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F.A.Z.

[03.09.00]

Wohl im Sommer 1986 waren mein Bruder und ich ungefähr 10 Tage in Prag. Ich war damals 26/27 Jahre alt.

Unter anderem waren wir mehrmals in der Prager Bundesdeutschen Botschaft. In deren Lesesaal sah ich in viele Zeitungen und Zeitschriften, die ich nie in die Hände bekam.

Am besten gefiel mir die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Vierzehn Jahre hat es gedauert, bis ich mich an dieses Erlebnis erinnerte, als ich mich fragte, warum ich jede Frankfurter Allgemeine Zeitung, die ich gekauft oder als Abonnent erhalten habe, aufhob. Es sind immerhin schon 23 Exemplare.

Damals, in Prag, mußte ich sie nach dem Lesen wieder zurückgeben. Das hat mir nicht gefallen. Wie mich die Vergangenheit immer wieder verfolgt ...


[28.01.01]

Inzwischen sind es noch mehr geworden.

Etwas in mir sagt, ich sammle die FAZ für ein Jahr. Dann werde ich überprüfen, ob ich mehr Platz brauche als die Jahres-CD kostet.


[23.09.01]

Die erste FAZ meines Abos und meiner Sammlung ist vom Mittwoch, 9. August 2000.

Titel: "Der ehemalige chilenische Diktator Pinochet muß sich vor Gericht verantworten".

Die erste FAZ nach jahrelanger Pause las ich am Donnerstag, 27. Juli 2000, als sie auf der Titelseite ankündigte, ab 1. August 2000 wieder in der alten Rechtschreibung zu erscheinen, nachdem sie ein Jahr in der neuen erschienen war.

Leider habe ich diese Zeitung nicht mehr.

 

Am 30. Dezember 2000, Samstag, war der FAZ das Thema, wann der Jahrtausendwechsel nun sei, 2000 oder 2001, den Kommentar "Der Jahrtausendirrtum" wert:

Zu früh ist das zweite Jahrtausend und mit ihm das 20. Jahrhundert abgefeiert worden. Beide enden in Wahrheit erst am Sonntag, am Silvesterabend des Jahres 2000. Pedantisch, wie das Dezimalsystem nun einmal ist, umfaßt ein Jahrzehnt nicht nur neun, ein Jahrhundert nicht nur 99 und ein Jahrtausend etwas mehr als 999 Jahre. Demnach hörte das erste nachchristliche Jahrzehnt am Ende und nicht am Anfang des Jahres 10 auf, das erste Jahrhundert am letzten und nicht am ersten Tag des Jahres 100, das erste Jahrtausend - nun gut, es wird nicht nötig sein, fortzufahren in der Argumentation, denn ohnehin gesellen sich zu denen, die nicht rechnen können, die vielen, die nicht rechnen wollen.

[...]

Der ebenso abrupte wie unwiderrufliche Wechsel der optischen und akustischen Sinneseindrücke wirkte stärker als jede auch noch so berechtigte Klügelei. Nur gut, daß die Freunde der Mathematik nicht auch noch gezwungen sind, jeden zu überzeugen, daß die christliche Zeitrechnung zwar mathematisch stimmt, nicht aber historisch. In jenem Winter, der die Jahre 1 v. Chr. und 1 n. Chr. miteinander verband, wird Jesus bereits vier oder fünf, wenn nicht sieben Jahre alt gewesen sein. Die irreführende Rechnung mit der Zeitenwende hat im 6.Jahrhundert ein Mönch namens Dionysius Exigus aufgemacht, auf deutsch Dionys der Unbedeutende, dessen Beiname das Abendland hätte veranlassen sollen, bei der Übernahme seiner Rechenkunststücke vorsichtig zu sein. Dabei hätte die Geschichtsschreibung für jenen antiken Winter ein Großereignis gut gebrauchen können. Verglichen mit den Epochen Hannibals, der Gracchen oder Caesars, waren die beiden Jahre bar jeden Nachrichtenwerts. Wer das Publikum auf den Beginn des ersten Jahrtausends und deshalb auf den Umstand hinweisen möchte, daß es in der Weltgeschichte alles mögliche gab, nur nicht ein die verkehrten Jubiläen rechtfertigendes Jahr Null, würde von Herzen gern fürchterlicher Feldzüge und rabiater Revolutionen gedenken, deren Chronik die unmittelbare Nachbarschaft der genannten zwei Jahre verdeutlichen könnte. Doch nichts dergleichen. Es herrschte ein die Aufmerksamkeit der Nachwelt einschläfernder Friede.

[...]

Sind Anfang und Schluß jedoch einmal gesetzt, ergeben die Jubiläen oder Schnittpunkte sich mit mathematischer Folgerichtigkeit - und werden mit psychologischer Folgerichtigkeit im falschen Moment gefeiert.

 

Am 2. Januar 2001, Dienstag, kommentierte die FAZ unter dem Titel "Das Buch der Bücher - im neuen Jahrtausend":

Wie lautet in der Bibel der Name des ersten Menschen? Die Frage, die vor zwanzig oder dreißig Jahren nur Lachen hervorgerufen hätte, wurde unlängst ernsthaft in einem Fernsehquiz gestellt. Und als die Antwort dann richtig geraten wurde, da prasselte der Beifall. Es ist nicht mehr selbstverständlich, daß man weiß, wer der Mann an Evas Seite war. Müssen wir uns darüber wundern?

 

Am 12. September 2001, Mittwoch, einen Tag nach dem Terroränschlägen auf die USA, titelte die FAZ "Angriff auf Amerika" und plaziert darunter zwei Fotos (auf dem linken das brennende World Trade Center, das noch nicht eingestürzt ist, auf dem rechten Präsident Bush während seiner ersten Rede nach den Anschlägen).

Fotos auf der Titelseite gibt es bei der FAZ sehr selten. Das letztemal wohl nach dem Fall der Mauer.

 

Am 30. August 2001, Donnerstag, brachte die FAZ einen Beitrag zum Euro und zeigt die neuen Geldscheine.

Endlich habe ich erfahren, was kaufmännisch runden bedeutet:

... die zweite Stelle nach dem Komma ist um eins zu erhöhen, wenn in der dritten Stelle nach dem Komma eine der Zahlen fünf bis neun erscheint.

 

Ein Jahr FAZ ist rund 1 Meter 73 hoch. Ohne die Sonntagszeitungen, die ich nicht mag und nur sehr, sehr selten lese, und ohne die Stellenanzeigen vom Samstag.

Das ganze auf CD kostet 1.300 DM.

Ich würde sagen, daß ich weniger Platz brauche, als die CD kostet ;-)


[29.06.01]

Auch wenn ich täglich nicht viel in der FAZ., so bin ich doch immer begeistert, angeregt, amüsiert, inspiriert ...

Zum Beispiel: Am 28.06.01 las ich auf Seite 45 "Erfahrungspunkte einer Frau - Geh, nimm, benutze, greif an: 'Tomb Raider' bringt die Computerspielästhetik ins Kino".

Allein die Überschrift fand ich so treffend, daß ich in mich hineinlachte: "Geh, nimm, benutze, greif an ... "


[28.10.01]

Daran hat sich nichts geändert. Trotzdem habe ich heute eine Abo-Unterbrechung beantragt. Ab 1. November 2001 kommt meine FAZ für unbestimmt Zeit nicht mehr morgens zu mir.

Seitdem ich wieder studiere, lese ich deutlich mehr als während meiner langen "Semesterferien". Ich habe einfach weniger Zeit zum Lesen der FAZ.

In letzter Zeit sind schnell ein bis zwei Stunden an Lese- und Reflektionszeit zusammengekommen. Gestern, 27.10.01, bin ich an einem Interview mit Günter Grass "hängengeblieben".

Da ich eine Suchtpersönlichkeit bin, muß ich sehr vorsichtig sein, gerade da ich wieder mit dem Studium begonnen habe.


[20.11.01]

Heute habe ich mein FAZ-Abo reaktiviert.

In zwei Tagen soll die FAZ bereits wieder morgens zu mir kommen...


[23.11.01]

Heute wurde die FAZ wieder zu mir nach Hause geliefert.


[01.01.02, di, 21:30]

Als ich die FAZ wegräumte, sah ich, die FAZ vom Samstag, 30.12.200, kostete 2,50 DM, während die FAZ vom Samstag, 29.12.2001, 2,80 DM bzw. 1,43 Euro kostete.

 

Am 30. Dezember 2000 titelte die FAZ: "Schröder verspricht für 2001 stabile Preise und die Fortsetzung des Aufschwunges".

2001 war die Inflation die höchste seit einigen Jahren. Nicht nur vom Aufschwung ist nichts zu spüren - den Abschwung nicht zu spüren, fällt schwer.


[02.01.02, mi, 7:44]

Die heutige Ausgabe kostet nicht 1,18 Euro, wie sie kosten müßte, wenn man 2,30 DM umrechnet, sondern 1,10 Euro.

Die Abo-Preise haben sich auch verändert. Sie wurden auf Zentel-Cent abgerundet. So kostet das Studenten-Abo nicht mehr 15,24 Euro, sondern 15,20 Euro.


[28.06.02, fr, 7:35]

Ich habe mein FAZ-Abo auf unbestimmte Zeit unterbrochen.


[02.07.02, di, 5:58]

Heute habe ich keine FAZ mehr erhalten.

Gestern habe ich mich fast erschrocken: die FAZ war sehr dünn - ich dachte, es sei eine Notausgabe, weil gestreikt würde -, und sie kostete statt 1,10 Euro 1,30.

Daß die Berliner Seiten wegfallen - was mich nicht stört, ich habe sie fast nie gelesen, weil ich nicht wußte, was ich damit anfangen soll -, war angekündigt worden. Daß die Zeitung insgesamt deutlich dünner wird, nicht.

Die Ausgabe vom vorigen Montag hat über 10 Seiten mehr, die Berliner Seiten nicht mitgerechnet.


[03.09.02, di, 6:35]

Habe eben mein FAZ-Abo wieder aktiviert.


[05.09.02, do, 5:22]

Heute bekam ich wieder eine FAZ in meinen Briefkasten.

Das Studenten-Abo (ohne FAZ-Sonntagszeitung) kostet 15,20 Euro pro Monat.

Im Oktober 2000 kostete es 29,80 D-Mark, was 15,24 Euro entspricht.

Damals bezahlte ich für ein Studenten-Abo der Tageszeitung "Die Welt" 12,50 D-Mark (6,39 Euro). Heute müßte ich 12 Euro bezahlen.


[11.11.02, mo, 6:23]

Am Freitag habe ich mein FAZ-Abo reaktiviert.


[12.11.02, di, 11:39]

Meine FAZ wurde bereits heute geliefert.


[20.06.03, fr, 10:00]

Die FAZ ist seit vielen Jahren meine Lieblingszeitung.

Auch wenn ich nicht immer die in ihr publizierte Meinung teile, lese ich sie von allen Zeitungen am liebsten.

Die für den 1. Juli 2003 angekündigte Preiserhöhung wird mich nicht abhalten, die FAZ weiterhin zu lesen.

 

Als Leser eingestiegen bin ich, als die Zeitung wochentags 2 D-Mark kostete. Jetzt kostet sie 1,30 Euro (2,54 D-Mark) und wird ab 1. Juli 2003 1,40 Euro (2,74 D-Mark) kosten.


[05.02.04, do, 10:56]

Zur Zeit kann ich keine Nachrichten mehr sehen, hören oder lesen.

Deshalb habe ich mein FAZ-Abo am 27.01.04 auf unbestimmte Zeit unterbrochen.

Seit 03.02.04, Dienstag, wird mir keine FAZ mehr zugestellt.

 

[11:05]

Weil ich gerade den Anfang der Seite lese: Die FAZ hat sich in den letzten Jahren sehr verändert, wahrscheinlich weil mit der Zeitung weniger verdient wird und man sich besondere Projekte nicht mehr leisten kann.

An manchen Tagen bringt die Zeitung nur noch Alltägliches und unterscheidet sich in den veröffentlichten Themen nur noch wenig oder gar nicht von anderen Tageszeitungen.

Aber gerade diese anderen Themen haben mich immer besonders interessiert.

So bliebt als Lesestoff oft nur die alltaglichen Themen, aber gerade die interessieren mich am wenigsten. Und zur Zeit gar nicht.

Und im Feuilleton die Diskussion, ob wir unser Hirn oder unser Hirn uns bestimmt, ist mir wirklich zu hirnrissig.

So bleibt mir also nur, mein FAZ-Abo zu unterbrechen, will ich nicht etwas kaufen, was ich (zurzeit) nicht brauche, außer es in der blauen Tonne zu entsorgen.

Bei aller Freude am Wiederverwerten - dieser finanzielle Einsatz ist mir zu hoch. ;-))


[21.09.05, mi, 18:10]

Eben wollte ich wieder einmal einen Artikel in der FAZ lesen, aber dann begann er geschwafelt. Da hab ich ihn nicht gelesen, weil ich einfach keine Zeit habe, seitenweise Unwichtiges zu leben.

So geht es mir schon eine ganze Weile mit der FAZ, ich schreibe nur heute erst darüber, weil ich auf Besserung hoffte: Ich finde die knackigen Artikel, die im ersten Absatz den wesentlichen Inhalt haben, immer weniger.

Statt dessen wird geschwätzt, geschwätzt, geschwätzt.

Schade, aber deshalb ist die FAZ nicht mehr meine Lieblingszeitung, und die Abo-Gutscheine, die ich schon bezahlt habe, werde wohl eher verschimmeln, als daß ich sie gegen Zeitungen tauschen, weil ich mich zu sehr ärgere, wenn ich die FAZ lese.

Daß es einmal so kommt, hätte ich nicht gedacht.


[05.10.2007, fr, 19:30]

Heute erschien die FAZ in einem neuen Layout und unterscheidet sich kaum oder gar nicht mehr im Außeren von Süddeutscher Zeitung oder Welt.

Bereits vor zwei Jahren beklagte ich, daß in der FAZ immer mehr und immer öfter geschwätzt wird, nachdem immer mehr die Artikel fehlten, die sich nur in der FAZ fanden.

Irgendwann wurde das lange s in den in Fraktur gesetzten Überschriften der Kommentare in ein normales s umgewandelt und so sus echter Fraktur-Schrift eine Möchtegern-Fraktur-Schrift.

Dann schrieb man nicht mehr in bewährter Rechtschreibung, sondern in diesen vom Staat befohlenem Neuschreib, damit auch die Kinder FAZ lesen können.

Ab heute schreibt man gar nicht mehr in Fraktur. Knallt jeden Tag auf die erste Seite ein Foto. Und viel Farbe.

Zum Glück hab ich mich schon vor einiger Zeit Stück für Stück von der FAZ entfernt oder sie von mir, so ist die Entrüstung, Enttäuschung, wie sie heute in über 200 Leser-Kommentaren in der FAZ online herausgeschrien wurde, bei mir gering: es starb keiner meiner Freunde, sondern einer, mit dem ich einmal sehr glückliche Tage hatte.

Trotzdem bin ich traurig, weil wieder etwas gleichgeschaltet wurde und seine Individualität aufgegeben hat.

Leb wohl, FAZ!

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