[16.12.01, so, 7:25]
Der folgende Text stand zuerst in meinem Tagebuch. Aber da mein Beitrag während des Schreibens seinen beschreibenden in einen analytischen Charakter wandelte, widme ich ihm nun eine Seite.
Ich schrieb:
[15.12.01, sa, 11:54]
Eigentlich will ich schon seit einigen Tagen über meine neue Dimension des Fühlens schreiben, habe es aber nicht gewagt, weil ich die Frau, durch die mir die neue Qualität meines Fühlens bewußt wurde und von der ich nicht weiß, ob sie meine Homepage kennt, nicht mit mit Sätzen wie "zum ersten Mal in meinem Leben", "so wunderbar, daß ich die Zeit anhalten will" irritieren will.
[12:42]
Jetzt, da ich mir erlaubt habe, darüber zu schreiben, gehen meine Gedanken weiter, enden nicht mehr kurz nach dem Beginn.
Eben hätte ich schwören können, daß diese neue Dimension meines Fühlens ausschließlich mit mir zu tun hat und mir durch sie nur bewußt wurde.
Nun scheint es mir jedoch wahrscheinlicher, daß ich in die für mich neuen Dimensionen vordringen konnte, weil ich ihr begegnet bin.
Bis eben dachte ich, ich würde nur noch eine Freundin für meinen erwachsenen Seelenteil brauchen, weil ich durch meine Gesundung gereift wäre und mein Bedürfnis, zusätzlich auch eine Freundin für meine Kleinen zu brauchen, nicht mehr vorhanden sei.
Nun scheint mir, mein Bedürfnis nach mehreren Freundinnen bzw. Freundinnen, die mehrere meiner Seelenteile bedienen, eher ein Zeichen zu sein, daß mein erwachsener Seelenteil nicht zufrieden war und seine Enttäuschung durch ein Entdecken zusätzlicher Kontakte "rechtfertigte".
Wenn dem so ist, dann spricht die neue Dimension meines Gefühls für die Frau, die ich bisher als Auslöser, nicht als Ursache begriffen habe.
Dann habe ich eine Frau kennengelernt, die mein erwachsener Seelenteil bedingslos annimmt.
Gestern hatte ich außerdem folgenden Gedanken:
Bedeutete es nicht auch für eine Sache, daß ich sie nicht vollkommen mag, wenn meine Kleinen sich plötzlich melden?
Wenn ich zum Beispiel in einem Seminar plötzlich "witzige" Bemerkungen mache, dann doch meist nur, weil ich mich langweile oder weil ich den Vortrag, sein Thema oder was auch immer weniger anziehend finde.
Natürlich heißt das nicht, daß ich immer etwas nicht mag, wenn sich meine Kleinen mag. Nicht selten melden sie sich auch mit Gefühlen, die weit auf der Vergangenheit kommen oder zu denen meine Erwachsenen (noch) nicht fähig sind.
[7:33]
Ich bin auch auf diese Seite gezogen, weil ich über diese Frau keine Einzelheiten schreiben will.
Sie geht mir zwar seit einigen Tagen nicht aus dem Kopf, aber das sind Gefühle, über die ich nicht schreiben will, über die ich auch mit niemanden gesprochen habe.
Zwar kann ich seit einigen Tagen schlecht einschlafen, weil immer wieder Bilder dieser Frau auftauchen, ihre Worte in mir nachklingen, aber das ist noch kein Grund, darüber zu schreiben.
Das ist einfach zu privat.
Wichtig war mir jedoch, über die neue Dimension meiner Gefühle zu schreiben, die wohl weniger mit mir und mehr mit dieser Frau zu tun haben, damit meine Gedanken nicht meine Gefühle behindern.
[23.12.01, so, 9:52]
Inzwischen bin ich vom Hoch meiner Gefühle herunter, was ich aber nicht bedaure, denn ich kann wieder normal schlafen.
Mein Hoch hatte sich zuvor nach gesteigert, weil das Glück, die erste Etappe des Semesters geschafft zu haben, hinzukam.
Das war nicht mehr zum Aushalten. Ich war wie unter Drogen.
Nach einigen Tagen auf Entzug, hat sich mein Zustand normalisiert. Das heißt, ich denke noch gern an diese Frau, freue mich auch noch gern über das Erreichen der Weihnachtsferien, fühle mich aber nicht mehr so, als würde sich die Welt nur um mich drehen.
Trotzdem bin ich nicht unglücklich. Im Gegenteil, ich bin noch sehr glücklich, zufrieden, stolz auf mich, düse nur nicht mehr durch das Universium, sondern schwebe leicht über den Boden.
Ich freue mich schon auf den letzten Monat in diesem Semester. Darauf, diese Frau wiederzusehen. Darauf, das Semester gut zu Ende zu bringen. Darauf, andere schöne Erlebnisse an der Uni zu haben.