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Meine Angst, besser zu sein

[29.10.01, mo, 11:00]

Seit meine Kindheit plagt mich die Angst, besser zu sein als mein (Stief-)Vater.

Ich habe damals gelernt, daß es nicht gut ist, besser als dein Chef zu sein. Das ist ein Grund für meine Studiumhemmung.

Inzwischen hat mein Vater aber nicht mehr dagegen, daß ich besser als er bin. Er ist jetzt über 60 Jahre alt und ist mit seinem Job zufrieden. Auch ist er friedlicher geworden.

Statt es persönlich zu nehmen, wenn jemand besser als ist, sorgt er sich über meine lange Zeit als Student, die scheinbar nicht zu Ende geht.

Er fragt sich in letzter Zeit, welchen Schuld er daran hat.

 

[11:29]

Habe eben mal mit meinem Vater telefoniert und ihm erzählt, was ich an der Uni mache, wie es mir geht ... Ich möchte nicht, daß er sich Sorgen macht. Zumal sie jetzt unbegründet sind, mir nicht helfen.

Dann die Angst, besser zu sein, entsteht nur noch aus mir selbst.

Wenn ich besser bis als vor der letzten Herausforderung bzw. Krise, dann stelle ich mir automatisch die Frage, warum ich nicht früher besser sein könnte, warum ich jetzt erst dort bin, wo ich bin.

Das Fühlen der Versäumnisse macht mich sehr traurig, tut mir sehr weh.

Diese Schmerzen möchte ich vermeiden. Deshalb hemmt ein Teil meiner Selbst mich daran, besser zu sein.

 

Selbstverständlich kann ich meiner Angst, besser zu sein, und dem Schmerz meiner Versäumnisse Mut entgegenstellen, mit dem es mir vielleicht gelingt, mich nicht weiter durch mich selbst ab- und aufzuhalten.

Mit dem Mut, meinem Schmerz anzunehmen als ein Teil meinerselbst sollte es möglich sein, besser zu sein.