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Tagebuch, Juni 2004

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Mittwoch, 2. Juni 2004

[02.06.04, mi, 10:30]

Ich hatte einen Traum:

Ich stellte mich an einer Musikschule vor, indem ich ein selbst komponiertes Stück für Orchester dirigierte.

Mein Komposition war eine Verneigung vor einer Sängerin, die ich sehr bewundete, und drückte meine Gefühle für sie aus.

Während ich die letzten Takte dirigierte, merkte ich, daß mir das Ende nicht wie gewünscht gelungen war ...

Ich wachte auf, weil das Ochester schneller spielte, als ich im Traum meine Komposition verändern konnte.


[17:30]

Ich habe mich über Pfingsten so sehr entspannt, daß ich heute in der Statistik-Übung nichts mehr vom verstandenen und gelernten Stoff der letzten Wochen erinnerte.

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Donnerstag, 3. Juni 2004

[03.06.04, do, 9:00]

Ich hatte wieder einen Traum:

Ich spielte Schagzeug, und während ich spielte, sah ich die Noten vor mir.

Ich spielte folgendes: 1/4 bumm, 2/4 bumm, 3/4 bumm, 1/8 bäng, 1/8 bäng, 4/4 bumm.

Kann nicht sagen, ob ich das richtig wiedergegeben habe. Noch habe ich ja nur sehr wenig Ahnung von Notation.


[9:30]

Ist ja wieder mal verrückt: kaum rückt die Statistik-Klausur näher, träume ich wieder von Musik.

Vielleicht muß ich einfach damit leben. Statistik erzeugt in mit nun mal keine Gefühle, schon gar nicht Leidenschaft, obwohl ich nicht ungern rechne.

Allerdings sind mir statistische Berechnungen teilweise soweit abgehoben, daß ich mich frage, ob da nicht alles ein Trick ist.

Außerdem sagen die Berechnugen zum Schluß nur sowas wie: es ist mit 2 Prozent wahrscheinlich, daß Aussage A nicht richtig ist.

Nicht mehr, nicht weniger.

Also es könnte schon sein, Aussage A ist richtig. Könnte aber auch sein, sie ist falsch. Die Wahrscheinlichkeit, daß sie falsch ist, ist jedoch deutlich größer, kann aber trotzdem richtig sein.


Das finanz-mathematische Rechnen mag ich dagegen mehr: legt man jeden Monat des Jahres Betrag beiseite, kann man sich am Ende des Jahres etwas für den Betrag 12x kaufen. Das ist doch was Handfestes.

Oder das technisch-mathematische: Wieviel Kraftstoff (und Geld) braucht man mehr, wenn man auf 5000 Kilometer statt 8 Liter Diesel auf 100 Kilometer 12 Liter Benzin auf 100 Kilometer braucht?

Aber welche Therapie-Methode besser ist - das ist doch sehr theoretisch, gerade weil es sehr schwierig ist, alle die Therapie beeinflussenden Faktoren zu erfassen.

Ich habe selbst beim Test von Medikamenten meine Zweifel, ob sich die verschiedenen Wirkungen tatsächlich nachweisen lassen. Im Labor bei Zellkulturen vielleicht, aber in einer Klinik, wo selbst verschiedene Zimmertemperaturen einen Einfluß auf das Wohlbefinden und die Reaktion der Patienten hat.


Lustig fand ich jedoch eine Aufgabe, die sich mit der Wahrscheinlichkeit, die Statistik-Klausur durch wiederholtes Schreiben zu bestehen, beschäftigt. Allerdings wird von Annahmen ausgegangen, um eine solche Aufgabe überhaupt erfassen zu können. Ob diese Annahme jedoch richtig sind, kann wohl nie ermittelt werden. Insofern sagen die Ergebnisse der Berechungen alles und nichts, auch wenn sie lustig sind.


Mich interessieren Aussagen, die einzelne Personen betreffen.

Daß man bei einer bestimmten Theraie mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent abnimmt oder Nichtraucher wird, führt letztendlich nur in die Irre, weil man glaubt, diese sei besser (also auch für sich selbst) als eine, bei der die Erfolgswahrscheinlichkeit bei 60 Prozent liegt.

Mich interessiert nicht, was für 60 oder 80 Prozent einer Gruppe von Personen wahrscheinlich erfogreich ist, sondern für mich. Oder für eine andere ganz bestimmte Person.

Insofern interessiert mich Statistik wohl überhaupt nicht.


[10:30]

Nach langem Überlegen und eingehenden Tests im Geschäft (Markt-Center, statt 35 Euro statt 51) habe ich meine Pelikan-Phobie überwunden und einen Pelikan M200 gekauft.

[Anmerkung am 7. März 2017, di, 14:10:
War wohl eher eine Phobie bezüglich Müller's Tintenfaß, nachdem ich mit den dort gekaufte Pelikan-Füllern nicht zufrieden war und mehrmals ins Geschäft zurück mußte. Das war mir unangenehm. Aber ich wollte keinen teuren Füller (ab 50 Euro), der schlechter schreibt als ein billiger (Schul-)Füller (bis 10 Euro).
Da ich die von Pelikan geschickte Feder (Tausch M zu EF) auf einem feinen Schleifstein nacharbeitete bis ich zufrieden war, kratzte sie wohl auch.]

Und endlich hatte ich Glück: der M200 schreibt wie man das von einem hochwertigen Pelikan-Füller erwartet.

Damit ist meine Leidensgeschichte Pelikan-Füllhalter vorerst beendet, weil ich endlich einen Kolbenfüller habe, mit dem ich auch ordentlich schreiben kann.

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Freitag, 4. Juni 2004

[04.06.04, fr, 11:00]

Ich habe eine Statistik-Krise.

Sobald ich an Statistik denke, bekomme ich Panik und mein Hirn widersetzt sich äußerst stark, auch nur etwas für Statistik zu denken.

Es denkt, alle seine Regionen, die nicht zum Rechnen und mathematisch-logischen Denken gebraucht werden, werden abgeschaltet, für immer abgeschaltet.

Ach, es ist gruslig: wenn ich Statistik mache, fühle ich mich, selbst wenn einzelne Aufgaben Spaß machen, tot, weil ich nichts fühle.

Zahlen töten alles Leben in mir!

Worte oder Töne dagegen sind für mich ein Jungbrunnen!


[11:40]

Habe einen spaßigen Satz zu einem Kuckuck und einem Esel gelesen und in verschiedenen Fraktur-Schriften wiedergegeben: Kuckuck und Esel (siehe meine PDF-Fraktur-Seiten).


[12:15]

Habe doch etwas für Statistik tun können.

Meine grundsätzlichen Bedenken und die sich daraus ergebende Abneigung bleibt bestehen.

Für mich ist Statisik ein "Mädchenfach", weil man trotz exakter Berechnungen letztendlich keine greifbaren Aussagen treffen kann.

Mich interessiert: wenn man das und das tut, passiert das und das.

Wahrscheinlichkeiten sagen jedoch nur Wahrscheinlichkeiten aus. Auch wenn mein Vater in den nächsten 20 Jahren wohl wahrscheinlicher von einem Blitz getroffen wird, als mehrere Millionen Euro im Lotto zu gewinnen, kann er noch in diesem Sommer 10 Millionen Euro im Lotto gewinnen, aber nie von einem Blitz getroffen werden.

Selbstverständlich können die Ereignisse auch andersherum eintreten. Aber das wünsche ich weder ihm noch uns, seiner Familie und seinen Freunden.

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Montag, 7. Juni 2004

[07.06.04, mo, 11:08]

Eben habe ich geträumt, ich esse ein sehr leckeres Schnitzel. Mein Heißhunger drückt mir jetzt noch aufs Hirn.

Dabei habe ich mich nach der Zeitungstour nicht mit leeren Magen hingelegt.


Solchen Hunger habe ich, weil mein Stoffwechsel nach dem langen Lauf 303 vom Freitag wieder höher ist.

Am Freitag abend und Samstag morgen hatte ich noch keinen großen Hunger, der kam erst am Samstag mittag. Bis Sonntag vormittag war ich satt.

Am Sonntag mittag hatte ich dann wieder großen Hunger. Mein Mittagessen stillte ihn jedoch nur bis Sonntag abend.

Und dann heute morgen mein Traum vom Schnitzel ...

In diesem Traum sah ich jedoch auch die Lösung meines Problems: Ein Kollege, für den ich ein Schnitzel aufgehoben hatte, sagte, sowas esse er nicht, sei ihm einfach zuviel.

O, sagte ich zu mir, so ein kleines Schnitzes ist ihm zu groß. Dann sah ich ihn an. Er hatte nicht nur keinen Bauch, sondern war auch schlank, ohne dünn zu sein.

Das macht also den Unterschied, dachte ich: er findet das Schnitzel groß, ich finde es klein.

Mit diesem Gedanken und knurrendem Magen wachte ich auf.


Nun gut, dann MUSS ich meinem Körper signalisieren, daß er auch nach langen Läufen keinen Grund hat, Hunger zu haben, als würde er nichts mehr zu essen bekommen.


[13:30]

Nach dem Lauf 304 fühle ich mich entspannter, spüre nicht mehr so sehr einen starken körperlichen und mentalen Bewegungsdrang.


[17:30]

Auf dem Weg von der Statistikvorlesung nach Hause, war ich sehr erschöpft und fragte mich: "Warum tust du dir das an?"

Ich fand keine Antwort.

Kann aber auch nicht sagen, was die Frage bedeutet, denn der vermittelte Lehrstoff war für mich nicht unverständlich.

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Dienstag, 8. Juni 2004

[08.06.04, di, 15:00]

Seit einige Zeit versuche ich, die Aufgabe für Statistik, die zur morgigen Übung gelöst sein sollen, zu rechnen, komme aber über einige belanglose Zeilen nicht hinaus, weil sich mein Körper sträubt: Will ich etwas schreiben, zittert meine Hand.

Dabei sind die Aufgaben nicht schwer. Sie überfordern mich intellektuell nicht. Trotzdem kann ich keinen schlüssigen Gedanken denken oder zu Papier bringen.

Ich habe keine Ahnung, was mein Widerstand bedeutet.

Ich breche ab und werde mich hinlegen. Vielleicht träume ich vom Grund meiner Blockierung.


[18:00]

Tja, ich habe immer noch keine Ahnung.

Vielleicht kann ich morgen, bevor ich zur Uni fahre, mich mit den Aufgaben beschäftigen.

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Mittwoch, 9. Juni 2004

[09.06.04, mi, 10:00]

Heute morgen gegen 5 Uhr 30 schrieb mein Seelenteil, den ich meine Kleinen nenne, folgendes:

Mitteilung meiner Kleinen (1)

Der Text lautet:

Mein lieber Andreas!
Ich habe Angst, daß ich sterbe,
wenn du zu viel Statistik machst.


Tja, ich weiß nicht, was ich sagen soll.

Ich kann nicht versprechen, daß ich durch intensive Beschäftigung mit Statistik nicht gleichzeitig viele für mich wichtige Gefühle zurückdränge und damit wieder leben wie in meiner Zeit, als ich meine Gefühle nicht wahrnahm.

Ich kann noch nicht einmal versprechen, ob ich wie an den Punkt meiner Gesundung gelange, an dem ich mich jetzt befinde.

Ich weiß nicht, was ich machen soll.


[12:00]

Auch heute konnte ich wieder nicht an der Lösung der statistischen Aufgaben arbeiten.

Sobald ich hier zu Hause beginne, bekomme ich eine Krise.

Vielleicht ist das die Lösung: ich beschäftige mich mit Statistik nur noch an der Uni!

Ich fahre also eher zu Uni, nehme alle Unterlagen mit (einschließlich des schweren Statistikbuches von Bortz), suche mir eine leeren Unterrichtsraum und löse dort die Aufgaben.

So besteht keine Gefahr, daß die Errungenschaften meiner Gesundung, die ich zu Hause erreicht habe, gefährend sind, da ich die (eventuell) schädliche Einflüsse vom Ort meiner Gesundung ferngehalten.

Ich gehe also hinaus und die (eventuell) krankmachende Welt, kann aber jederzeit wieder in einen unbelasteten Raum zurückkehren.


[17:30]

Es hat geklappt!

Das ist ein sehr schöner Grund zum Feiern!

Statt eines leckeren Essens werde ich mir leckere Musik gönnen: Rammstein "Mutter".


Auch wenn die Zeit nicht gereicht hat, um die Aufgaben vollständig zu lösen, war ich jedoch bereit, mich ihnen zu stellen.

Nicht nur vor, sondern auch während der Übung.


Daß ich das schwere Statistikbuch schleppen mußte, hat meine Kleinen ziemlich "angekotzt". Sie haben sich auf dem Weg zur Uni verknochen und mir, dem Erwachsenen das Tragen überlassen.

War in Ordnung, denn sie haben an der Uni nichts zu suchen!


Das finde ich nicht gut, aber meine Kleinen sind zu anspruchsvoll, um den Unialltag widerspruchslos durchstehen zu können.

Auch haben sie den nötigen Humor nicht, um die vielen Widrigkeiten gelassen nehmen zu können.

Ich als Erwachsener sehe die Mängel zwar auch alle, bin mir aber bewußt, keine Verantwortung zu tragen und nicht in der Pflicht zu stehen.


[21:50]

Ich konnte mich übrigens auch wieder zu Hause mit Statistik beschäftigen, indem ich meine Um- bzw. Abschaltung ausnutzte.


[21:55]

Ich habe "Mutter" vier oder fünf Mal gehört. Tolle CD!


[22:00]

Vor dem Einschlafen schrieben meine Kleinen folgendes:

Mitteilung meiner Kleinen (2)

Der Text lautet:

Mein lieber Andreas!
Danke dafür, wie Du heute in der
Statistikübung ohne mich gearbeitet
hast! Ich bin sehr stolz auf Dich!

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Donnerstag, 10. Juni 2004

[10.06.04, do, 12:55]

Obwohl ich nach der Zeitungstour lange und gut geschlafen habe, bin ich nicht richtig ausgeschlafen und fühle mich sehr schlapp.

Ich glaube, die letzten Tage haben mich viel Kraft gekostet.

Ich werde also einige sehr ruhige Tage einlegen, damit ich zur nächsten Statistikvorlesung wieder fit bin.

Außerdem werde ich mir Zeit nehmen, damit sich meine Erlebnisse der letzten Tage setzen können und in meiner Seele ihre entsprechenden Plätze finden.


[17:50]

Nach einem kurzen Nachmittagsschläfchen bin ich wieder eins und ziemlich sauer.

Es ist keine Lösung, einige meiner wichtigen Seelenteile zeitweise zu verdrängen, um bestimmte Aufgaben zu erfüllen.

Gelingt mir diese "Abschaltung" vor und während der Klausur nicht, sitze ich wieder vor den Blätten mit den Fragen und verstehe überhaupt nicht, was gefordert ist, bzw. sollte ich es verstehen, fällen mir keine Lösungen ein oder ich kann sie nicht zu Papier bringen, weil meine Hand zittert.

Ich brauche eine andere Lösung!

Das Funktionieren des Abschalten einiger meiner Seelenteile darf nur als Zeichen dienen, meine Probleme beim Lösen statistischer Aufgaben gründen sich nicht auf intellektuelle, sondern auf psychische Probleme.

Weil dieses Abschalten ist nur ein Folgeverhalten meines Einsatzes von Drogen zu meiner Disziplinierung ist, kann ich es als Dauerlösung nicht gutheißen.


[18:00]

Mehr möchte ich heute zu diesem Thema nicht schreiben, weil es mich zu sehr aufregt und weil meine Wut über mich selbst mich hindert, bessere Lösungen zu finden.


[21:10]

Habe auf Handschrift (2) wieder einige Proben hinterlegt.


[21:35]

Habe einiges auf Linkshänder geschrieben.

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Sonntag, 13. Juni 2004

[13.06.04, so, 10:00]

War eben zur Wahl und habe meine Stimme fürs Europa-Parlament abgegeben.

An mir wird es also nicht liegen, wenn das Land Brandenburg wieder die schwächste Wahlbeteiligung hat.

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Montag, 14. Juni 2004

[14.06.04, mo, 18:00]

Heute habe ich mich während der Statistikvorlesung wieder oft gefragt, warum ich mir das immer wieder anhöre.

Meine Mißstimmung kann aber nicht vom Folgen eines mathematischen Sachverhaltes kommen, denn am Wochenende habe ich mich intensiv mit Mathematik beschäftigt.

Allerdings, um ein mich interessierende statistische Frage zu lösen. Darin sehe ich den Unterschied.

Trotz meiner geteilten Aufmerksamkeit habe ich den vermittelten Stoff verstanden.

Na ja, es sollte mich nicht überraschen, daß meine geistigen Ausfälle während der Statistikvorlesungen, -übungen und -klausuren kein intellektuelles, sondern ein psychischens Problem haben.

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Mittwoch, 16. Juni 2004

[16.06.04, mi, 18:00]

Gestern habe ich alle Aufgaben für Statistik richtig gelöst, wie ich heute während der Übung erfuhr.

Da kann ich doch ganz locker mit Mißstimmungen legen!

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Sonntag, 20. Juni 2004

[20.06.04, so, 7:45]

Draußen ist so kühle und klare Luft, daß ich unbegingt raus muß. Ich werde gleich zum Lauf starten.


[9:45]

Ich bin zurück vom Lauf 307.


[19:00]

Auch an diesem Wochenende habe ich mich wieder mit Mathematik beschäftigt.

So habe ich in meinem Buch "Abiturwissen Mathematik" gelesen, das ich im Sommer 2001 kaufte (siehe Tagebuch vom 28. August 2001).

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Samstag, 26. Juni 2004

[26.06.04, sa, 10:00]

Diesen Montag und Mittwoch fanden keine Statistikveranstaltungen statt.

Vorgenommen hatte ich mir, trotzdem Statistik zu üben, habe aber lieber etwas Urlaub gemacht.

Ich hatte eine traumhafte Woche. Nein, sie war schöner, als ich die letzten Jahre zu träumen hatte gewagt.

Nun werde ich wieder in mein Arbeitsleben zurückkehren, um mich direkt auf die Statistikklausur am 12. Juli 2004 vorzubereiten.

Dazu werde ich wohl wieder mein normales Leben zurückstellen müssen, um mich im nötigen Maß konzentrieren zu können.

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