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Stasi

[23.05.99]

Ich selbst war nie bei der Stasi. Nicht als IM. Nicht hauptamtlich.

Aber ich hätte es sein können. Und viele meiner Freunde oder Bekannten waren ja auch dort.

In Potsdam war die (oder eine?) Hochschule der Stasi ... wo haben diese Leute gewohnt? In Potsdam. Also in der Stadt, in der ich seit 1981 wohne. So ließ ich es sich gar nicht vermeiden, daß ich Leuten der Stasi begegnete: ob beim Einkaufen oder in der Kneipe.

Ende 1983 wurde ich vom Leutnant zum Soldaten degradiert, aus der SED ausgeschlossen und aus der NVA in Unehren entlassen.

Im Sommer 1989 wurde ich das zweite Mal zur Reserve gezogen. Das Versprechen, was man mit bei meiner Entlassung gab, man werde mich so lange einberufen, bis ich wisse, wo es lang geht, schien gehalten zu werden.

Während des ersten Reservedienstes in Eggesin hatte ich einen Nervenzusammenbruch (ich heulte mehrere Tage, konnte einfach nicht aufhören; außerdem bekam 5 Tage Einzelhaft im Standortknast Eggesin). Wenn die das so weiter machen, dachte ich, schaffen die mich wirklich.

Zwar war ich beim zweiten Reservedienst in Stahnsdorf, wo ich als Leutnant anfing - hier hatte ich es sehr gut -, aber was, wenn ich das nächste Mal wieder nach Eggesin kam oder sonstwohin?

Als mich der Parteisekretär des Panzer-Bataillon fragte, ob ich noch einmal Mitglied der SED werden wolle, bejahte ich. Und wenn man mich gefragt hätte, ob ich in diesen schwierigen Zeiten (täglich verließen tausende Menschen die DDR über Ungarn) nicht nur mein Herz der Partei, sondern auch meine Augen und Ohren der Sicherheit des Staates zur Verfügung stellen würde, ich hatte ja gesagt.

Insofern ist es nicht mein Verdient, kein IM gewesen zu sein, sondern den Geschehnissen 1989 geschuldet.

Dadurch steht es mir moralisch nicht zu, über IMs und die Stasi herzuziehen.

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