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Tagebuch - Dezember 2004

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Donnerstag, 2. Dezember 2004

[02.12.04, do, 15:30]

Ich bin zurück von der Uni.

Heute fuhr ich zwischen Vorlesung und Übung nicht nach Hause, sondern suchte mir einen nicht genutzten Raum, in dem ich die Vorlesung nach-, die Übung vorarbeitete.

 

[16:00]

Zum Abschluß meine Arbeitswoche (die Zeitungstouren am Freitag und am Samstag kann ich im Vergleich zu den arbeitsreichen anderen Tagen der Woche nicht als Arbeitstag bezeichnen) werde ich noch etwas in der Bibel lesen (Das Buch Rut) und dann ein kleines Nachmittagsschläfchen machen.

 

[18:30]

Ich habe so tief wie lange nicht mehr geschlafen, erinnere, was ich vor dem Schlaf tat, als wäre es vor Tagen geschehen.

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Freitag, 3. Dezember 2004

[03.12.04, fr, 20:00]

Endlich konnte ich wieder laufen!

Lauf 347 hat mir sehr gut getan!

Ich staune immer wieder, weshalb ich mich nach einem Lauf, der bei meinem (Über)gewicht immer eine Belastung ist, wohler fühle als vorher.

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Samstag, 4. Dezember 2004

[04.12.04, sa, 1:35]

Tja, ich bin schon wieder munter.

Zur Zeitungstour kann ich aber noch nicht aufbrechen, weil noch keine Zeitungen angeliefert wurden.

 

[3:05]

Ich habe meine Homepage umgebaut (Anzahl der Dateien pro Verzeichnis verkleinert), um schneller und mit mehr Übersicht arbeiten zu können.

Außerdem habe ich die Bibel-Seiten (im Verzeichnis /bibel) in einbezogen, damit ich sie direkt verlinken kann (.../bibel/home.html statt http://www.andreasthieme.de/bibel/home.html).

 

[3:30]

Ich werde erst einmal Zeitungen austragen.

 

[3:33]

Diese Seite und einige andere sind noch schnell nach /privat2/ umgezogen.

Dieses Verzeichnis wollte ich eigentlich erst 2005 eröffnen, aber warum warten, wenn man etwas Gutes tun kann.

 

[3:35]

Jetzt muß ich mich aber anziehen und los zur Arbeit.

 

[6:30]

Der Umbau meiner Homepage hat sehr viele Seiten erfaßt, und sehr viele Seiten habe ich gelöscht.

Allerdings habe ich nur rund 1.000 Hinweisseiten gelöscht, die mitteilten, wohin eine Seite umgezogen ist.

 

[8:00]

Jetzt ist die Arbeit beendet. Ich werde mich hinlegen.

Um zu lesen, bin ich jetzt aber zu müde.

 

[10:05]

Ich bin zwar nicht ausgeschlafen, aber aufgeweckt, weil ich sehr ungeduldig auf zwei gestern in der Humboldt-Buchhandlung bestellte Bücher warte.

 

[11:28]

Meine Bücher sind eingetroffen.

Ich werde gleich zum Buchladen laufen.

 

[14:52]

Ich bin wieder zurück vom Einkaufen und vom Lauf 348.

 

[18:10]

Leider habe ich ein falsches Buch bestellt und inzwischen schon mit meinem Namen gekennzeichnet.

Die Einheitsübersetzung der Bibel im Standardformat (21,5 x 15 cm) ist leider in neuer Rechtschreibung geschrieben!

So gern ich die Bibel lese, aber in neuer Rechtschreibung will und muß ich mir das nicht antun!

Nicht umsonst schreibe ich seit Jahren auf meinen Seiten zur Rechtschreibreform GEGEN die amtlich verordnete neue Rechtschreibung.

Dann sagte heute ein Buchhändler, Bibeln werden nur noch in neuer Rechtschreibung gedruckt; Exemplare in alter Rechtschreibung sind Lagerbestände.

Na schön. Heißt das, ich muß bald auch die Heilige Schrift in neuer Rechtschreibung lesen?

Das kann ich nicht fassen!

 

[19:25]

Während ich in meiner neuen Bibel las und mir bewußt wurde, daß ich sie in neuer Rechtschreibung erworben habe und nicht tauschen kann, wurde ich sehr wütend.

Wenn ich das Buch nicht beiseite gelegt hätte, hätte ich es zerrissen. Am liebsten mit einem Kochmesser zerstochen.

Selbstverständlich wäre das schade gewesen, denn wenn ich die Bibel in neuer Rechtschreibung nicht will, könnte ich sie ja verschenken. Aber nicht, wenn ich an ihr meine Wut ausgelassen habe.

 

[19:40]

Nun habe ich an den Verlag geschrieben und um Auskunft gebeten, welche Bibel noch in

  1. Einheitsübersetzung, im
  2. Standardformat und in
  3. alter Rechtschreibung

erscheint.

 

[19:45]

Ich ärgere mich so sehr!

Weil ich mich sehr auf die Bibel gefreut habe. Ich brauche sie, damit ich auch im Bett die Einheitsübersetzung lesen kann.

Zwar habe ich die Einheitsübersetzung auch in alter Rechtschreibung, aber in einer gewichtigen Ausgabe mit Kommentaren und im Senfkornformat.

Beide Ausgabe lesen sich im Bett aber nicht gut: die eine ist zu schwer und zu groß, die Schrift der anderen für langes Lesen zu klein.

 

[19:47]

Als ich vorhin im Bett lag und in der Standardausgabe las, sagte einer meiner Seelenteile:

So schlimm ist es doch gar nicht, "dass", "lasst", "schloss" zu lesen.

Sieht doch schick aus.

Außerdem werden bald alle so schreiben, wenn die Alten gestorben sein werden und nur noch Menschen leben, die die neue Rechtschreibung in der Schule gelernt haben.

Warum willst du es dir so schwer machen und gegen etwas kämpfen, was die dafür verantwortlichen Politiker weiterhin durchsetzen wollen.

Und ich sehe auch kein Abrücken, weil alle Argumente gegen die neue Rechtschreibung, insbesondere die höhere Fehlerzahl in Schulen, noch von keinen Verantwortlichen ernst genommen wurden.

Die, die die neue Rechtschreibung gegen den Willen des Volkes durchgesetzt haben, sind weiterhin entschlossen und vor allem in der Lage, nicht von ihren Zielen abzurücken.

Da spielt es keine Rolle, ob der Springer-Verlag und andere wieder in der bewährten Rechtschreibung schreiben.

Also: gibt deinen Widerstand auf und lies und schreibe eher heute als morgen in der neuen Rechtschreibung.

So sehr du dich mit ihr auseinandergesetzt hast, so leicht sollte dir die Umstellung auf die neue Rechtschreibung fallen.

 

Ja, dachte ich, der ich jetzt hier schreibe und vielleicht einige Dinge zu ernst nimmt, warum wehre ich mich so entschieden gegen etwas, was ich nicht aufhalten kann.

Aber so, dachte ich dann, kann man an die Sache nicht sehen. Wenn immer richtig ist, was die da oben beschließen und durchsetzen wollen, würde ich noch in der DDR leben.

 

[20:50]

Nicht nur das. Man könnte uns, dem Volk, auch andere Dinge verordnen, und wir würden sie ohne zu murren ausführen, wenn sie die Oberen denn entschieden genug vorantrieben.

 

[21:05]

Habe Wäsche gewaschen. Morgen früh werde ich sie auf dem Boden aufhängen.

 

[21:20]

Das Schlimmst ist: Man kann der neuen Rechtschreibung nicht entgehen.

Man kann den Wehrdienst verweigern, kann sich direkt und indirekt vor Steuern drücken, kann seinen Gott anbeten, auch wenn er nie offiziell anerkannt würde, aber man entkommt der neuen Rechtschreibung nicht, weil sie bis in die letzte Ecke der Landes reicht, und sei es nur in einer alten Zeitung, die man zum Arschabwischen nimmt.

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Sonntag, 5. Dezember 2004 - 2. Advent

[05.12.04, so, 4:00]

Ich bin schon wieder munter.

Ist aber nicht schlimm, denn nächste Woche muß ich wieder um 2 Uhr 30 aufstehen.

 

[5:35]

Habe Wäsche aufgehangen.

 

[6:05]

Ich lege mich hin, auch wenn ich noch keine Lust habe, um meinen Rhythmus beizubehalten, damit ich nächsten Woche wieder so gut in Form sein werde wie vergangene.

 

[7:50]

Ich habe nicht einmal eine Stunde geschlafen, weil mich meine Fantasie mit mir durchging.

Ich stellte mir vor, ich wäre mit der neuen Rechtschreibung aufgewachsen und würde die bewährte nur so aus alten Büchern kennen, wie die, in der man noch "thun" schrieb, oder die, die zwischen "das" und "daß" nicht unterschied.

 

Das entspannte mich sehr. Auch freute ich mich, wenn ich ein Wort am Ende mit ss las. Und wunderte mich, wenn man "heißt" oder "groß" statt "heisst" und "gross" geschrieben hatte, wenn in diesen Worten war das ß fehl am Platz.

Nicht, dass ich das ß anschaffen würde, wenn ich meine reformierten Rechtschreibregeln vorstellen würde, aber dass man "heisst" und "äussere" [gesprochen: "äus-sere", nicht "äuss-ere"] schreibt, wenn "lässt", das ist doch klar.

Um "Masse" und "Maße" zu unterscheiden, ist das ß schon wichtig, aber in fast allen anderen Worten wird es nicht gebraucht.

Wie sieht denn das aus: Man schreibt "Fass", "Muss", "Schloss", aber "Schoß" statt "Schoss", "stoßen" und "schließen" statt "stossen" und "schließen, obwohl man "Stoss" und "Schluss" schreibt. [Anmerkung: Laut Duden 2004 schreibt man zwar "Schluss", jedoch nicht "Stoss", sondern "Stoß" - aber wer weiß/weiss das schon! ;-)) "Stoß" sieht so verdammt alt aus, dass man es mit ss schreiben muss, zumal dadruch kein Missverständnis entsteht.]

Auch sollte man "Kompromis" schreiben, wenn man "Ergebnis" schreibt, so schön auch "Kompromiss" auszieht. Oder man sollte auch "Ergebniss" schreiben.

 

[8:13]

Habe meine Eltern angerufen, ihnen einen geruhsamen 2. Advent gewünscht und ihnen für das Geschenk zum Niklaus, der schon am Freitag bei mir war, bedankt.

Außerdem sagte ich: Der Nikolaus war so fleißig, daß sie - meine Eltern -, die ihn beauftragt haben, mich so lieb haben müssen.

Meine Mutter sagte: Ja, das stimmt.

 

[8:33]

Auf der Seite Bibel-Übersetzungen schrieb ich, MacArthur (bzw. seiner Übersetzer würden laufend und unnötig Sätze mit "daß" formulieren.

Nicht erwähnt habe ich: in der aktuellen Ausgabe der MacArthur Studienbibel sind die Anmerkungen und der Bibeltext in neuer Rechtschreibung geschrieben.

Da liest man dann folgenden Satz (Anmerkung zu 1. Mose 4,4-5):

Das lag weder nur daran, dass es ein Tier war, noch daran, dass es das Beste war, was er hatte [...],

und fragt sich, ob man meint "nicht nur ein Tier, sondern das beste Tier" oder "ein Tier - das Beste von allen Dingen, die er hatte".

Diese Frage ist jedoch überflüssig, denn dem HERRN zu opfern erfordert immer das BESTE.

 

Kleinlich sollte man auch nicht bei Sätzen wie diesem sein (Anmerkung zu Hiob 1,9-11):

Das ist das Erste der beiden großen Themen.

Denn ob man nur schreibt "das Erste der beiden ..." oder "das erste der beiden ..." bleibst sich doch gleich, denn für den HERRN gibt man immer das ERSTE.

 

[8:52]

Warum man statt "Reißverschluss" nicht "Reissverschluss" schreibt, verstehe ich auch nicht, wo doch "Reissverschluss" ebenso toll aussieht wie "Fassverschluss".

 

Meine Seelenteile die Kleinen freuen sich sehr.

Endlich können sie auch mal mitreden und etwas bewirken für die Modernisierung der deutschen Sprache, indem sie die neue Rechtschreibung erneuern, damit die Rechtschreibreform nicht auf halben Weg stehen bleibt, und fordern, "schliesslich", "schliessen", "Schliessung" zu schreiben, weil man "Schluss" und schreibt; "liess", weil man "lassen" und "lässt" schreibt, und dass man "gross" und "Spass" und "Fuss" schreibt, ist doch sonnenklar.

 

[9:15]

Außerdem stellte ich mir vor, meine Texten durch eine Rechtschreibüberprüfung kontrollieren zu lassen, nicht mehr selbst "von Hand" zu überprüfen.

Das Rechtschreibprogramm könnte auch gleich nachsehen, ob ich in der neuen Rechtschreibung schreibe.

Aber folgender Satz:

Daß ich Andreas Thieme heisse und ein grosser Künstler bin, der in hohem Masse nach seinem Gefühl arbeitet, ist bekannt.

korrigiert das Programm zu:

Dass ich Andreas Thieme heiße und ein großer Künstler bin, der in hohem Masse nach seinem Gefühl arbeitet, ist bekannt.

Tja, niemand ist perfekt, auch keine Rechtschreibprogramm! ;-))

 

[9:23]

Wenn ich eingeben:

Das ich Andreas Thieme heisse und ein grosser Künstler bin, der in hohem Masse nach seinem Gefühl arbeit, ist bekannt.

wird zu

Das ich Andreas Thieme heiße und ein großer Künstler bin, der in hohem Masse nach seinem Gefühl arbeit, ist bekannt.

korrigiert.

Da Maschinen ohnehin bald unserer Leben bestimmen, sollte man Rechtschreibregeln nicht nur rechtschreibschwachen Schüler anpassen, denn nur so wird ihre Rechtschreibung bessern, sondern auch dem Maschinenverständnis. Also: keine Unterscheidung mehr zwischen "das" oder "daß". Darüber würden sich dann auch wieder die Schüler freuen.

 

[14:53]

Es ist schön, zu den Guten zu gehören!

Nicht mehr in vielen Rechtschreibbüchern nachzusehen, wie man ein Wort richtig schreibt, sondern nur im aktuellen Duden.

Wer zu den Guten gehört, schreibt laut Duden 2004. Oder besser.

Man ahnt doch schon, welche Veränderungen der Duden 2006 haben wird. Oder der Duden 1996 häte haben solen, wenn man nicht auf die Alten häte Rüksicht genomen, wenn Her Dr. Karl Blüml, Vorsitzender der zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission, und Frau Doris Ahnen - nach der reformierten Neuen Rechtschreibung: Anen -, Bildungsministerin in Rheinland-Pfalz und Presidentin der Kultusministerkonferenz, die deutsche Rechtschreibung so verändern häten könen, wie es im Intrese jedes modernen und guten deutsch sprechenden ist.

Jeder, der zu den Guten gehören will (oder mus), ant, welche grandiosen Verbeserungen uns allen geschenkt worden wären. Aber jeder mus mit sich selbst ausmachen, ob er dem Alten hinterherhinkt oder dem Neuen aufgeschlosen sein möchte oder schon einer der Guten von Morgen ist.

Die Zukunft gehört imer den Guten die die alten Zöpfe abschneiden nicht denen die unter einer Kruste Schutz suchen. Imer den die sich vorwagen wenn Andere sich versteken oder nur kleine Schrite gehn.

 

[16:25]

Unser Vater, der Du bist im Himel,
geheiligt werde Dein Name;
Dein Reich kome,
Dein Wile geschehe,
wie im Himel, so auf Erden.

Unser täglich Brot gib uns heute;
und vergib uns unsere Schulden,
wie auch wir unseren Schuldnern vergeben haben;

und füre uns nicht in Versuchung,
sondern erete uns von dem Bösen.

Den Dein ist das Reich und die Kraft und die Herlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

 

[16:53]

Ich hofe, Sie beschuldigen mich nicht der Gotteslästerung.

Lesen Sie mit mir, wie Luther 1545 dise Verse (Matthäus 6,9-13) schrib:

Vnser Vater in dem Himel. Dein Name werde geheiligt. Dein Reich kome. Dein Wille geschehe / auff Erden / wie im Himel. Vnser teglich Brot gib uns heute. Vnd vergib vns vnsere Schulde / wie wir vnseren Schüldigern vergeben. Vnd füre vns nicht in versuchung. Sondern erlöse vns von dem vbel. Denn dein ist das Reich / vnd die Kraft / vnd die Herrligkeit in ewigkeit Amen.

 

[17:58]

Ach es ist so schön nicht nur dazu zu gehören sondern Schritte voraus zu sein.

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Donnerstag, 9. Dezember 2004

[09.12.04, do, 1:45]

Ich bin aufgewacht. Keine Ahnung, warum.

 

[4:00]

Ich fühle mich nicht gut.

Habe die ganze Woche nach der Zeitungstour noch gearbeitet. Bin sehr geschafft.

Weiß nicht, ob ich heute die Kraft habe, zur Uni zu gehen. Ich werde mich gleuch hinlegen und meinen Körper entscheiden lassen: Wache ich pünktlich zur Vorlesung auf, werde ich zur Uni fahren; wache ich zu spät auf, bleibe ich zu Hause.

 

[7:45]

Ich nehme deine Entscheidung an, mein Körper, und werde gleich zur Uni fahren.

 

[8:30]

Ich verlasse das Haus und gehe zum Bus.

 

[9:00]

Ich im Vorlesungssaal.

 

[9:15]

Es sind wenig Leute da. Vielleicht nur ein Viertel der ersten Vorlesungen.

 

[10:05]

Was, noch 40 Minuten?

Ich begreife fast nichts, gähne laufend und sehe das Ende der Vorlesung herbei.

Meinte mein Körper vielleicht etwas anderes, als er 7 Uhr 45 aufwachte?

 

[10:30]

Am liebsten will ich sofort der Raum verlassen, aber die 15 Minuten halte ich noch durch.

Nicht nur das: nach der Vorlesung werde ich auch sofort nach Hause fahren und mich wieder ins Bett legen. Ich bin vielleicht sowas von knülle.

 

[10:36]

Endlich ist die Vorlesung zu Ende und dann noch vor der Zeit, weil der Professor kein neues Thema beginnen will.

Ich hätte die letzten Tage mehr schlafen müssen, konnte aber nicht, weil ich immer wieder nach einigen Stunden Schlaf durch den Wecker geweckt wurde oder von allein munter wurde, aber nie, wohl ebenso wie heute morgen, ausgeschlafen war.

So leid es mir tut, ich werde jetzt nach Hause fahren. Bis 13 Uhr werde ich mich auf keinen Fall mehr munter halten können.

 

[10:45]

Die Bewegung und die frische Luft hat mir sehr gutgetan.

Ich bin schon im Raum, in dem nachher die Übung stattfindet.

 

[11:00]

Ich rechne und zeichne die Aufgabe, die wir heute in der Vorlesung aufbekommen haben.

So schwer ist sie nicht. Vielleicht war vorhin mein Hirn einfach nur zu müde für Statistik, das ich ja auch schwer verstehe, wenn ich fit bin.

 

[12:10]

Ich denke an Johannes 1,1:

Im Anfang war das Wort,
und das Wort war bei Gott,
und das Wort war Gott.

Und lese in meiner Scofield-Bibel, die ich, wie letzten Donnerstag auch, mit zur Uni genommen habe:

Wort: Griechisch Logos. Das griechische Wort bedeutet, 1) ein Gedanken oder Begriff; und 2) der Ausdruck oder die Äußerung diesen Gedankens.

 

Ich habe Lust, an die Tafel zu schreiben:

Im Anfang war die Zahl,
und die Zahl war bei Gott,
und die Zahl war Gott.

 

[12:45]

Ich habe mich erholt und werde an der Übung teilnehmen.

 

[13:00]

Habe war super.

Nicht nur, daß ich nicht nach Hause fuhr, ich übte sogar, ohne einige meiner Seelenteile zu zwingen, konzentriert Statistik.

Nachher, nicht erst zu Weihnachten, werde ich mir die Elberfelder Studienbibel bestellen. Das habe ich mir verdient!

 

[13:15]

Die Übung beginnt.

 

[14:45]

War eine turbulente Übung, die wir Studenten mehr lenken als der Professor.

Tja, deshalb ist es eine Übung: In der Vorlesung sind wir brav, in der Übung ist es der Professor.

 

[15:31]

Habe die Elberfelder Studienbibel bestellt.

Leide wird sie nicht bereits morgen - die Bestellungen für heute waren schon abgerufen -, sondern erst am Samstag angeliefert.

 

[15:40]

Jetzt lege ich mich hin und werde so lange schlafen, wie ich mag.

 

[17:10]

Na ja, lange war das nicht.

Aber obwohl ich noch nicht munter bin, kann ich nicht mehr einschlafen.

Was solls: dann gehe ich eben heute abend zeitig ins Bett.

 

[18:50]

Das würde ich am liebsten jetzt schon tut, aber dann würde ich wohl vor Mitternacht aufwachsen, und wenn ich wieder müde würde, müßte ich zur Zeitungstour aufbrechen.

Also werde ich Abendbrot essen und die Nachtruhe ganz gemütlich etwas nach hinten verschieben.

 

[19:56]

Noch eine, vielleicht zwei Stunden, dann werde ich mich in Bett legen und hoffen, nicht wieder 1 Uhr 45 aufzuwachen.

Um diese Zeit kann ich nämlich noch nicht zur Zeitungstour, weil noch keine Zeitung angeliefert wurde.

 

[20:05]

Wobei ich die Zeitungstour lieber sehr früh laufe, weil es um 2 oder um 3 in der Nacht sehr, sehr still ist. Ab 4 Uhr machen sich die Pendler wieder auf den Weg nach Berlin, und die Nacht wird angefüllt mit Geräuschen, die zwar leise sind, aber über die Häuser hinweg die Stille vertreiben.

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Freitag, 10. Dezember 2004

[10.12.04, fr, 3:00]

Obwohl der Wecker eine halbe Stunde später als gestern piepte, war ich noch zu müde, um aufzustehen.

 

[3:30]

Ich könnte noch etwas länger schlafen, aber ich habe mich bereits so ans Aufstehen um 2 Uhr 30 gewöhnt, daß ich mich schon 3 Uhr 30 "sehr zu spät" fühle und keine Ruhe mehr habe, noch einige Zeit zu schlafen.

Ich werde aber noch nicht gleich zur Zeitungstour aufbrechen, um meinem Körper zu zeigen: es besteht kein Grund, hektisch zu werden.

 

[6:10]

Ich lege mich gleich ins Bett und versuche richtig lange und endlich mal wieder auszuschlafen.

 

[9:30]

Länger konnte ich nicht schlafen, obwohl ich noch nicht ausgeschlafen bin.

Aber geht schon, denn die anderen Tage der Woche war ich um diese Zeit schon lange auf den Beinen.

 

[9:35]

Mein Blutdruck war kurz nach dem Aufwachen: 138/93 bei Puls 63.

Ist mir zu hoch. Ich werde gleich zu einem kleinen Läufchen aufbrechen. Außerdem wieder mehr Knoblauch essen.

 

[10:30]

Ich starte zum Lauf.

 

[12:15]

Bin zurück vom Lauf 349.

 

[14:30]

Am meisten liebe ich an meinem jetzigen Leben, daß ich mich nach der Zeitungstour ins Bett legen kann wann und wie lange ich will.

Es ist nicht mal 15 Uhr, aber ich bin schon wieder müde. Macht nichts, ich lege mich einfach ins Bett, lese noch einige Seiten und schlafe dann so lange ich will.

 

[14:45]

Mein Blutdruck ist 128/85 bei Puls 63.

 

[16:15]

Ein Albtraum trieb meinen Blutdruck hoch (145/96 bei Puls 79) und riß mich auf dem Schlaf:

Ich wohne direkt neben einem Bachlauf, der auch nach der Schneeschmelze wenig Wasser führt.

Direkt am Bach habe ich meine Wohnung errichtet; meine Bücher stabeln sozusagen an seinen Ufern.

Plötzlich wird aus dem plätschernden Bach ein Gebirgsstrom, der meine Habe droht mitzureißen.

Mit der Ahnung, nicht alle Bücher retten zu können, greife ich so viele wie möglich und staple sie auf der Streppe neben dem Bach, aber Mieter trampeln die Stufen herunter und treten immer wieder auf meine Bücher.

Außer Atem wache ich auf.

 

Solchen Traum hatte ich noch nie.

In letzter Zeit denke ich jedoch oft über meinen Tod nach. Am meisten sorgt mich dabei, was aus meinen vielen schönen Büchern wird.

Mitnehmen kann ich sie nicht. Sie sollen aber auf keinen Fall wie ich verrotten.

 

[20:05]

Auch wenn ich für das Weiterleben meiner Bücher nach meinem Tod noch keinen Ort und keine Person gefunden habe, freue ich mich schon den ganzen Tag sehr auf meinen Elberfelder Studienbibel, die ich morgen vormittag abholen werde.

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Samstag, 11. Dezember 2004

[11.12.04, sa, 3:00]

Draußen sind es minus 5 Grad, und auch in der Wohnung ist es kalt.

Ich habe keine Lust, das zur Zeitungstour zu gehen, denn nur im Bett wird mir wieder schön warm werden.

 

[3:40]

Ich bin vorbeiteteit und werde zur Zeitungstour gehen.

 

[6:00]

So kalt war es nicht, weil windstill.

 

[6:15]

Ich gehe ins Bett, lese noch etwas und werde dann schlafen.

 

[9:42]

Na ja, lange hab ich ja nicht geschlafen, aber ich bin auch nicht mehr so müde wie die letzten Tage, als ich nach der Zeitungstour nie ausschlafen konnte, weil ich immer beizeiten zur Arbeit oder zur Uni mußte.

 

[9:50]

Heute habe ich einen sehr schönen Gästebucheintrag (Gästebuch am 11.12.04, 6:21) bekommen, danke, Hurz!

 

[11:16]

Ich starte zum Lauf und hole meine Elberfelder Studienbibel aus der Stiftungsbuchhandlung ab.

 

[12:50]

Ich bin zurück vom Lauf 350.

 

[15:10]

Hab Hurz' Gästebucheintrag kommentiert.

Und schon mal etwas in meiner Elberfelder Studienbibel gelesen. Kann aber jetzt nichts dazu schreiben, weil es Zeit ist, ein Mittagsschläfchen zu machen.

 

[18:10]

Als ich erwachte, spürte ich sofort: meine Hochstimmung ist zu Ende, meine Stimmungskurve fällt.

Das hat mich noch trauriger gemacht, obwohl mir hätte klar sein sollen: jeden Tag besser Stimmung als am Tag zuvor - das geht nur einige Tage.

Selbst wenn ich vom Boden abhebe und fliegen kann.

Selbst wenn ich in den Weltraum starten kann ohne Hilfsmittel.

Selbst wenn ich durchs Universum reisen kann im Raumschiff meines Körpers und Gott sehe.

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Montag, 13. Dezember 2004

[13.12.04, mo, 10:00]

Ich hatte große Angst, nachdem sich der Abfall meiner Stimmung am Samstag deutlich ankündigte (siehe Tagebuch vom 11.12.04, 18:10), ich würde das Wochenende niedergeschlagen und grübelnd verbringen, obwohl ich es zum Nachtanken meiner Energie nutzen wollte, um nach zwei anstrendenen Wochen in die nächste erholt und gestärkt zu starten.

Deshalb gab ich mich meiner Stimmung nicht hin, sondern gab mir die bewährte Droge und aß mehr als ich Hunger hatte.

Diese Therapie war erfolgreich: Startete ich am Samstag vormittag mit 108 Kilo zum Lauf, hatte ich heute morgen 111.

Außerdem war mein Bauch so voll, daß seine Schmerzen mir ausreichend als Grund für meine Niedergeschlagenheit dienten.

 

Heute bedaure ich zwar das vergeudete Wochenende, schätze aber hoch, mich nicht zermartert und geschwächt zu haben, und kann nun körperlich gestärkt, seelisch ausgeschlichen und nach einem Traum die neue Woche starten.

 

Während der Zeitungstour sagte ich einem Kollegen, ich interessiere mich zur Zeit nicht für Frauen, nicht einmal für Sex. Das sei wohl mein Alter, meinte ich zu ihm.

Plötzlich dachte ich: Träfe ich eine esfürchtige junge Frau, wie sie mich Anfang der 1980 Jahre aufsuchte, um mich für den Weg zu zu gewinnen, würde ich mich wieder für Frauen interessieren und es mich wieder nach Sex drängen.

Während meines Schlafen nach der Zeitungstour träumte ich dann folgendes:

Ein Reisebus voller Kinder - ich der Fahrer, dem so heißt ist, daß auch die kühlste Luft aus der Klimaanlage sein Gemüt nicht beruhigt.

Ob das alles meine Kinder waren, fand ich während des Traum nicht heraus, weil ich überhitzt aufwachte, bevor ich der Frage nachgehen konnte.

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Dienstag, 14. Dezember 2004

[14.12.04, di, 19:30]

So richtig bin ich noch nicht gesund, oder schon wieder etwas krank - ich kann es nicht sagen.

Jedenfalls bin ich nicht fit und kann nicht richtig arbeiten.

So schwer wie dieses Jahr ist mir die Gewöhnung an die kalte Jahreszeit noch nie gefallen.

 

[19:36]

Ich höre seit langer Zeit wieder einmal meine Musik.

Den jüngsten Titel habe ich im Ende März 2004 eingespielt. Hatte die ganze Zeit keine Lust, zu musizieren.

Die meldet sich jedoch etwas, wenn ich einige meine Stücke höre.

Ich staune immer wieder, was ich als Laie so alles zu Stande gebracht habe.

 

[19:40]

Tiefer, als durch meiner Musik, kann man nicht in meine Seele blicken.

Vor allen Dingen mit den ersten Stücken wie "Einschulung" oder "Ein Tag wie ein anderer".

 

[19:43]

Immer wieder neu überrascht mich, wie meine Musik meine Seele aufhellt.

Nur ein ein Zusammensein und ein Gespräch mit einem sehr guten Freund erreicht eine ähnliche Aufhellung.

 

[19:47]

Eben, 19 Uhr 40, wollte ich schreiben: meine heutige Musik ist friedlicher, weniger choatisch geworden im Vergleich mit "Einschulung", wo ich meinen Frust, meine Wut, meine Verzeiflung auslebe, die mir meine Einschulung und der Zwang, mit der flaschen, der rechten Hand zu schreiben, gebracht hat.

Aber der Titel 040312 ist stellenweise vielleicht weniger wütend, aber nicht weniger chaotisch: laufend höre ich "ICH WILL NICHT! ICH WILL NICHT! ICH WILL NICHT!", während die Zeit immer weiter läuft, unaufhaltsam.

 

"Alle Flüsse laufen ins Meer, und das Meer wird doch nicht voll [...]." (Prediger 1,7; Menge-Bibel)

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Mittwoch, 15. Dezember 2004

[15.12.04, mi, 10:47]

Seit Tagen endlich dringt die Sonnen durch die Wolken.

Obwohl es nur 1 Grad sind, fühle ich mich wie im Frühling. Gleich werde ich zu einem Lauf starten.

 

[12:10]

Bin von Lauf 352 zurück.

Wunderbar, wie mich die Sonne gewärmt hat!

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Samstag, 18. Dezember 2004

[18.12.04, sa, 10:27]

Habe eben mit meiner Mutter telefoniert.

Unter anderem über meinen eventuellen und baldigen Abbruch meines Psychologiestudiums.

Sehr gefreut hat mich ihre Antwort: "Das kannst nur du entscheiden. Mach, wie es für dich am besten ist."

 

[14:30]

Habe zwei Bibeln verschenkt: Luther 1999 (17,50 Euro) und Einheit 2004 (12,20 Euro), beide im Standardformat und in neuer Rechtschreibung.

Sehr habe ich versucht, mich mit dem Bibeltext in neuer Rechtschreibung anzufreunden. Leider vergeblich. Nicht selten wurde ich beim Lesen sehr wütend und konnte mich gerade so zusammenreißen, das Buch nicht zu zerreißen bzw. mit meinem Kochmesser zu durchlöchern. Als ich schon wütend wurde, wenn ich nur an diese Bibeln dachte, so sagte ich mir, hilft nichts, bevor du sie zerstörst, verschenke sie.

 

[16:00]

Mein Vater und meine Bruder scheinen noch nicht bereit zu sein, mich aus dem Studium zu entlassen.

Auch wenn dieser Satz keinen Sinn zu machen scheint, meine ich ihn so, wie ich ihn schrieb, denn erst, wenn nicht nur meine Mutter, sondern auch mein Vater und meine Bruder mich als Studienabbrecher annehmen können, werde ich mein Studium abbrechen können, ohne mich jahrelang ihre Bedenken anhören zu müssen.

Mein Vater und mein Bruder, die nicht studiert haben, sehen mich wohl als ihren Stellvertreter und möchten, daß ich auf keinen Fall zu früh aufgebe.

Nach über 10 Jahren Psychologiestudiem, ohne das Vordiplom erreicht zu haben, kann man wohl nicht von zu früh aufgeben reden, oder?

Na ja, kann trotzdem noch zu früh sein, aber sicher ist eins:

a) nach dem durch meine Krankheit verpatzten Start in Statistik kann ich mich nicht motivieren, den Stoff zu Hause (in den Weihnachtsferien) nachzuarbeiten;

b) selbst wenn ich es machte, würde das Grundproblem nicht gelöst: sollte ich ab jetzt ohne Verzögerung studieren, brauchte ich noch mindestens 5 Jahre, ehe ich Diplompsychologe sein würde.

In 5 Jahren bin ich 50 Jahre alt, hätte zwar ein Diplom in Psychologie, könnte aber noch immer nicht selbständig therapieren, sondern brauchte nach einer Zeit als tätiger Psychologe mindestens eine weitere Ausbildung.

Wenn ich dann endlich eigenverantwortlich Therapieren dürfte, wäre ich mindestens 55 Jahre alt. Vielleicht wird die Bundesregierung dann eingesehen haben, daß man auf keinen Fall bis zum 65. Lebensjahr wird arbeiten werden können, ohne gleichzeitig den jungen Absolventen den Berufseinstieg zu verwehren, und wird dann alle Arbeitnehmer ab 55 ins Rente schicken.

Dann könnte ich zwar endlich als niedergelassener Psychotherapeut arbeiten, dürfte es aber nicht mehr.

 

Das alles ist aber nur ein Teil des Problems. Daß ich bis zum Abschluß meines Studiums kein eigenes Leben führen kann, weil ich mehr oder weniger meinen Eltern auf der Tasche liegen würde, wiegt schwerer, als es auf den ersten Blick aussieht.

 

[16:30]

Ich werde mich hinlegen und schlafen.

 

[19:30]

Ich wachte trautig und mit folgendem Gedanken auf: Wenn mein Vater und mein Bruder mich weiterhin als Student sehen möchten, werde ich eben noch einige Semester studieren.

Das ändert nichts an meiner Situation, deshalb will ich es im Grunde nicht. Die Vorstellung, jemand in meiner Familie ist wegen mir unglücklich, macht mich jedoch traurig.

Auch, wenn man eigentlich nicht wegen mir unglücklich ist, sondern wegen den eigenen Vorstellung, die man auf mich projiziert.

 

[20:50]

Als ich mich gegen 16 Uhr 30 zum Nachmittagsschlaf hinlegte, regnete es. Während es schlief, fiel Schnee. Jetzt sind der Rasen, die Dächer weißbedeckt, geradezu jungfräulich. Dann sollte doch auch mir ein Neuanfang gelingen.

 

[21:15]

Immerhin bin ich aber so entspannt, mich bei der Rasur mit dem Messer nicht zu schneiden.

 

[21:45]

Was ich möchte? Nicht mehr zur Uni gehen!

Wenn ich jetzt entscheiden müßte, würde ich sagen: Mein letzter Unitag war bereits!

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Sonntag, 19. Dezember 2004 - 4. Advent

[19.12.04, so, 6:30]

Mein erster Gedanke beschäftigte sich wieder mit meinem Vater und meinem Bruder und ihrer Sorge, ich könnte zu früh mit dem Studium aufhören.

 

[7:15]

Auch wenn ich mich unwohl fühle, wenn mir nahestehende Menschen (wegen mir) nicht glücklich sind, richte ich nicht mein Leben ausschließlich nach Wünschen anderer.

So lasse ich mich auf keinen Fall von meiner Beschäftigung mit und der Bibel abbringen. Aber ob ich noch ein Jahr mehr studiere oder nie mehr zu Uni gehe, ist weniger wichtig.

Ich werde nur - wie bisher - nicht mein ganzes Leben den Anforderungen der Uni (das heißt: den Dozenten) unterordnen.

 

[7:30]

Ich bin müde. Ich werde ins Bett gehen.

 

[9:45]

Ich bin schon wieder aufgewacht, aber noch nicht munter. Ich bleibe noch liegen.

 

[10:05]

Ich träumte:

In meiner Wohnung - nicht in der jetzigen, sondern in einer nächsten - steht ein doppelter Flügel (oder stehen sich zwei Flügel sich gegenüber). Auf der anderen Seite sitzt ein alter Freund. Gegenüber sitze ich mit einer jungen Frau zu meiner Rechten.

Mein alter Freund und sie spielen. Ich lausche auf das Spiel und gleichzeitig, ob der Flüge richtig funktioniert (ob alle angeschlagenen Tasten Töne erzeugen, ob der Flügel gestimmt werden muß).

Während des Spiel rückt die junge Frau näher an mich heran. Ich rieche ihr Haar. Ich spüre ihre Wärme.

Sie spielt im Duett fröhlich und leidenschaftlich.

Nach dem kurzen Spiel neigt sie ihren Kopf zu meinem, ihr langes, dunkel Haar fällt auf meiner Schulter, und ich meinen zu ihrem. Unsere Köpfe berühren sich.

Ich frage sie: Ist der Flüge soweit in Ordnung? Wenn nicht, kann ich ihn reparieren und stimmen lassen. Ich kenne ...

Sie greif mich am Arm, setz sich vor den Flüge, zieht mich sanft hinunter, sagt leise: da muß auf jeden Fall der Lack erneuert werden, und formt ihren Mund zum Kuß.

Wir küssen uns sanft mit den Lippen (ohne Zunge). Ich bin voller Musik und Glück.

Ich wache auf.

Und denke: Was war das denn? Eben war ich noch munter. Habe ich geträumt?

Ich sehe auf die Uhr: 10 Uhr 5. Ja, ich habe geträumt, denn eben war es 9 Uhr 45.

War das aber ein schöner Traum, denke ich.

 

Sieht so aus, als wenn mich musikalische Frauen mehr anziehen als gottesfürchtige.

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Montag, 20. Dezember 2004

[20.12.04, mo, 12:41]

Habe mit meinem Vater und meinem Bruder telefoniert, um nachzufragen, was sie zu meinem eventuellen Studiumabbrechen denken. Ihre Aussagen waren nicht so klar wie die meiner Mutter. Jetzt, weiß ich, was sie meinen.

Mein Vater und mein Bruder, die beide nicht studiert haben, würden mich schon gern als Diplom-Psychologe oder Doktor der Psychologie sehen, anerkennen aber, ich kann die Qualifizierung nur schaffen, wenn ich zu ihr bereit bin.

Dieser Meinung schließe ich mich ohne Wenn und Aber an.

Sie macht mich sehr glücklich, weil sie mir beim Gestalten meines Lebens freie Hand läßt.

 

[20:09]

Meine Eltern und mein Bruder machen mich sehr glücklich, weil sie mein Glück höher bewerten als meinen beruflichen Werdegang.

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Dienstag, 21. Dezember 2004

[21.12.04, di, 3:00]

Ich wachte mit dem Gedanken auf, ich sollte vielleicht nicht mehr Zeitungen austragen, damit ich endlich mal nachts ausschlafen kann.

 

[15:25]

Habe mehrere Stunden mit Esra telefoniert.

Dabei habe ich erfahren:

  1. Auch wenn ich alle Leistungsscheine habe und zu den Vordiplomsprüfungen antreten könnte, zählt das auf dem Arbeitsmarkt nicht, gibt ebenso, als hätte ich nicht einen Leistungsschein.
  2. Mit bestandenen Vordiplomsprüfungen Psychologie ist man "Sozial- Pädagoge" (so die Bezeichnung auf Esras Arbeitsvertrag).
  3. Das Hauptstudium dauert nicht, 5 Jahre, sondern 2 1/2 bis 3, Praktikum und Diplomarbeit eingeschlossen.

 

Außerdem fühlte ich mich durch Esra in meinen Gefühlen, die sich während des Studierens ergeben, verstanden und bestätigt.

Sie sagte, sie sei sehr froh, bereits während des Studiums psychotherapeutisch zu arbeiten und so angenehme, sie in ihrem Berufswunsch bestätigende Erfahrungen machen zu können.

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Mittwoch, 22. Dezember 2004

[22.12.04, mi, 0:10]

Ich liege schon einige Zeit im Bett. Mein Blutdruck beträgt 130/82 bei Puls 75.

 

[11:00]

Heute bin ich nicht um 3, sondern erst um 4 Uhr aufgestanden.

War fast wie Ausschlafen.

 

[12:08]

Das gestrige Telefonat mir Esra hat mir sehr gut getan.

Nicht nur, weil sie viele Dinge erzählte, die für meine Entscheidung, mit dem Studium aufzuhören oder nicht, wichtig sind, sondern insbesondere auch, weil sie eine kluge, gebildete, lebenserfahrene sowie leidenschaftliche junge Frau und baldige Mutter ist.

 

[22:25]

Ich liege schon einige Zeit im Bett. Mein Blutdruck beträgt 142/89 bei Puls 72.

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Donnerstag, 23. Dezember 2004

[23.12.04, do, 19:49]

Heute habe Esra und ich wieder mehrere Stunden telefoniert.

Ich wollte ihr unbedingt sagen, wie toll ich unsere Gespräch fand, was es in mir bewirkte.

Unter anderem fühlte ich das erste Mal, nicht nur Vater einer Tochter sein zu können, sondern auch eines Jungen, obwohl ich immer abgeneigt gegenüber Söhnen war. Aber Esras Gefühle für ihren bald das Licht der Welt erblickenden Sohn haben mich ihn als Mensch, als Schöpfung empfinden lassen, nicht vorrangig als Sohn oder Thronfolger oder Fußballspieler oder so was.

Ich meldete mich für nächstes Jahr an, weil mit dem kleinen Menschenkind noch unbedingt reden möchte, bevor es geboren wird.

Ich möchte meine Hand auf den ihn schützenden Bauch legen, damit er mich fühlt, und während er mich fühlt, soll er mich auch hören, wenn ich ihm sage: Nimm nicht nur jetzt, was du von mir brauchst, sondern auch, wenn du auf der Welt bist: was mein ist und was ich kann, soll auch für dich sein.

 

Sehr angenehm fand ich, wie Esra jetzt schon, da ihr Sohn noch nicht geboren ist, zwischen sich und ihm unterscheidet.

Während einer Ultraschallbetrachung sah sie ihren Sohn und freute sich sehr und hätte ihn noch lange ansehen können. Als nach einige Zeit spürte, er wollte nicht mehr angesehen werden, wollte lieber wieder unbeobachtet in ihrem Bauch gedeihen, brach sie Betrachtung ab.

Auf meine Frage, antwortete sie: Nein, wir sind nicht eins, sondern bereits jetzt schon sind wir zwei. Manches sind und machen wir zusammen; bei manchem spüre ich aber meine und seine Seele, die verschiedenes wollen.

 

Außerdem lauschte ich sehr interessiert Esras Beschreibung ihrer Reise ins Gelobte Land, nach Jerusalem, während der sie unter anderem auch die Klagemauer besichtigte.

 

Dann haben Esra und ich nach langer Zeit wieder einmal Spaß gemacht, und Esra hat viel gelacht.

Ich erzählte einige Episonden aus meinem jüngsten Leben, und wie meist amüsierten Esra meine Darstellungen. Abschließend sagte sie: "So werde ich heute abend bei Harald Schmidt bestimmt nicht lachen können."

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Freitag, 24. Dezember 2004 - Heiligabend

[24.12.04. fr, 13:00]

Sehr habe ich mich auf "Die Schrift" von Buber und Rosenzweig gefreut, aber obwohl ich das Buch bereits am Montag mittag bestellte, ist es noch nicht geliefert worden.

Daß ich "Die Schrift" nicht zu Weihnachten lesen kann, macht mich sehr traurig.

 

[18:19]

Habe meinen Eltern, die ich morgen besuchen werde, folgende Karte geschrieben:

FROHE WEIHNACHTEN UND EIN GUTES NEUES JAHR wünscht Euch, meine liebe Mutti, mein lieber Vati, von ganzem Herzen

Euer Sohn

Andreas

Bleibt gesund und voller Lebensfreude und genießt jeden Tag.

Heute möchte ich Euch besonders danken, nicht nur für Eure finanzielle und moralische Unterstützung meines Studium und meiner seelischen Gesundung, sondern auch dafür, daß Du, liebe Mutti, mir das Leben geschenkt hast und mit einen gute Mutter warst, bist, und Du, lieber Vati, in mein Leben getreten bist und mir ein guter Vater warst, bist.

Ich drücke Euch und hab Euch sehr lieb!

 

Vor einigen Jahren hätte ich diesen Dank nicht schreiben können, weil ich oft voller Haß gegen sie war. Diese Haß war jedoch Verzweiflung, weil ich viele für mein Lebensglück wichtige Fragen nicht beantworten konnte, mich selbst gehaßt habe, und um mich nicht zu zerstören, etwas von meinem Haß abgegeben habe.

Das hat mein Leid jedoch nur kurze Zeit gelindert und gar nicht geheilt.

Ich hoffe, meine Eltern haben meine ihnen zugefügten Schmerzen verwunden.

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Samstag, 25. Dezember 2004 - 1. Weihnachtsfeiertag

[25.12.04, sa, 0:30]

Ich war eingeschlafen, wachte auf, weil sich eine Kolonne Angeheiterter schwerfüßig den Weg nach oben bahnte.

Ich dachte: Jetzt wirds unter mir wieder lustig.

 

[3:00]

Ich habe immer nur kurze Zeit geschlafen, bin hin und wieder, weil man dort zu selbstbewußt war, aufgewacht, ohne daß mich interessierte, was unter mir gemacht, gehört, gesprochen, gesungen wurde.

Habe das letzte Mal auf den Wecker gesehen und sprach zu mir: Laß mich die letzten zwei Stunden Schlaf die Zeit vergessen.

 

[5:10]

Draußen sind es sechs Grad. Ich wiege 111 Kilo.

Ich fühle mich weder frisch, noch bin ich munter. Gut, daß unter mir Stimmung gemacht wurde vor einem Feier-, nicht vor einem Arbeitstag.

 

[5:50]

Ich gehe zur Straßenbahn.

 

[5:55]

Ich bin an der Straßenbahnhaltestelle Zeppelinstraße, Ecke Kastanienallee.

 

[6:02]

Die Straßenbahn fährt los und bringt mich nach Berlin zu meinen Eltern.

 

[6:10]

Am Platz der Einheit steige ich um, damit ich nicht nach Babelsberg, sondern zum Stadtbahnhof fahre.

 

[6:15]

Ich bin am Stadtbahnhof und gehe zur S-Bahn.

 

[6:20]

Die Bahn fährt ab.

 

[6:55]

Sie kommt in Schöneberg an. Ich steige aus und warte auf den Zug nach Spindlersfeld.

Ich habe Hunger und esse eine Stulle.

 

[7:00]

Der Zug nach Spindlersfeld fährt ab.

 

[7:25]

Ich komme in Spindlersfeld an und gehe zu meinen Eltern.

 

[7:35]

Ich bin angekommen.

Mein Vater begrüßt mich. Meine Mutter ist mit Peggy, der Hündin meines Bruders, unterwegs.

 

[7:37]

Meine Mutter und Peggy kommen herein.

Meine Mutter sagt: Als Peggy mitbekommen hat, daß du kommst, hat sie mich gezogen und wollte ganz schnell nach Hause.

Ich sage: Letztens hat sie mich nicht beachtet - ich dachte, sie will nichts mehr mit mir zu tun haben. - Aber damals war sie zusammen mit mein Bruder hier und durfte mich wohl nicht beachten.

 

[8:00]

Während wie gefrühstückt haben, sind Peggy und ich ein Herz und eine Seele, obwohl sie nur ein kleines Leckerchen von mir bekommt (ich mache etwas Leberwurst auf meinen linken Zeigefinger und lasse sie ihn ablecken).

 

[8:10]

Mein "Trick" hat funktioniert: ich bin in neuen Arbeitshosen angereist, und in denen ist für viel Frückstück Platz.

Als ich mit dem Frückstück lange nach meinen Eltern fertig bin, sage ich: So richtig satt bin ich aber nicht geworden!

Aber hör mal, sagt meine Mutter.

 

[10:00]

Meine Mutter fragt, ob Dagmar sich noch einmal gemeldet hat.

Ich sage: nein, und füge an: das ist auch besser so.

Ich weiß, du konntest und kannst Dagmar immer sehr gut leiden, hast sie zum Teil sogar bewundert, aber glaube mir, Dagmar spielt sich und anderen etwas vor. Sie ist bei weitem nicht die starke, selbstbestimmte Frau, als die sie sich darstellt.

[Ich sage noch viel mehr, möchte aber meinen Vortrag nicht wiedergeben. Im Kern meint er folgendes: Wofür meine Mutter Dagmar bewundert, hat meine Mutter erreicht, nicht aber Dagmar, die meist nur geringschätzend über meine Mutter gesprochen hat. Ich wiederum bewundere Frauen, die Partnerschaften eingehen, sich Gleichberechtigte suchen, nicht Unterlegene, und je älter ich werde, desto mehr hasse ich Frauen (oder Männer), die sich hauptsächlich durch eine oder die Schwäche des vermeintlichen Partners profilieren.]

 

[11:00]

Mein Bruder kommt.

Während des letzten Weihnachtens saßen wir zusammen auf dem Sofa (für drei Personen), heute möchte er auf einem Sessel (für zwei Personen) sitzen.

Wir haben uns vor dem Fest in den Haaren gehabt: wegen Peggy.

Ich meinte, er kann nicht immer nur die Veränderungen von Peggy erwarten, sondern muß auch selbst reifen.

Darauf hat er ignorierend geantwortet: Ich glaube, es ist alles gesagt.

Und ich dachte: Man, hat den jemand wieder ins Hirn geschissen!

 

[11:30]

Das Mittagessen war lecker: Kartoffelklöße, Hähnchenkäulen, Rotkraut, Soße.

Allerdings hätte gern noch zwei oder drei Klöße gegessen.

Ich sage zu meiner Mutter: Hat alles sehr lecker geschmeckt, allerdings bin ich nicht satt geworden.

Mehr Klöße passen nicht in den Topf, sagt sie.

Na ja, sage ich, ist ja bald Kaffeetrinken.

 

[12:00]

Mein Bruder möchte nicht neben mir sitzen, und Peggy weicht nur selten von meiner Seite. Nur, wenn mein Bruder sie zu sich befiehlt. Aber bei der nächsten Gelegenheit springt Peggy vom Sessel, läuft in die Küche oder so, um dann wieder zu mir aufs Sofa zu kommen.

Dabei liegt sie nicht zwischen mein Bruder und mir, sondern mein Bruder sitzt links neben mir, Peggy liegt rechts neben mir.

 

[13:30]

Wir essen Kuchen, und in meinem Bauch ist noch immer viel Platz.

 

[14:30]

Peggy quickt, mein Bruder gibt ihr einen Klaps

Vater sagt zu meinem Bruder: Schlagen ist kein gutes Mittel zur Erziehung.

Hintergrund: Immer, wenn Peggy quickt, bekommt sie von mein Bruder einen Schlag (der wohl, wenn er mit ihr allein ist, härter ausfällt als hier in Gegenwart der Eltern).

Nachdenklich: Obwohl ich schon viele Stunden mit Peggy zusammen bin, hat sie bei mir noch nicht einmal gequickt.

 

[15:00]

Es gibt Abendbrot. Ich kann schon wieder essen. Meine Eltern staunen und frage sich wohl, ob das noch gesund ist.

Das kann nicht gesund sein!

 

[15:30]

Letztes Weihnachten habe ich mich überfressen. Dieses Weinnachten wollte ich nicht "verlieren".

Das ist mir gelungen. Dieser "Sieg" scheint wichtig für mich gewesen zu sein. Nun hat wohl auch meine Mutter eingesehen: sie kann mir soviel Essen auf den Tisch stellen, wie sie will, ich bin nicht satt zu bekommen.

Nächstes Weihnachten werde ich versuchen, einen neuen "Sieg" zu erringen: Mich beim Essen nicht verführen zu lassen.

Das wird schwieriger, als nicht satt zu werden.

 

[15:45]

Ich frage meine Mutter, warum sie wegen der Nazis Weihnachten nicht so gut fand, immerhin war sie 9 Jahre, als der Krieg zu Ende war.

Sie sagte, sie hat Weihnachten als Kind nicht gern gefeiert, weil ihr Vater gern einen getrunken hat und es immer zu Streit zwischen ihren Eltern kam.

 

[15:50]

Mein Bruder verabschiedet sich.

Er bietet mir an, mich zum Bahnhof zu fahren. Ich lehne ab.

Wir verstehen uns zur Zeit nicht, und ich will gar nicht so tun, als wäre das anders.

 

[16:15]

Ich verabschiede mich herzlich.

Auch von Peggy, vor der ich mich knie, damit ich sie knuddeln und küssen kann.

Sie wirkt traurig. Ob sie weiß, daß wir uns lange nicht mehr sehen werden?

Plötzlich steigt ein Gedanke in mir hoch und erscheckt mich: Sie weiß, daß wir uns nicht mehr sehen werden, denn wenn ich das nächste Mal zur Weihnachten zu den Eltern fahre, wird Peggy bereits tot sein.

 

[16:23]

Ich verlasse meine Eltern und Peggy und gehe zum Bahnhof Spindlersfeld.

 

[16:30]

Der Zug fährt ab Spindlersfeld ab.

 

[17:05]

Ich komme in Schöneberg an, gehe nach unten. Der Zug nach Potsdam fährt ein. Ich steige in den Zug, der Zug fährt ab.

 

[17:12]

Zwischen den Stationen Steglitz und Botanischer Garten spielt ein Mann auf seiner Gitarre und singt wenige Meter von mir.

Ich sehe den großen, dünnen Mann mit langen dunklen Haare an und denke: Der bringt es nicht.

Die ersten Takten auf der Gitarre bestätigen mich.

Dann beginnt er mit einer warmen Stimme auf Englisch zu singen.

Was er singt, verstehe ich nicht, aber sofort hat mich die Melancholie seiner Stimme ergriffen.

Ich krame mein Portemonnaie hervor und greife den einzigen Schein, falte ihn mit der linken Hand, reiche sie und mein Lächeln ihm entgehen noch während er spielt, weil ich auf keinen Fall will, daß er den Zug verläßt, bevor ich ihm die zehn Euro gegeben habe.

Er holt sich das Geld, lächelt, dankt, ich lächle, und geht weiter hinein in die rechte Hälfte des Abteils.

Nach eine Weile kommt er zurück, lächelt, dankt noch einmal, ich lächle noch einmal, und geht hinein in die andere Hälfte des Abteils, verläßt sie dann. Bis der Zug abfährt, sehe ich ihn unentschlossen an einer Treppe stehen.

Geh nach Hause, rufe ich ihm in Gedanken zu, und feiere Weihnachten mit deinen Lieben.

Vielleicht ist er allein, denke ich dann aber, und sein Wärmstes zum Fest war meine Anteilnahme.

Noch lange, nachdem die S-Bahn abgefahren ist, klingt sein, mein schmerzliches Gefühl in mir nach und rührt mich zu Tränen.

[Selbst noch nach Tagen, jetzt, am 29.12.04, mi, 13:38, als ich die Begegnung notiere.]

 

[17:36]

Der Zug hält in Potsdam. Ich steige aus, gehe zur Straßenbahnhaltestelle. Nach einige Zeit kommt die Straßenbahn. Fahre dann irgendwann los, muß aber noch einmal umsteigen.

 

[18:05]

Ich bin in der Kastanienallee, Ecke Zeppelinstraße angekommen.

 

[18:11]

Ich wieder wieder zu Hause.

 

[18:30]

Draußen sind es drei Grad. Ich wiege 114 Kilo.

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Sonntag, 26. Dezember 2004 - 2. Weihnachtsfeiertag

[26.12.04, so, 5:15]

Draußen sind es null Grad. Ich wiege 112 Kilo.

 

[15:26]

112 Kilo sind mir zuviel!

110 Kilo waren mir auch schon zuviel, aber vor dem Fest abzuspecken, um dann zum Fest bis zum Umfallen zu Fessen, fand ich blöd.

Für mich wäre das so gewesen, als würde ich meine Alkoholentziehungskur kurz vor einen seit Monaten geplanten Umtrunk, an dem ich auf jeden Fall aktiv teilnehmen will, legen.

 

Vielleicht werde ich nie wieder 90 Kilo wiegen. Vielleicht aber auch wieder 85. Auf alle Fälle sollen aber 100 Kilo mein höstes Gewicht werden - soweit meine Muskelmasse nicht wächst.

Falls ich Muskeln ohne Ende bekommen sollte, würden auch 120 Kilo nicht stören.

Mir geht es also nicht vorrangig darum, mein Gewicht zu reduzieren, sondern meine mindestens 20 Kilo Überfett abzubauen.

 

[19:49]

Ich wachte auf mit folgenden Zeilen, die ich wohl noch während des Schlafes gesungen hatte:

HERR,

laß mich Dein Diener sein.

Auf alle Zeit

und immer.

 

Die Meledie ist so eingängig, als hätte ich sie gehört - habe ich aber nicht. Sie ist während meines Schlafes entstanden und paßt zu den in Zeilen geordneten Worte.

Warum ich die scheinbare Dopplung "auf alle Zeit und immer" komponierte, weiß ich nicht. Vielleicht einfach als Verstärkung. Vielleicht bedeutet "auf alle Zeit" aber auch: in verschiedenen Welten.

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Montag, 27. Dezember 2004

[27.12.04, mo, 6:30]

Eben habe ich einen Landrover Defender 110 umschwärmt.

Er war ein Sondermodel: In Sandfarbe, mit höhergelegter Luftansauganlage, seitlichen Trittbrettern, langen Dachgepäckträger und Seilwinde.

 

[21:10]

Habe den ganzen Tag an meiner Homepage in der Fassung vom 10.04.03 gebastelt.

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Dienstag, 28. Dezember 2004

[28.12.04, di, 6:30]

Heute habe ich den Landrover Defender nicht gesehen.

Schade, ich dachte, der Besitzer würde hier wohnen oder länger zu Besuch sein.

Ich hatte mich darauf gefreut, nach der Zeitungstour um das Fahrzeug zu streichen und zu träumen - gerade jetzt, da Samstag und Sonntag frei habe, steigt Reiselust in mir auf.

 

[18:10]

Endlich bin ich wieder gelaufen: Lauf 354.

 

[18:15]

Endlich habe ich Buber & Rosenzweig "Die Schrift" erhalten!

(Die ersten Seiten ihrer Übersetzung des Alten Testaments zeige ich auf meinen Bibelseiten.)

 

[22:00]

Der heutige Lauf ist mir sehr gut bekommen.

Ich sollte bald wieder laufen, auch wenn das Wetter nicht zum Laufen einlädt, weil Laufen gut für meinen Körper und für meine Seele ist.

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Mittwoch, 29. Dezember 2004

[29.12.04, mi, 11:50]

Gestern habe ich viel in "Der Schrift" gelesen und war sehr begeistert.

Eine Lesung aus der Bibelübersetzung von Buber & Rosenzweig zu Weihnachten wäre sehr schön geworden und mit keine Lesung einer anderen Bibelübersetzung zu vergleichen.

 

[14:00]

Neujahr um diese Zeit werde ich arbeiten.

Schön. Wenn ich schon nicht mit einem/meinem Defender in die Weite fahre, vierradle ich durch Potsdam.

 

[14:18]

Während ich meiner Erlebnisse vom 25. Dezember 2004 aufschreibe, höre ich Pink Floyd "The Wall", unter anderem aus dem Titel "Hey you":

Open your heart, I'm coming home.

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Donnerstag, 30. Dezember 2004

[30.12.04, do, 2:30]

Ich wache auf. Der junge Mann in der Wohnung unter mir telefoniert.

 

[2:45]

Eigentlich wollte ich heute erst kurz nach 4 Uhr aufstehen, aber ich bin zu munter, um jetzt einschlafen zu können.

 

[4:40]

Ich komme von der Zeitungstour.

Ich höre die Waschmaschine des jungen Mannes unter mir laufen. Er hat wohl sein Tagsein auf Nachtsein umgestellt.

 

[6:05]

Endlich bin ich wieder müde und kann einschlafen.

 

[12:10]

Oh, ohne Unterbrechnung habe ich rund 6 Stunden geschlafen.

Hab wohl die Ruhe in der Wohnung unter mir ausgenutzt, um endlich mal wieder lange und ausschlafen zu können.

 

[14:00]

Ich bin schon wieder müde und werde mich hinlegen.

Ich bin so müde, daß ich auch nicht einige Seiten lesen werde.

 

[16:30]

Ich habe tief und fest geschlafen.

Es ist auch wunderbar ruhig im Haus.

 

[17:00]

Ich starte zu einem Einkaufslauf.

Dieses Jahr wollte ich eigentlich nicht mehr einkaufen, aber ich habe nur noch zweimal 500 Gramm Brot.

 

[20:10]

Lauf 355 war nicht nur ein Einkaufs-, sondern auch ein Erkundungslauf, weil ich einige Orte angelaufen bin, an denen ich lange nicht mehr oder noch nie war.

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Freitag, 31. Dezember 2004

[31.12.04, fr, 4:30]

Bin schon mit der Zeitungstour fertig.

Jetzt könnte ich meine Silvesterreise beginnen.

 

[4:35]

Der Wagen ist vorbereitet und beladen. Ab jetzt kann ich bis Montag gegen 4 Uhr unterwegs sein.

Ich weiß noch nicht, wie weit ich fahren werde. Vielleicht bis nach Norwegen zu meiner Lieblingsinsel?

Die liegt nur rund 50 Kilometer von Kristiansand entfernt und auch nicht hoch, so daß dort nicht mehr Winter sein wird als in Potsdam.

Am besten, ich fahre erst einmal los, um aus der Stadt herauszukommen.

 

[5:45]

Meine virtuelle Reise ist schon zu Ende.

Wenn ich tatsächlich gefahren wäre, wäre ich noch nicht müde und wäre wohl mindestens die rund 300 Kilometer bis nach Hamburg gekommen, um mich dann kurz nach der Stadt auszuruhen.

Wie ich mich kenne, hätte es aber auch sein können, daß ich bis nach Dänemark gefahren wäre, denn bis zur Insel Romo sind es nur rund 200 Kilometer mehr.

Nachdem ich mich etwas ausgeruht und endlich mal mit einem geländegängigen Fahrzeug die Insel erkundet hätte, hätte ich entschieden, ob ich Silvester in Norwegen bei meiner Lieblingsinsel verbringe oder auf Romo feiere.

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