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Tagebuch - Mai 1999

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Samstag, 1. Mai 1999

[01.05.1999, sa]

Vati hat angerufen (und auf meinen Anrufbeantworter gesprochen): "Wir hörn nichts von dir ..."

Gegen 19 Uhr habe ich sie mit meinen D2-Handy angerufen - sie sind auf ihrem Grundstück in Neu Schwandebeck bei Berlin (Autobahn Dreieck Schwanebeck).

Mutti sagte: "Andreas, ich hab Sehnsucht nach dir."

Sie wird nächste Woche mal wieder zu mir nach Potsdam kommen ...

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Sonntag, 2. Mai 1999

[02.05.1999, so]

Gestern, als ich mit Esra aus dem Haus kam, um spazieren zu gehen, war es über uns plötzlich sehr laut: Etwas flatterte über dem Taubennest in der Birke vor dem Haus.

Ich dachte, machen die aber wieder eine wilde Balz!

Die Tauben kommen schon seit mehreren Jahren und brüten im selben Nest - ich nehme an, es ist dasselbe Paar.

Aber dem war nicht so. Eine riesige Krähe bekämpfte eine Taube, vertrieb sie aus dem Nest, griff mit dem Schnabel ein Ei und flog davon. Die Taube, wohl das Weibchen - war das Männchen gestorben? -, saß nebem dem Nest auf einem Ast und schaute hin und her.

Als ich nach dem Spaziergang von meinem Balkon ins Nest sah, lag dort noch ein Ei. Von der Taube war nichts mehr zu sehen. Und am nächsten Tag war auch das Ei nicht mehr da.

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Montag, 3. Mai 1999

[03.05.1999, mo]

Zum 30. April 1999 lief mein Abo der "Berliner Morgenpost" aus, das ich seit Mitte August 1998 hatte. Davor war ich vom 3. März 1998 bis 31. August Abonnent der "Berliner Zeitung". Also über ein Jahr fast täglich eine Zeitung ins Haus ... und jetzt keine mehr - da fehlt mir etwas!

Gestern - am Samstag war erster Mai - hatte ich den zweiten Tag keine Zeitung. Ich kaufte mir die Welt am Sonntag, ob wohl ich sie nicht recht mag, aber eine Welt, die ich gern lese, gibt es am Sonntag nicht. Und weil mir die Welt am Sonntag wieder mal nicht gefiel (wegen "die verschleppten amerikanischen Soldaten in Jugoslawien" statt die "gefangenen"), kaufte ich mir noch den Tagesspiegel... Ich bin etwa süchtig nach einer abonnierten Tageszeitung?

Heute habe ich mir dann doch noch - erst gegen 17 Uhr - die Berliner Zeitung gekauft. Seit sie neben mir auf dem Schreibtisch liegt, sitze ich am PC und schreibe, obwohl ich vorher nicht schreiben könnte, ich aber noch keinen Blick in die Zeitung geworfen habe.

Vielleicht mußte ich die Zeitung kaufen, um zu sehen, daß ich ohne Abo-Zeitung leben kann? Ober bin ich nur so aufgeregt wegen der Veränderungen nach der Seite Mißbrauch?

 

Jedenfalls schreibe ich jetzt.

Und zu schreiben gibt es viel. Was nach meiner Seite Mißbrauch passierte: "Nach Mißbrauch-Seite". Wie sich die "Initiative Gegen Mißbrauch!" entwickelte.

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Mittwoch, 12. Mai 1999

[12.05.1999, mi]

Aus "Initiative Gegen Mißbrauch!" wird "Schreiben Gegen Mißbrauch!".

 

Aus einer eMail:

"Schreiben Gegen Mißbrauch!" wird bleiben. Es kostet mich nichts - andreasthieme.de gibt es ja ohnehin. Und ich bin "mein eigener Herr". Damit habe ich zwei von mehreren Gründe, die mich aufhören ließen, beseitigt.

Das eigenartige bei gegenmissbrauch.de war, daß ich mich zu sehr anderen verpflichtiget gefühlt habe. Ich fühlte, eine Initiative müssen mehr als die eigenen Intressen vertreten.

Es war irgendwie so, als wäre die Newsgroup meine Mutter gewesen, die endlich ehrlich über das alles reden will. Und weil ich so lange darauf gewartet habe, war ich "ihr" so dankbar. Ich habe aus meiner Tiefe etwas auf die Newgroup übertragen.

Deshalb habe ich auch sehr schnell den Aspekt "Täter melden sich" herausgenommen - aber vermutlich waren diese Bedenken der anderen nur ein Trick, ein Vorwand, sich doch nicht zu beteiligen. So wie meine Mutter oft solche Tricks anbrachte, um einen "Grund" zu haben, sich wieder zu drücken.

Ich hatte mich in der Newsgroup sehr wohl gefühlt. Meine "Kleinen" hatten Vertrauen gefaßt, und sie waren es, die mich drängten, für die, die so nett zu uns waren, etwas zu tun, als Dankeschön. So habe ich die Domain gemeldet usw. Dieses spontane Umsetzen eines langen Bedürfnisses hat mich fast 250 DM gekostet. Und jeden Monat noch einmal 22 DM. Und das ließ mich ja auch die Notbremse ziehen.

Übertragen bedeutet das: Damit Unrecht an mir wiedergutgemacht wird, zahle ich Geld - das darf nicht sein. (Wobei das nicht meint, die Newsgroup sollte Geld bezahlen.)

Ich war es mir einfach schuldig, diesen meinen Irrtum zu korrigieren. Gerade weil ich so angegriffen wurde und weil danach nicht mehr viel außer Luft gekommen war, mußte ich diese Domain kündigen! Auch um mir selbst zu zeigen, ich bin bereit, auf mich selbst aufzupassen und mich zu beschützen. Daß es nicht sofort geschah ... na ja, das läßt sich wohl nicht vermeiden, zumal ich mich ja nicht einfriere, die "Kleinen" ja nicht einsperre. Ich kann ja erst einschreiten, wenn sie mich um Hilfe bitten. Vorher wäre es Bevormundung, und die "Kleinen" würden ja nie ihre Erfahrungen machen.

Insofern war das Lehrgeld jeden Pfennig wert. Das ist ein Trost für mich. Denn so dicke habe ich die Kohle auch nicht...

Es ist sehr schön, daß du mir geschrieben und mir Mut gemacht hast. Zwar haben mir auch anderer nach meinem Ausstieg geschrieben, aber du hast mich angestossen, "Schreiben Gegen Mißbrauch!" auf meine Homepage zu legen, weil du über dein Leben erzählt hast und mich hast fühlen lassen, wie wichtig meine Idee, Mißbrauchte und Mißbraucher - die ja mal (fast immer) Mißbrauchte waren - eine Möglichkeit zum Outen zu schaffen, ohne ihr Leben zu gefährden, weil sie Schutz in der Anonymität finden. Anonymität und Öffentlichkeit - das kann man ja nur durch einen "Mittler" finden ...

Dieser Mittler möchte ich gern sein.

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Donnerstag, 13. Mai 1999 - Christi Himmelfahrt

[13.05.1999, do]

KopfDemokratie umgestaltet.

Solche Männertage wie Himmelfahrt kommen mir sehr gelegen ... seit ich nicht mehr Trinke, habe ich immer einen schönen freien (doppeldeutig) Tag!

Heute habe ich KopfDemokratie umgestaltet. Ich ließ Einflüsse auf meiner kurzen Zeit in der Newsgroup de.sci.psychologie und den daraus entstandenen Kontakten einfließen.

Dann meldete ich mich bei der Newsgroup ab und löschte ihr Abonnement. Die meisten Beträge waren mir irgendwie zu abgehoben. Da kann ich mir auch ein normales Psychologiebuch greifen ... und dabei noch etwas fürs Studium tun.

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Sonntag, 16. Mai 1999

[16.05.1999, so]

Auch ohne die psychischen Verknüpfungen zwischen der Newsgroup und meinem Bedürfnis meiner Mutter und meinem Vater gegenüber, hätte ich mich mit gegenmissbrauch.de übernommen.

Auf Kosten nehme ich mir vor, meine Fixkosten zu senken. Eine neue Domain, die kein Geld einbringt, erhöht ausschließlich die Fixkosten.

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