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Die Inlineskaterin

(Weil mir "Die Inlineskaterin" zu lang wurde, machte ich daraus "Skaty" und kürzte später auf "S." ab.)

[04.02.02, mo, 9:34]

Am Donnerstag, 31.01.02, erhielt ich eine eMail. Eine junge Frau erzählte aus ihrem Leben.

Ich antwortete wenige Stunden, nachdem ich die Mail erhalten hatte, am späten Donnerstag abend, obwohl eigentlich schon meine Nachtruhe angebrochen war. Aber die Mail hat mich sehr erfreut, und ich wollte unbedingt schnell antworten.

Als ich am Freitag nach der Zeitungstour nach Mails sah, hatte ich bereits Antwort.

Ich antwortete. Sie antwortete. Ich antwortete. Sie antwortete.

Am Samstag, 02.02.02, schrieb ich ihr, sie könnte mich auch anrufen, wenn sie wollte. Jeder von uns saß inzwischen ja viele Stunden vorm PC, las und schrieb, las und schrieb.

Plötzlich klingelte mein Telefon. Sie rief mich an. Aber woher hatte sie meine Nummer. Ich hatte ihr sie zwar geschrieben, aber die Mail noch nicht abgeschickt.

Doch, hatte ich, sagte sie.

Ich war sehr aufgeregt.

So intensiv und ausdauernd wir uns gemailt hatte, telefonierten wir jetzt: von 19:30 bis 1:30.

Ich weiß nicht mehr, wie wir darauf gekommen sind, aber wir hatten die Idee, zusammen Sport zu treiben. Wir beschlossen, daß sie zu meinem Lauf mitkommt, aber mich auf Inlineskats begleitet.

Sie rief aus der Straßenbahn an, sie sei gleich da. Ich ging zur Straßenbahnhaltestelle, um sie zu empfangen.

Neben der Haltestelle fuhr eine Frau auf Inlineskates. War sie schon da? War sie es? Sollte ich einfach mal fragen?

Ich sah die Frau an, und wenn ich ehrlich bin, gefiel sie mir nicht. Ich dachte, Scheiße, was machst du jetzt. Also weiterhin mailen und telefonieren, das machte Spaß.

Die Frau wartete auf ihren Mann und ihre Kinder, zu viert rollerten sie los und verschwanden hinter der Ecke.

Ich war sehr erleichtet.

Mein Handy klingelte: "Ich stehe schon 5 Minuten vorm Charli. Der Straßenbahnfahrer läuft draußen rum und ißt eine Stulle."

Sie saß in der falschen Straßenbahn.

Nun gut, wir waren also nur noch wenige Meter voneinander entfernt.

Ich sagte, geht los in Richtung Zeppelinstraße, ich komme dir entgegen, dann lief ich los.

Nach einigen Metern dachte ich, ich müßte sie doch sehen. Ich lief weiter. Ich war sehr aufgeregt.

Ich hatte fast die Eisenbahnbrücke, die die Kastanienallee überquert, erreicht, als ich sie auf der anderen Straßenseite noch hinter der Brücke sah. Jedenfalls lief eine Frau auf Inlineskats in meine Richtung.

Irgendwie schien sie noch zu üben. Schwankte hinter Fußgängern mal auf die eine Seite, auf auf die andere.

Das sah unschuldig aus. Sie wirkte auf mich wie ein junges Mädchen, das verträumt auf seinen Skates hin- und herrollerte.

Kurz vor der Brücke trafen wir aufeinander.

Sie hatte eine coole Sonnenbrille auf, trug zwei niedliche Zöpfe und in der linken Hand eine Zigarette. Ich dachte: das ist eine coole Inlineskaterin!

Aber als sie die Seitenstraße überqueren, hielt ich sie an der Hand, damit sie unbeschadet übers Kopfsteinpflaster zum andern Gehweg gelangte.

Cool. Wir hatten die ersten paar Meter schon viel Spaß!

 

Irgendwie war mir das aber alles unheimlich. Wir kannten uns nicht mal drei Tage, verstanden uns aber super. Das machte mich nervös.

Außerdem empfand ich sie als junge, interessante und reizvolle Frau. Daß sie kultiviert und klug war, schlagfertig, sanft und einfühlsam, humorvoll und auf liebe Art frech, hatte ich schon erfahren.

Ich verrate ihr alter nicht... Aber sie wirkte auf wie eine junge Wilde Anfang 20. Wenn ich jedoch in ihre Augen sah, spürte ich eine reife, die niemand mit 20 haben kann.

Auch sah ich Schalk in ihren Augen, eine sanfte, aber treffende Art. Ich sollte nicht so frech daher plappern in meiner Aufgeregtheit, sonst würde ich wohl Antworten bekommen, die mir die Sprache verschlagen.

Und ich spürte: diese Frau weiß, was sie will.

 

An der Ecke Kastanienalle-Zeppelinstraße begannen wir gemütlich unseren "Roll-Lauf".

Wir unterhielten uns weiter, auch ich hatte Luft zum Sprechen.

Wir überquerten die Forststraße, der Radweg bis nach Geltow lag vor uns. Sie fuhr mal links vor mir, mal rechts, mal hinter mir, mal vor mir.

Wenn sie vor mir rollerte, vergaß ich, daß ich lief. Sie rollterte, als würde sie Musik zelebrieren.

Hinterm Orteingangsschild Geltow wendeten wir und fuhren zurück. Es war sehr warm, und ich war froh, daß wir an der Tankstelle Pirschheide den Roll-Lauf beendeten.

Wir holten uns Eis und ein Mineralwasser und spazierten zurück Richtung Kastanienallee.

Unterwegs, als ich wieder zu Luft gekommen war, luckte der Mann, das Tier in mir, hervor und sah sie an. Er fand sie klasse.

Ich sagte ihr, wenn ich dich jetzt hin- und wieder anders als zuvor ansehe, dann liegt das daran, daß das Laufen mein Animalisches aufgeweckt hat. Sie grinzte.

Wir waren dann noch für zwei Zigaretten in meiner Wohnung.

Irgendwann wollte ich sehen, welche Farbe ihre Augen haben. Als tief in ihre Augen sah, ließ sie mich gucken, und ein Sog zog mich hinein in ihre Seele. Mir wurde etwas schummrig, und bevor ich meinen Blick abwandte, um nicht vom Stuhl zu fallen, sah ich viel Zärtlichkeit und Sanftmut.

 

Ich bin sehr glücklich. Sollte zwischen der coolen Inlineskaterin und mir nicht mehr passieren, was ich bei Gott nicht wünsche, aber sollte das der Fall sein, dann werden die wenigen Tage mit ihr, besonders unser Treffen, das noch intensiver war als unsere Telefonate, in meinem Gedächtnis bleiben als schöner und befriedigender als der beste Sex, den ich bisher hatte. Dazu noch als unterhaltsamerer, inspirierenderer, gefühlvollerer und wechselseitigerer Austauch, den ich jemals mit einer Frau hatte, und es ist nicht so, daß ich Intimität und Leidenschaft nie kennenlernte.

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[05.02.02, di, 10:23]

Besonders gefreut hat mich, daß die meiner Seelenteile, die ich mag, sie mögen, und die meiner Seelenteile, die ich nicht mag, nicht angesprochen werden.

Hier eine Auswahl:

Aber besonders freue ich mich, daß der Vater in mir nicht angesprochen wird.

Ich habe nichts gegen Kinder, und besonders kleine Mädchen kann ich gut leiden, auch wenn sie Fußball spielen, während ich für Jungs, die Fußball spielen und "richtige" Männer werden wollen, kein Vater sein könnte.

Aber in einer Beziehung zu einer Frau mag ich nicht mehr der Vater sein. Ich könnte das noch immer, aber nur in einer bewußten Simulation, will es aber nicht mehr im Alltag.

Ich würde fast sagen, die Freude, daß der Vater in mir sich zurücklehnt und sagt: die ist groß genug, die paßt auf sie selbst auf, ist gleichzeitig eine riesengroße Erleichterung. Ich möchte in keine Beziehung zu einer Frau mehr gezwingen werden, die Rolle des Vater zu übernehmen.

"Gezwungen werden" - denn ich bin ja auch nicht der Typ, der mein Gegenüber in einer kritischen Situation sitzen läßt. Und wenn kindliche Seelenteile in einer Frau rufen, dann ist das eine kritische Situation.

Aber, wie gesagt, das ist (bisher) bei der coolen Inlineskaterin kein Thema.

 

[10:48]

Auch wenn die Situation aus meiner Perspektive gut aussieht, bin ich jedoch nicht sehr zuversichtlich, was eine Partnerschaft angeht.

Ich bin ehrlich: ich wünsche mir, noch einmal 20 oder 25 zu sein, als ich noch Jahre mit platonischen Gefühlen für eine Frau glücklich und leidet sein konnte. Damals hätte ich göttliche Liebesgedichte schreiben können ...

Heute bin ich mehr im Leben und kann, bei allen Glücksgefühlen in mir, einen Blick auf die Situation als Außenstehender werfen.

Ich glaube nicht, daß die Beziehung zwischen uns gut weitergeht. Ich glaube, die Konstellation (die ich bewußt verschweige, um die Anonymität der Inlineskaterin zu wahren) spricht gegen eine Beziehung, wie ich sie mir wünsche. Trotzdem bin ich bereit und lasse mich überraschen. Die coole Inlineskaterin hat mich bisher schon mehrmals überrascht ;-)

Und was auch immer zwischen uns passiert oder nicht passiert: ich wünsche ihr mindestest soviel Glück und Erfolg auf ihrem Weg, wie ich ihn auf meinem erfahren habe.

 

[15:15]

Heute morgen vor sechs Uhr schrieb ich ihr eine SMS und wünschte ihr einen streßfreien Arbeitstag.

Leider wurde sie durch das Piepen munter. Konnte ich nicht wissen, war auch nicht meine Absicht.

Weil sie munter wurde, war sie ziemlich sauer, würde ich sagen, und hat mir das auch deutlich zu verstehen gegeben (6:00 eine SMS, 8:19 eine Mail). Das hatte gesessen.

Ich reagierte sehr komplex:

Sie schrieb später (10:58) dann eine zweite Mail.

In einer kopfdemokratischen Beratung mit allen beteiligen Seelenteilen einigten wir uns: das war ein Mißverständnis.

Die coole Inlineskaterin und ich telefonierten dann auch noch - sie rief mich an, als ich gerade eine SMS abgeschickt hatte: "Ich wollte dich gerade anrufen, als deine SMS angekommen ist" und wir diskutierten das Thema noch einmal.

Ich konnte ja nicht besser reagieren, weil ich nicht wußte, daß sie munter werden würde, und hellsehen kann ich ja auch nicht. Meine Handys sind zwar an, aber stummgeschaltet, wenn ich nicht gestört werden will. Ihre Situation ist aber eine andere, was ich aber nicht wissen konnte.

Wir stritten also um die gundsätzliche Position. Und das war ja erst mal was von lecker: Die Frau hat einen Dickkopf mindestens so wie ich und richtig Biß, und das finde ich super scharf.

 

Als ich dann zum Arzt fuhr, um meine Zeh (siehe: kranker Zeh) ansehen zu lassen (alles super, der Arzt und die Schwerster haben toll gearbeit, ich bin zufrieden, was ich beiden auch gesagt habe) und danach einkaufen war, habe ich den vielen Frauen, die mir begegnet sind, ins Gesicht, in die Augen gesehen. Keine hatte diesen Schalk und die Kraft in den Augen oder im Gesicht. Ich hoffe, meine Leser, wissen, was ich meine.

Die Inlineskaterin hat etwas in ihrem Blick, was ich noch nie gesehen habe bei jemand von Angesicht zu Angesicht. (Außer, wenn ich in bestimmten Situationen in den Spiegel sehe. Aber das sollte ich nicht sagen, oder?)

Das spüre ich auch, wenn wir telefonieren.

Es ist, als würde meine Energie gespiegelt und kommt stärker zu mir zurück.

Und in mir gibt es beim Auftreffen eine Explosion. Ich bin wieder 20. Ich hebe die Welt aus den Angeln. Ich bin unbesiegbar.

Wow. WOW!

Ich springe durch die Wohnung, ich tobe, ich schreie... Ich schreie die Kraft aus mir heraus, um nicht zu platzen.

... zum Glück hört mich keiner in diesem braven und sehr hellhörigem Haus. David Bowie's 1.OUTSIDE ist lauter als ich.

So bin ich, für die anderen, die sich die Ohren stepseln, nur eine Stimme, die nicht recht zum Gesang paßt...

Nach vielen Jahren habe ich wieder ein starkes Bedürfnis, Musik zu machen. Leider habe ich meinem Synthesizer nicht zu Hause... Der Titel heute würde lauten: ... ich weiß es nicht, mir fällt jetzt nichts ein.

Ich tobe, ich tobe ...

Jetzt verstehe ich, warum David Bowie oder auch meinen Freund F. mit über 50 noch vor Kraft trotzen: Sie erhalten durch das Augen einer wunderbaren Frau ihre eigene Kraft zurück als die Energie der Schöpfung.

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[06.02.02, mi, 11:00]

Heute morgen hat mein wahres Ich, der Kern-Andreas, ihr eine Mail ("Der nicht kranke Andreas") geschrieben und hat sich damit das erste Mal einer Frau gezeigt.

Die Mail ist lang (18 KB). Ich überlege, ob ich sie auf der Seite veröffentliche. Irgendwie finde ich es putzig, wie der Kern-Andreas sich mit der Welt und seinen Gefühlen abmüht.

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[07.02.02, do, 17:00]

Sie hat meinen Anrufbeantworter besprochen.

Ich habe ihren Namen am Anfang nicht verstanden, erst aus dem Kontext heraus.

Ich hätte wetten können, daß die Frau mich angerufen hat, mit der ich mal zusammen und ihre animalisch verfallen war.

Großer Gott, dachte ich, hoffentlich bist du stark genug, ihr standzuhalten!

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[09.02.02, sa, 10:38]

Gestern haben wir uns sehr heftig gestritten.

Am morgen schrieb ich eine Mail, in der ich an eine meiner anderen anknüpfte, im Grunde ein Thema fortsetzte.

Sie empfand das aber nicht so. Für sie war als würde ich ein Thema fortsetzten, von dem sie klargestellt hatte, daß sie es nicht mag.

Deshalb wies sie mich zurecht. Sie fand, angemessen. Ich fand, sehr überzogen.

Ich erwartete eine Entschuldigung. Sie sah nicht ein, sich zu entschuldigen.

Ich schrieb: da verstehe ich keinen Spaß.

Sie schrieb: hier hört der Spaß auf.

Sie ist sehr dickköpfig, ich nicht minder.

Unsere Meinungstausch per Mail brachte uns nicht weiter.

Mein erster Anruf auch nicht. Sie war gerade damit beschäftigt, ein Regal allein aufzubauen, das man mit zwei Personen aufbauen soll.

Sie reagierte sehr "zickig", so als wäre sie die alte Freundin, der ich verfallen war. Igendwie stehe ich auf diese Art von Zickigkeit. Nur eine starke Frau kann es so.

Später haben wir dann telefoniert.

Das "Mißverständis" begann schon, als sie am Sonntag bei mir war. Sie machte eine Bemerkung, auf die ich etwas erwiderte, worauf die lachte.

Dieses Lachen sagte für mich: mein Kleener, wenn du wüßtest. Tatsächlich ist es aber ihr "Verlegenheitslachen".

In meine Mail "der nicht kranke Andreas" bezog ich mich auch auf diese Situation und ahnte nicht, daß ihr das unangenehm war.

Sie wiederum glaubte, sie müsse mich gewähren lassen, weil es schwer genug für mich sein, mein Kern zu offenbaren.

Ich bezog mich dann in einer weiteren Mail auf meine Aussage und wollte sie richtigstellen bzw. ergänzen.

Nun reichte es ihr. Dementsprechend fiel ihre Antwort aus bzw. kam bei mir an.

Erst nach langem Ringen kamen wir an diesen Punkt. Dann versöhnten wir uns.

Wir haben beide dazugelernt, von sich selbst und vom anderen.

Besonders toll finde ich, daß keiner von seiner Position gewichen ist, wir aber trotzdem eine Lösung gefunden haben.

Diese Frau macht mich wild und fasziniert mich immer mehr.

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[25.02.02, mo, 16:45]

Nicht, weil nichts mehr, sondern weil sehr viel passiert ist, habe ich nichts mehr auf dieser Seite geschrieben.

Was ich für S. fühle, was sie für mich bedeutet und was sie für mich tut, ist zu privat, als daß ich es hier schreiben möchte.

Ich kann nur sagen: S. schafft es immer wieder mich zu überraschen, mich für sie zu gewinnen.

Ich habe Gefühle, wie ich sie nicht kenne. Ich tue Dinge, die ich mir schon lange gewünscht, aber noch nie getraut habe bzw. noch nie die Gelegenheit hatte, sie zu tun.

Ich bin sehr, sehr glücklich.


Weiter mit S.

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