrzehnten Arbeitsleben einfach keine Lust mehr, sich neuen Herausforderungen zu stellen.

Wenn ich zu Hause vor Langeweile und dem Gefühl, nutzlos zu sein, eingehen würde, würde ich auf jeden Fall Arbeit nachjagen. Aber so ... Ich habe einfach so viel zu tun, daß ich mich, ob ich das alles in meinem Leben schaffen werde.

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Donnerstag, 23. Februar 2006

[23.02.06, do, 20:00]

Mußte die Zugbrücke hochziehen, das heißt Anrufbeantworter aus, Telefon stumm.

In letzter Zeit bin ich sehr mitfühlend, kann dadurch aber nicht mehr für andere tun. So leide ich mit den anderen, obwohl ich nicht zu ihren Mißlichkeiten beigetragen habe, noch den kleinsten Ansatz, ihnen herauszuhelfen.

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Freitag, 24. Februar 2006

[24.02.06, fr, 10:00]

Habe mich schon erholt!

Ich werde den Anrufbeantworter jedoch ausgeschaltet lassen. Dafür werde ich das Telefon weniger oft stumm schalten.

So bin ich öfter zu erreichen, vermeide jedoch, traurige Nachrichten, mit denen ich tagelang leben muß, ohne etwas entgegnen zu können, weil zwar die Nachtricht mich erreicht, ich aber nicht den Nachrichtengeber.

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Samstag, 25. Februar 2006

[25.02.06, sa, 11:30]

Der Elektroherd, den mir ein Freund geschenkt hat, ist angeschlossen.

Leider kann ich ihn jetzt nicht ausgiebig testen, weil noch heute in die Stadt-Bibliothek und die Humdboldt-Buchhandlung will, die beide 16 Uhr schließen.

 

[15:30]

Habe in der Bibliothek lange in Hermann Kants "Escape", "Kormoran" und "Okarina" sowie in Carl Gustav Jungs "Psycholgie und Alchemie" gelesen.

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Sonntag, 26. Februar 2006

[26.02.06, so, 16:00]

Meine neuer Herd ist super!

Nicht nur, daß ich vier statt zwei Kochplatten und einen Backofen habe, die Platten erhitzen die Pfannen und Töpfer sehr stark.

Die Platten meines transportablen Elektroherdes brachte selbst als sie neu waren nicht genügend Temperatur. Daß der Unterschied zwischen 2000 und 1500 Watt maximale Plattenleistung so deutlich ist, hatte ich nicht gedacht.

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